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12.06.2020
12.06.2020 18:28 Uhr

Angst führt zu starken Kurseinbussen

Bild: Linth24
Düstere Konjunkturaussichten und die Angst vor einer neuen Corona-Welle führten zu starken Kurseinbussen. Mehr darüber im Wirtschafts- und Börsenkommentar von Christopher Chandiramani.

Bereits zu Beginn der Woche war die Börse relativ schlecht gelaunt und quasi in der „Rassismusfalle“, nachdem vor wenigen Tagen ein Afroamerikaner bei einer Polizeikontrolle in den USA gewaltsam ums Leben gekommen war. Bei Streitereien an Demonstrationen, wurden sogar Fahnen zerrissen und verbrannt, Denkmäler vom Sockel gerissen und teilweise sogar der Verkauf dunkler Schokolade verboten.

Am Donnerstag erinnerte der US-Notenbank-Präsident Jerome Powell an einer Rede die trüben Aussichten in der Wirtschaft, eine hohe Arbeitslosigkeit, die noch lange andauern dürfte, sowie erwähnte er alle damit verbundenen rezessiven Anzeichen, Gewinnschwund der Unternehmungen, Dividendenkürzungen usw. Gleichzeitig berichteten die Nachrichtenagenturen von neuen und zunehmenden Corona-Fallzahlen und heizten damit die Ängste der Bevölkerung vor einer sogenannten „zweiten Corona-Welle“ weiter an.

Die europäischen und asiatischen Börsen folgten generell dem negativen Trend. Markttechniker waren jedoch wenig überrascht. Eine Korrektur sei erwartet, höchstens das Ausmass war sehr gross. Die Aktienkurse seien seit ihren Jahrestiefstwerten Ende Februar und anfangs März massiv und teilweise über fünfzig Prozent angestiegen. Einige Aktien erreichten sogar neue Allzeithöchste. Börse und Realwirtschaft hätten sich seit Ausbruch der Corona-Krise voneinander abgekoppelt - eine zu schnelle Erholung der Märkte sei erfolgt.

Weniger Verluste in der Schweiz

Bis Freitagnachmittag betrug nach leichter Erholung der Wochenverlust unter 4 Prozent. Der SMI unterschritt die Marke von 10‘000 wieder deutlich. Bezüglich Unternehmensmeldungen wurde mitgeteilt, dass Nestlé den Verkauf des Mineralwassergeschäfts in den USA prüft (3.4 Mrd. USD Umsatz). Die Finanzholding Pargesa soll von den belgischen Grossaktionären ganz aufgekauft werden und die restlichen Titel können gegen Anteile der Groupe Bruxelles Lambert umgetauscht werden. Stadler Rail erhält einen Grossauftrag (CHF 173 Mio.) der Rhätischen Bahnen für neue Züge des Modells „Capricorn“. Die Aktien der Immobiliengesellschaft Ina Investment werden am Freitag erstmals an der Börse gehandelt. Verkäuferin ist Implenia. Der Ausgabepreis betrug CHF 22.42.

Durchzogene Aussichten

In der Berichtswoche wurden wir brutal an die Coronakrise und deren Folgen erinnert. Zwar gehen die Lockerungen weiter. Eine Grenzöffnung an die Nachbarländer steht unmittelbar bevor. Aber die Sorgen um die Staatskassen sind berechtigt. Die Schäden der Pandemie sind nicht abschliessend abschätzbar, aber vermutlich CHF 100 Milliarden oder ein mehrfaches davon. Neue Sozialversicherungen werden bewilligt, Vaterschaftsversicherung, eine Überbrückungsrente für ältere Arbeitnehmer usw. Die Staatsdefizite werden in der Folge „monetarisiert“, d.h. mit Nullzinsen und Anleihenskäufen der Notenbanken finanziert. Die finanzielle Zukunft wird somit immer anspruchsvoller. Für weitere Kursschwankungen an den Börsen ist gesorgt.

Christopher Chandiramani, Börsenanalyst und freier Mitarbeiter Linth24