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24.07.2020
25.07.2020 08:59 Uhr

Börse: Teilweise schwache Halbjahresergebnisse

Bild: Linth24
Neue Spannungen zwischen den USA und China, düstere Semesterergebnisse von Unternehmen sowie die intensive Forschung nach Corona-Heilmittel waren die Hauptthemen dieser Börsenwoche.

Die Konfliktsituation zwischen den USA und China hat sich erneut verschärft. Das äusserte sich in gegenseitig erzwungenen Schliessungen von Konsulaten in Houston und Chengdu.

Nach langen Beratungen hat die EU ihr Hilfspaket von 1800 Mrd. Euro abgeschlossen. Um diverse Nebenaspekte wie die Rückzahlbarkeit von Teilpaketen wurde übers vergangene Wochenende vier Tage lang debattiert.

Die USA bezichtigen die schweizerische Nationalbank der Währungsmanipulationen bei der Bekämpfung der Frankenstärke. Noch zahlreichere «Sünden» bei der eigenen amerikanischen Geld- und Finanzpolitik werden vom Bundesrat und der SNB viel Verhandlungsgeschick fordern, um allfällige Strafsanktionen abzuwenden.

Die Schweizer Uhrenexporte sind während des Lockdowns um historisch hohe 80 Prozent eingebrochen. Auffallend bei den Importen waren vor allem die Schutzmasken für über 560 Mio. CHF, davon eine halbe Milliarde für Importe aus China.

Die Firmen Biontech (D) und der US-Pharmakonzern Pfizer forschen gemeinsam am Corona-Impfstoff. Noch steht dieser nicht bereit, doch die US-Regierung hat sich bereits 100 Millionen Dosen gesichert. Roche ist besonders aktiver Hersteller von Diagnostika und Covid-19-Tests.

Zahlreiche zweistellig schwächere Semesterergebnisse

Die vergangene Börsenwoche tendierte zu Gewinnmitnahmen wegen teilweise enttäuschender Halbjahreszahlen. Viele waren aussergewöhnlich schwach, vor allem in der Maschinenindustrie.

Schindler und Sulzer haben bereits einen spürbaren Personalabbau angesagt. Auch die Logistikfirma Kühne & Nagel, Schokoladehersteller Lindt & Sprüngli und die Zuger Industriegruppe Bossard verloren massiv, der Warenkontrolleur Surveillance sogar über 20 Umsatzprozente. Der Rückversicherungskonzern Swiss Re muss über eine Milliarde ans Bein streichen, insbesondere wegen Ausfall von Olympischen Spielen.

Es gab aber auch Gewinner. Die Kantonalbanken und der Aromahersteller Givaudan, auch ABB, konnten ihr Ergebnisniveau halten, die Privatbank Julius Bär in der Corona-Zeit sogar kräftig zulegen. Logitech profitierte vom Home-Office, und der Devisenbroker Tradition legte zu dank grösseren Währungsschwankungen. Gewinner war auch Lonza, Zulieferer von Produkten für die Pharmaindustrie. Die Chemiesparte soll hier längerfristig verkauft werden.

Aussichten

Die Rezession ist im Anzug, die Unternehmenszahlen sind im Begriff, sich spürbar abzuschwächen, die Entlassungen rollen an. Den Höhepunkt der Negativspirale kennen wir noch nicht. Auch die Auswirkungen des Lockdowns auf die Staatsfinanzen sind noch weitgehend ungeklärt. Stützungsgelder gegen Firmenpleiten, Mietzins- und Steuerausfälle, Arbeitslosenkasse usw. könnten auf alle Fälle zweistellige Milliardenbeträge im oberen Bereich erreichen.

Was die Aktienbörse betrifft, sind die hyperexpansive Geldpolitik der Notenbanken, die massive Staatshilfe und die Hoffnungen auf sinkende Fallzahlen sowie eine rasche Bereitstellung von Medizin gegen die Corona-Krankheit massgebend.

Christopher Chandiramani, Börsenanalyst und freier Mitarbeiter Linth24