Schon im Vorfeld der Lockerungsmassnahmen bezüglich Covid 19 sind die Investoren wieder aufgeblüht und sind nun auch stärker an den Aktienbörsen engagiert. Nicht nur in der Schweiz, auch in Teilen Europas und den USA wird weiter gelockert, beispielsweise Gottesdienste, Aktivitäten im Tourismus und grössere Versammlungen wieder erlaubt, sowie der Flugverkehr ab Juni hochgefahren.
Das Säbelrasseln zwischen den Amerikanern und den Chinesen wurde in den vergangenen Tagen weitgehend überhört. Auch neue Gesetze, welche Hong Kong weiter an China anbinden und weniger Freiheiten für früheren britische Kolonie bedeuten, wurden vom Aktienhandel kaum beachtet.
Ebenso übersehen wurden die schlechten Konjunkturaussichten und die prekäre Lage am Arbeitsmarkt. Die ganze Wirtschaft dürfte mindestens kurzfristig in eine spürbare Rezession fallen. Aber vermutlich haben vor allem der geplante Wiederaufbaufonds der EU nach Corona (750 Milliarden) und die Lufthansa-Rettung (bis zu 9 Milliarden Euro) die Stimmung wieder etwas angehoben.
Zunächst deutliche Kursgewinne
In der Berichtswoche gab es deutlicher Kursgewinne und der Börsenindex SMI schritt wieder zügig in Richtung der Marke von 10‘000 Punkten. Erst am Freitag gab es einige Gewinnmitnahmen, nachdem die Nationalbank vor zu viel Euphorie gewarnt hatte. Bei den Unternehmensmeldungen gab es ebenfalls News. Bereits vor Jahren wollte der französische Industriekonzern Saint-Gobain den Chemiekonzern Sika schlucken, was aber teilweise scheiterte. Nun hat Saint-Gobain einen Schlussstrich gezogen und sämtliche Sika-Anteile verkauft. Aktien im Wert von über 2.5 Mrd. Franken wurden bei neuen Investoren platziert. Ein anderer jahrzehntelanger Traum wurde neu präsentiert, der Zusammenschluss der Titlisbahnen mit den Regionen Hasliberg und Melchsee-Frutt. Zusammen mit der guten Nachricht der Wiedereröffnung aller Bergbahnen am 6. Juni legte der Aktienkurs der Titlisbahnen am Donnerstag um zeitweise über zehn Prozent zu. Logitech kündigte Aktienrückkäufe an und verspricht zukünftig höhere Dividenden.
Tiefzinspolitik, steigende Staatsverschuldung, Steuererhöhungen
Was uns in naher Zukunft beschäftigen wird, das ist die immense Geldschwemme durch die ultra-lockere Geldpolitik der Notenbanken. Gleichzeitig stehen massive Staatsaugaben gegenüber, zur Milderung der Auswirkungen des langen Lockdowns aufgrund der Corona-Krise. Hier ist mit dreistelligen Milliardensummen je Land zu rechnen. Die Gelder können jedoch nicht einfach gegeneinander saldiert werden. Expansive Geldpolitik bedeutet längerfristig Inflation, und hohe Staatsausgaben heissen Defizite und mit der Zeit Steuererhöhungen. Wir leben momentan auf Kosten der zukünftigen Generationen. Es könnte somit sein, dass die Regierungen nach neuen und höheren Steuern Ausschau halten. Auch der Satz, dass Tiefsteuersoasen trockengelegt werden müssten, hat man in der Politik bereits gehört. Das könnte die Märkte wiederum belasten.