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24.04.2020
24.04.2020 17:03 Uhr

Börse: Kurserholung kommt ins Stottern

Bild: Linth24
Rohöl im freien Fall - die Preise rutschten in den Keller. Die Erholung an den Aktienmärkten ist verebbt. Mehr darüber im Börsenkommentar von Christopher Chandiramani.

Die Fallzahlen bei der Corona-Krankheit (Covid 19) stabilisieren sich und nehmen zum Glück in Europa und Asien deutlich ab. Aber die Nachrichten aus der Wirtschaft sind schlecht. Die Welt steht auf dem Kopf, Öl-Termingeschäfte zu Negativpreisen - das gab es früher noch nie. In den USA hat das Parlament weitere Hilfsgelder gesprochen. Senat und Repräsentantenhaus haben nochmals 484 Milliarden Dollar bewilligt. Davon profitieren sollten vor allem kleine Unternehmer und das Gesundheitswesen. Bereits im März hat die US-Regierung mit zwei Billionen Soforthilfe die Wirtschaft unterstützt. Die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe stiegen in den USA in den letzten Wochen auf über 26 Millionen Fälle.

Auch in Europa wurde diese Woche ein Hilfsprogramm inklusive ein Wiederaufbaufonds von 500 Milliarden Euro beschlossen. Die Gelder des ersten Pakets sollen ab Juni bereit liegen. Die EU-Kommission muss noch detaillierte Pläne ausarbeiten. Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel warnt die Bundesländer vor zu frühen Lockerungen. Man müsse noch sehr lange mit dem Corona-Virus leben.

Sogar bei der Schweizerischen Nationalbank (SNB) hat Corona Spuren hinterlassen. Die SNB weist für das erste Quartal 2020 einen Verlust von 38.2 Mrd. Franken aus. Vor allem die Aktienbestände fielen stark, auch die Fremdwährungen, währendem Gold leicht zulegen konnte. Starke Schwankungen beim Gewinn der SNB sind jedoch nicht aussergewöhnlich.

Robuste Aktien multinationaler Unternehmungen

Auch wenn die Berichtswoche mit Verlusten startete und stark vom Ölpreiszerfall beeinflusst war, wurden die Zwischenergebnisse von Roche und Nestlé von den Investoren wohlwollend aufgenommen. Auch die Papiere von Novartis hielten sich gut. Generell schwächer waren die Finanzwerte (Banken und Versicherungen). Bei Industrietiteln und übrigen Werten fielen vor allem Sulzer und Adecco durch Kursverluste auf. Diese waren aber vor allem auf den Abgang der Dividenden zurückzuführen. Der Zürcher Flughafen und die Jungfraubahnen verzichten vorläufig auf Ausschüttungen ihrer Aktien, warten die weitere Entwicklung ab.

Aussichten - Ökonomen erwarten kräftige Rezession

Das Corona-Virus und die Folgen könnten die Schweizer Wirtschaft hart treffen. Insolvenzwellen sind wahrscheinlich. Der Rückschlag könnte so gross werden wie nach der Endölkrise vor über 45 Jahren. Die Experten des Seco (Staatssekretariats für Wirtschaft) erwarten, dass das reale Bruttoinlandprodukt (BIP) im laufenden Jahr 2020 um 6.7 Prozent schrumpfen dürfte. Im März war man noch von einem Rückgang von lediglich 1.3 Prozent ausgegangen. Auch die Schweizer Pensionskassen sprechen von einem Performance-Verlust von durchschnittlich acht Prozent im 1. Quartal 2020. Damit sind die Kursgewinne eines hervorragenden Vorjahres 2019 wieder geschmolzen. Bundesrat und Finanzminister Maurer spricht bereits von einem Bundesdefizit von etwa 80 Milliarden im laufenden Jahr. Das wären die Ersparnisse einer ganzen Generation. Aufgrund dieser negativen Erwartungen ist die Aktienbörse zurzeit relativ optimistisch bewertet.

Christopher Chandiramani, Börsenanalyst und freier Mitarbeiter Linth24