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22.10.2024
22.10.2024 09:05 Uhr

Gläubiger vergleicht GZO mit SAir

Gregor Greber gilt als «aktivistischer» Investor. Sein aktuelles Finanz-Projekt: Das GZO. Geht es ihm wirklich um das Wohl des Spitals oder einfach um maximalen Profit?
Gregor Greber gilt als «aktivistischer» Investor. Sein aktuelles Finanz-Projekt: Das GZO. Geht es ihm wirklich um das Wohl des Spitals oder einfach um maximalen Profit? Bild: R&S
Am 25. Oktober 2024 versammeln sich wegen der «GZO Creditor Group» die Spital-Gläubiger. Eine Zeitung kippte ein Interview mit Obligationärs-Anführer Gregor Greber, der austeilt.

Gregor Greber kaufte nach der Nachlassstundung GZO-Obligationen günstig auf, um damit ein Geschäft zu machen. Die «NZZ» betitelte Greber neulich als den «lautesten» Vertreter der Gläubiger und als «angriffigen Investor», der immer dort auftauche, wo ein Unternehmen unter Wert gehandelt werde.

«Aktivistische Investoren»

Angeführt wird die Gläubigergruppe von Gianluca Ferrari, einem 33-Jährigen aus Frankfurt. Laut «NZZ» hat sich Ferrari – wie Greber – als «aktivistischer Investor» einen Namen gemacht. Mit seiner Firma Clearway Capital kaufe er sich gezielt in Unternehmen ein, die unter Wert gehandelt werden, und versuche dann, den Kurs der Geschäftsleitung zu ändern, um die eigenen Ziele zu erreichen. Fester Bestandteil dieses «Spiels» sei es, über öffentliche Kampagnen und die Medien Druck aufzubauen (wir berichteten).

Wie «Inside Paradeplatz» schreibt, hat der stellvertretende Chefredaktor des «Zürcher Oberländer» die Sistierung des Interviews damit begründet, dass man zu wenig hart nachgefragt habe. «Inside Paradeplatz» sieht jedoch andere Motive dahinter: Der GZO-VR-Präsident Jörg Kündig soll das Interview gestoppt haben. Doch der habe via sein Sprecher dementiert. Kündig habe nichts vom Interview gewusst.

VR-Präsident Kündig als Spekulant und Geier bezeichnet

Im Interview mit Gregor Greber bekommt der GZO-Verwaltungsrat tatsächlich sein Fett weg. Auf die Frage, ob Greber ein «Spekulant» und «Geier» sei, antwortet dieser: «Diese Bezeichnungen sind treffend, aber passen auf den Verwaltungsrat der GZO. Unter VR-Präsident Jörg Kündig hat dieser den Pleitegeier ganz allein erschaffen und sich mit dem Neubau wahrhaftig verspekuliert. Mit einem Minimum von 8 Prozent Eigenkapital plante man in Wetzikon den Turmbau zu Babel. Nun sollen die Gläubiger diese Suppe auslöffeln?» Viele Gläubiger hätten dem GZO und dem Verwaltungsrat vertraut. Dieser habe das Vertrauen arg missbraucht.

Auf die Frage, was ihm als Auswärtiger an der Gesundheitsversorgung im Zürcher Oberländer liege, antwortet Greber: «Ich wohne in der Region. Heute in Uerikon. Doch unsere Kinder sind in Uster zur Welt gekommen, als wir im Zürich Oberland gewohnt hatten.» Er schätze eine gute und funktionierende Gesundheitsversorgung in der Region. Das sei ein Standortvorteil. Die grosse Unterstützung aus der Region zeige, dass das GZO einen Neustart verdient habe.

«Das GZO hat den Kapitalmarkt mit der Anleihe beansprucht und versucht nun, diese Regeln zu umgehen und sich in der Nachlassstundung vor der Verantwortung zu drücken. Das ist feige.»
Gregor Greber

«Marktpreis der Anleihe war fair»

Der «Zürcher Oberländer» fragte weiter, wann er und seine Mitstreiter die 6,56 Prozent des Gesamtnennwertes der Anleihe übernommen hätten. Greber bleibt oberflächlich und sagt dazu: «Kein Anleger der Anleihe sollte über seine Motivation Auskunft geben müssen. Der Marktpreis der Anleihe war für jeden Investor zum Zeitpunkt des Erwerbs fair.» Das GZO habe den Kapitalmarkt mit der Anleihe beansprucht und versuche nun, diese Regeln zu umgehen und sich in der Nachlassstundung vor der Verantwortung zu drücken. Das sei feige.

Auf die Frage, ob es ihm nur ums Geld gehe (Greber soll 4 Mio. investiert haben und könnte einen Gewinn von 7 Mio. machen), ob er auch an die 900 Angestellten und die tausenden Patienten denke, antwortet Greber, dass mit dem Antrag, die Obligationsanleihe zu verlängern, die Thematik einer Rückzahlung nicht vordergründig sei. Die Eigenkapitalbasis müsse jedoch mit einer Kapitalerhöhung gestärkt und die Bilanz verkürzt werden. «So würde der Schuldendienst massiv reduziert und das Spital wäre wieder salonfähig – auch am Kapitalmarkt.» Die Frage hätte man viel früher an Herrn Kündig als VR-Präsident der GZO richten müssen, so Greber weiter. «Es lässt sich leicht mit geliehenem Kapital spekulieren. Jetzt, wo der Schaden angerichtet ist, will der VR seine Gläubiger zwingen, auf ihre Ansprüche weitgehend zu verzichten.» Das bedeute, dass das GZO für schlechte Arbeit und Spekulation Geld im gleichen Umfang geschenkt erhielte. Durch den Absturz der Anleihe hätten Pensionskassen, Krankenkassen, Versicherer, Banken und Fonds und Krankenkassen einen Schaden von über 100 Mio. Franken erlitten. Mit dem aktuellen Weg riskiere der Verwaltungsrat den Konkurs des Spitals.

«Die Managementfehler in Wetzikon sind schlimmer als diejenigen der abgestürzten SAir Group.»
Gregor Greber

Trägergemeinden sollen bis zu 80 Mio. Franken zugesichert haben

Die Managementfehler in Wetzikon seien schlimmer als diejenigen der abgestürzten SAir Group, so Greber weiter. Der heutige VR verstecke sich und versuche die Verantwortung abzuschieben. Die Trägergemeinden hätten ihm gegenüber genügend Eigenkapital zugesichert. Die Rede sei von bis zu 80 Mio. Franken. Mit einem solchen Kapital könne man die Zukunft proaktiv gestalten. So würde das Spital der öffentlichen Hand gehören, also den Gemeinden. Man sei überzeugt, dass ein Regionalspital dort in den richtigen Händen wäre. Leider weigere sich der Verwaltungsrat, sich mit ihnen an einen Tisch zu setzen. «Als Unternehmer schäme ich mich über das Vorgehen der Spitalverantwortlichen. Eine juristische Aufarbeitung wird allenfalls zum Thema werden müssen.» Eine Klage sei jedoch aktuell nicht im Fokus, sondern die Versammlung und die Rettung des GZO.

«Es darf nicht sein, dass ein Verwaltungsrat, der mit einem letztlich nutzlosen Bau die Gelder der Gläubiger verschwendet hat, diese nun zur Hingabe ihrer Gelder zwingt.»
Gregor Greber

Auf die Frage, ob damit rechne, dass die Gläubigerversammlung ihre Vorschläge annimmt, antwortet Greber mit Ja. Die Anleihensgläubiger würden ein klares Zeichen, dass sie an die Zukunft des GZO glauben und nicht der Zwangsenteignung ihres Kapitals zustimmen. «Niemand wird gerne auf die Schlachtbank geführt. Die Chance für das GZO ist einmalig, in Ruhe und mit neuen Leuten wieder salonfähig zu werden und auch den geplanten Neuverbund der Regionalspitäler zu planen.»

Wenn es wider Erwarten nicht dazu kommen sollte, werde man trotzdem für Demokratie kämpfen. Es darf nicht sein, dass ein Verwaltungsrat, der mit einem letztlich nutzlosen Bau die Gelder der Gläubiger verschwendet hat, diese nun zur Hingabe ihrer Gelder zwingt. Man kann man ja alle Gläubiger zu Aktionären machen und die Verantwortung übergeben. Wir wären bereit, solche zu tragen, weil wir an das GZO und an die Belegschaft glauben.»

Die GZO Creditor Group hat das Interview auf ihrer Website publiziert. Sie können es hier nachlesen.

> Beitrag von Inside Paradeplatz

Barbara Tudor, Zürioberland24 / Linth24