Home Region Sport Schweiz/Ausland Rubriken Agenda
Rapperswil-Jona
13.12.2023
14.12.2023 10:58 Uhr

Bürgerspital: Ein Wunder – oder doch keins?

Bis letzten Donnerstag um 14 Uhr noch glückliche Bewohner des Bürgerspitals Rapperswil (v. l.): Ernst Mühlheim (98), Therese Blöchlinger (94), Bea Schütz (92), Josy Helbling (80), Margarita Hofstetter (88).
Bis letzten Donnerstag um 14 Uhr noch glückliche Bewohner des Bürgerspitals Rapperswil (v. l.): Ernst Mühlheim (98), Therese Blöchlinger (94), Bea Schütz (92), Josy Helbling (80), Margarita Hofstetter (88). Bild: Linth24
Die Betagten glaubten nach dem Bürgerbeschluss zur Offenhaltung des Bürgerspitals an ein Wunder. Die Ortsgemeinde tut sich aber scheinbar schwer damit. Von Bruno Hug.

Der Ortsverwaltungsrat steht beim Bürgerspital, wie es scheint, auf der Bremse. Zuerst aber zur schönen Seite dieses Dramas: Zwei Tage nach der Bürgerversammlung vom 6. Dezember, an der beschlossen wurde, das Bürgerspital Rapperswil müsse bis im Herbst 2026 weitergeführt werden, besuchte ich die betagten Bewohner im Bürgerspital.

«Es gibt ein Wunder»

Herrlich, wie sie Freude hatten! Die hellwache Margarita Hofstetter (88), also jene Dame, über die ich in meinen ersten Bericht zur Heim-Schliessung schrieb, war bester Laune. Dass sie nun hier bleiben zu könne, sei eine riesige Erleichterung. Sie habe immer gesagt: «Es gibt ein Wunder».

«Wahnsinnige Freude»

Genauso glücklich war auch Josy Helbling (80): «Wir haben eine wahnsinnige Freude, alle können wieder schlafen.» Dann zeigte sie zum Himmel und sagte: «Der da oben hat uns einen Retter geschickt.» Und die gutgelaunte Bea Schütz (92) sagte, dass sie hier bleiben könne, sei für sie ganz, ganz wichtig, «wo soll ich denn sonst hin, ich habe ja niemanden».

«Mitarbeitende auf unserer Seite»

Therese Blöchlinger (94) sagte, nun sei alles wieder gut, und auch die Mitarbeitenden «sind auf unserer Seite». Das war ein feiner Hinweis, dass offenbar nicht das ganze Personal mit der Heim-Schliessung einverstanden ist.
Ernst Mühlheim (98), ehemaliges Direktionsmitglied der Geberit, bestand darauf, dass in meinem Bericht auf Linth24 stehe, dass alle Heimbewohnenden allen Ortsbürgern danken möchten.

Weiter nach Heim suchen

Gleich nach meinem Treffen informierte die Ortsgemeinde die Betagten. Tags darauf fragte ich nach, was gesagt worden sei. Und das machte mich betroffen: Es sei wieder mit der Personalnot gedroht worden und die Ortsbürgervertreterin Christa Rhyner habe den Betagten geraten, sich nach anderen Heimplätzen umzusehen.
Genau davor hatte ich als Redner an der Bürgerversammlung gewarnt: Jene Ortsgemeinde-Vertreter, die nicht an das Heim glauben, sollten für dieses nicht mehr verantwortlich sein. Das traf speziell auf Christa Rhyner zu, die die Heim-Schliessung durch alle Böden verteidigt hatte .

Langsam-sterben-Lassen

Nachdem ich die Ortsgemeinde-Kommunikation gegenüber den Betagten erfahren hatte, schrieb ich an OG-Vertreterin Christa Rhyner: Das, was nun vor sich gehe, sehe weiterhin nach der durch Hans Wigger an der Bürgerversammlung kritisierten «Langsam-Sterben-lassen-Strategie» aus.
Rhyner schrieb zurück, die Ortsgemeinde nehme den Auftrag der Bürger «sehr ernst». Es fänden Sitzungen zwischen Stadt, RaJoVita, Ortsgemeinde und Drittanbietern statt. Auch der Zuzug von «Personen ausserhalb des Ortsverwaltungsrates» werde geprüft.
Daraufhin fragte ich per Mail zurück, ob es denn richtig sei, dass den Betagten gesagt werde, sie sollten weiter nach Heimplätzen suchen? Die Antwort dazu steht aus.

Das Heim ist ein Bürgerauftrag

Fazit: Es entspricht nicht dem Bürgerwillen, wenn die Ortsgemeinde das Heim durch Abgänge herunterfährt, ja, die Betagten gar noch zum Auszug motiviert. Und dann zum Schluss verkündet, es brauche das Heim nicht mehr.
Es braucht dieses Heim! Es ist das einzige in der Stadt, das viele Einzelzimmer hat. Und dessen Weiterbetrieb ist ein Auftrag der Bürgerversammlung, an dem es nichts zu rütteln gibt. 

Bruno Hug