Kaum ist die Kritik am Rassismus und harten Polizeieisätzen in den USA verstummt, haben die Corona-Zahlen weltweit wieder zugenommen, sogar bei jüngeren Leuten, vor allem in China, in Brasilien, den USA und Serbien. In Deutschland waren Ansteckungsherde vor allem in den Fleischfabriken im Zentrum der Medien-Berichterstattung.
Auch die Meldungen aus Politik und Wirtschaft waren mehrheitlich unerfreulich und verhinderten eine weitere Erholung der Aktienkurse. Präsident Trump will US-Truppen aus Deutschland abziehen, verändert aber damit in Europa die Gleichgewichte der Grossmächte. Beim deutschen Zahlungsdienstleister Wirecard wurde ein Finanzloch von rund zwei Milliarden Euros entdeckt. Ob Betrug oder Buchhaltungsirrtum, dies ist Sache eines Strafverfahrens, bedeutet aber auch die Insolvenz des Grosskonzerns (im DAX vertreten). Ganz knapp an einem Totalschaden vorbeigeschrammt ist die Lufthansa mit ihrer Tochtergesellschaft Swiss. Die deutsche Regierung und die Grossaktionäre konnten sich in letzter Minute einigen bezüglich eines Rettungspakets.
Erster Börsengang nach dem Lockdown
Die neue Berichtswoche begann mit einer Hiobsbotschaft - der Massenentlassungen bei Reiseveranstaltern Hotelplan und Globetrotter. Diese Gesellschaften sind zwar nicht börsenkotiert, drückten aber trotzdem spürbar auf die Stimmung. Die Zuger Metallwaren-Holding hat nach der Corona-Krise als erstes ein IPO gewagt, ihre Beteiligungsgesellschaft V-Zug an der Börse platziert in Form einer Sachdividende. Pro 1 bisherige Aktie Metallwaren Holding erhielt jeder Aktionär 10 Aktien der V-Zug. Der Aktienkurs eröffnete bei rund CHF 72 und stieg bis auf 80. Diese Gesellschaft ist bekannt als Herstellerin von qualitativ hochstehenden Haushaltmaschinen (Kühlschränke, Waschmaschinen, Wäschetrocknern, Kochherden, Geschirrspülmaschinen usw.).
Teurer Vergleich - der Pharmakonzern Novartis und seine frühere Tochter Alcon zahlen in den USA eine Busse von 345 Mio. USD wegen Korruptionsvorwürfen in Griechenland und in Vietnam. Ein Grossteil davon geht auf Kosten von Novartis. Gewinnwarnung von Sulzer - der Industriekonzern restrukturiert und bildet für das Energiegeschäft Rückstellungen, rechnet deswegen mit einem deutlich tieferen Nettoergebnis im ersten Halbjahr 2020.
Rezession, so weit das Auge reicht
Der internationale Währungsfonds (IWF) hat seine Wirtschaftsprognose weiter nach unten revidiert. Die Corona-Krise sei schlimmer als ursprünglich gedacht. Die Weltwirtschaft dürfte dieses Jahr durchschnittlich um fünf Prozent schrumpfen. Das bedeutet für die USA -8%, Europa -10%, Japan -6%. Indien -4.5%, Brasilien-9%, aber China mit Wachstum von +1%, was aber für dieses Land sehr tief ist (normalerweise plus 6-10 Prozent). Das Ende des Tunnels wird also frühestens im Laufe des Jahres 2021 erwartet. Dies bedeutet auch Erwartungen der tiefsten Rezession seit dem 2. Weltkrieg und weitere tiefgreifende wirtschaftliche Bereinigungen in allen Ländern und fast allen Sektoren. Die Halbjahresergebnisse folgen ab Mitte Juli. Erwartet werden Gewinneinbrüche in allen Sektoren, am meisten beim Verkehr und Tourismus, am wenigsten in der Bereichen Pharma und Lebensmittel.