Nach verhaltenem Wochenstart haben sich die Märkte vor allem Mitte der Woche gut erholt. Zwar gab es zunächst negative Nachrichten wie beispielsweise den ewigen Streit zwischen den USA und China, diesmal geht es um die Rohstoffe im südchinesischen Meer (Erdöl usw.) und US-Sanktionen wegen Hongkong. Im weiteren Verlauf fokussierte man auf berechtigte Hoffnungen und baldige Erfolge bei Medikamenten und Impfstoffen gegen das Corona-Virus. Gerüchte, man schaffe den Durchbruch in Kürze, liessen die Pharmawerte ansteigen.
Das Luxemburger Gericht lehnte eine Steuer-Nachforderung (13 Mrd. Euro) der EU-Kommission betreffend Apple ab. Die EU hat nicht genügend nachweisen können, dass Apple und die Behörden in Irland illegale Steuerabkommen abgeschlossen hätten. Dieses Urteil kann noch an den Europäischen Gerichtshof weitergezogen. Diese Überraschung wirkte positiv und gab den Börsen Auftrieb.
Huawei kann sich in England nicht mehr am Ausbau des 5G-Mobilfunknetzes beteiligten. Ein Beschluss der britischen Regierung verbietet es den lokalen Telekomanbietern ab Ende Jahr, neue Huawei-Technologie einzusetzen.
Schweizer Unternehmensnachrichten
Die Grossbank UBS verliert in einem Rechtsstreit vor Bundesverwaltungsgericht. Es geht um Datenlieferungen nach Frankreich, den Streit um das Bankkundengeheimnis und eine Busse gegen die Bank.
Der Pharmakonzern Roche geht im Bereich der Krebsforschung mit dem US-Biotechnologieunternehmen Blueprint Medicines eine Kooperation ein. Verschiedene neue Medikamente sollen auch kurz vor der Zulassung stehen.
Swatch muss Konkurrenten nicht mehr beliefern. Ein jahrelanger Streit zwischen Swatch und der Wettbewerbskommission (WEKO) wurde beendet. Die Swatch-Tochter ETA hat keine Liefer-Verpflichtungen mehr. Sie darf nun ihre Kunden von Uhrwerken wieder selber auswählen.
Gut gehalten haben sich die Kantonalbanken von Zug und Luzern, kaum Einbussen bezüglich Corona-Lockdown im H1/2020 Ergebnis. Die Luzerner reduzieren das Kapital, das gibt eine steuerfreie Ausschüttung von CHF 12.50 pro Aktie per 24. Juli 2020.
Die Schweizer Versandapotheke Zur Rose steigt in die Telemedizin ein. Dazu gibt es eine Erhöhung des Kapitals zur Übernahme der deutschen TeleClinic für einen mittleren zweistelligen Mio-Euro-Betrag.
Umfeld und Aussichten
Die grösste Herausforderung in den kommenden Monaten ist die Bewältigung der Corona-Krise. Die wirtschaftlichen Folgen sind unübersichtlicher als bei der Finanzkrise im Jahre 2008 und dem Börsencrash 1987.
Die gegenwärtige Weltwirtschaft war bereits vorher geschwächt durch den Handelsstreit zwischen den Grossmächten. Auch in der gesamten Autoindustrie drehte der Konjunkturzyklus schon früher, beginnend beim Dieselskandal und der «grüne Welle» (verspätete Anpassungen der Technologie). Erst langsam werden alle Schäden sichtbar, die wirtschaftlichen und die medizinischen. Auch noch mehr Massenarbeitslosigkeit und viele Betriebsschliessungen dürften auf uns zukommen. Die Tourismus- und Reisbranche muss sich neu erfinden. Profitiert haben auf der anderen Seite der Internethandel und die Pharmaindustrie.
Aber fast jeder Börsen-Fachmann staunt über die bereits so rasche Börsenerholung, basierend auf den hohen Erwartungen für das Jahr 2021. Hier liegen aber noch zahlreiche Risiken für Rückschläge. Die Nullzinspolitik der Notenbanken und massive Staathilfen sind jedenfalls eine gute Stütze für die Aktienmärkte.