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03.04.2020
03.04.2020 22:17 Uhr

CHANDIRAMANIS BÖRSENWOCHE 14

Das Corona-Virus beschäftigt die Menschen weiterhin sehr stark. Die Fallzahlen nehmen immer noch zu, vor allem in den USA. Für die Wirtschaft wird es schwieriger.

Gegen die Massnahmen der Behörden kommt zunehmend Opposition auf. Die Aktienmärkte zeigen trotz starken Schwankungen insgesamt Erholungsansätze.

Bei der Corona-Krankheit spricht man bereits weltweit von über einer Million Infizierten und über 50‘000 Toten, allein in der Schweiz von über 1000 Neuerkrankten pro Tag, momentan 19‘000 und knapp über 500 Verstorbenen. In Europa sind vor allem Italien, Spanien und Teile Frankreichs hart betroffen, in der Schweiz sind es das Tessin und die Westschweiz. Auch die Massnahmen der Behörden und die Polizeipräsenz nehmen zu. Schulen und Geschäfte sowie Restaurants usw. bleiben über Ostern hinaus geschlossen. Ein Ausgehverbot gibt es hier zwar noch nicht, aber der Bundesrat wird versuchen, den Osterverkehr zu verhindern. Die Schweizer Post beabsichtigt, wegen Überlastung den Paketversand zu beschränken. Der Bundesrat verdoppelt den Betrag für Bürgschaften an die KMU auf gigantische 40 Mrd. Franken. Im Sinn einer leichten Lockerung dürfen Gärtner und Gartencenter Drive-in (Abholservice) anbieten.

Die Corona-Krise hat auch die USA voll erfasst. Die wirtschaftliche Lage in den USA verschlechtert sich zurzeit markant. In der Berichtswoche haben 6.6 Mio. Personen einen Erstantrag auf Arbeitslosenhilfe gestellt. Experten hatten durchschnittlich nur 3.5 Mio. erwartet. In den USA gibt es kein Modell einer Entschädigung für Kurzarbeit. Zudem sind die Kündigungsfristen kürzer als in Europa.

Generalversammlungen von Unternehmungen, welche in den vergangenen Tagen stattgefunden haben, beispielsweise ABB, Acrevis Bank, Givaudan, Swisscom, Zürich Versicherungen, Bank Vontobel, Swiss Prime Site usw. fanden alle ohne Aktionäre oder über Bildschirm statt. Dividenden wurden zumeist wie geplant ausbezahlt, Ausnahmen sind aber Bossard, Coltene, Feintool, Valora und BVZ (Matterhorn Bahn), welche die Ausschüttung zwecks Stärkung der Cash Reserven kürzen oder ganz streichen wollen. Die Schweizer Finanzmarktaufsicht (FINMA) hatte vor einer Woche empfohlen, bei den Ausschüttungen Zurückhaltung zu üben und auf Aktienrückkäufe zu verzichten. Bei den Unternehmensmeldungen fiel noch auf, dass die Titlisbahnen entschieden haben, ihre Aktien 1:5 aufzuteilen. Auch Vetropack schlägt den Aktionären einen Split von 1:50 sowie den Umtausch von Inhaber- in Namenaktien vor. Diese GV findet am Ende April statt.

Aussichten

Einen Monat Stillstand heisst theoretisch und weltweit etwa 9 Prozent weniger Jahresumsatz an Waren und Dienstleistungen. Aber die indirekten Folgen sind viel grösser, speziell bei einem späteren Neustart. Die Existenz eines grossen Teils der Kleinunternehmer könnte trotz Staatshilfe gefährdet sein. Noch schlimmer sieht es europaweit bezüglich der hoch verschuldeten Mittelmeerländer aus - Gefahr eines Staatsbankrotts, Italien hat bereits die EU um Finanzhilfe gebeten. Auch einige Drittweltstaaten sind auf der Kippe. Einen «Lockdown» kann sich die Weltwirtschaft nur einmal leisten, sonst droht ein Totalschaden. Die Forderungen sind somit berechtigt, dass die Wirtschaft unbedingt nach Ostern wieder starten muss.

Die Aktienbörsen sind im Moment so bewertet, als ob die Wirtschaft nach Ostern tatsächlich wieder in Gang kommt und in spätestens einem Jahr wieder normal läuft. Jede Verzögerung nährt weiteren Pessimismus. Grundsätzlich ist jeder Stillstand ein «KMU-Killer» und bedeutet das Ende vieler junger Unternehmer, wenn der Übergang in den Normalzustand zu lange dauert. Kettenreaktion mit Konkursen und Insolvenzen wären die Folge. Grosskonzerne können vermutlich mit der Situation besser umgehen, haben mehr Reserven und Kreditpolster. Die Regierungen müssen die wirtschaftlichen Folgen ernster nehmen.

Christopher Chandiramani, Börsenanalyst und freier Mitarbeiter Linth24