Matthias Mächler, Präsident der Ortsgemeinde Rapperswil-Jona schreibt in seinem letzte Nacht bekannt gewordenen Demissionsschreiben:
«Es fällt mir nach so langer und intensiver Wirkungszeit schwer, diese Zeilen zu formulieren. Die vergangenen Wochen waren eine enorme Belastung. Es waren ganz schwerwiegende Entscheidungen, die der Ortsverwaltungsrat in Sachen Bürgerspital treffen musste. Wir haben diese nach bestem Wissen und Gewissen gefällt.
Die einseitige Berichterstattung mit all deren Auswirkungen rund um das Bürgerspital sind an mir nicht spurlos vorbei gegangen. Das hat einschneidende Auswirkungen auf meine Gesundheit. Auch hat es mich tief im Herzen getroffen.
Nicht mehr in der Lage
Aktuell sehe ich mich nicht mehr in der Lage, das «Schiff durch die stürmische See» mit voller Kraft zu führen ... Der Schritt fällt mir schwer! Aber es ist für mich der richtige Schritt. Meine letzte formelle Amtshandlung wird die Leitung der Bürgerversammlung vom 5. Dezember 2023 sein. Der definitive Rücktritt erfolgt auf 31.12.2023.
An dieser Stelle möchte ich all meinen Weggefährtinnen und Weggefährten, welche mich über viele Jahre unterstützt und begleitet haben, herzlich danken. Es war für mich eine wertvolle und sinnstiftende Zeit, die mir immer in tiefer Erinnerung bleiben wird.»
Selbstreflexion fehlt
So viel von Matthias Mächler zu seiner Demission. Dass er viel für die Ortsgemeinde getan tat, ist zu würdigen. Er wurde dafür aber auch bezahlt. Und es mag ihm verziehen sein, dass er nur andere in der Schuld sieht, die Opferrolle einnimmt und die Selbstreflexion fehlt.
Das ist auch aus dem heutigen Interview in der Linth-Zeitung zu lesen. (Übrigens, Linth24 hat Mächler in den letzten 10 Tagen 2-mal ein Interview angeboten. Er hätte es nur getan, wenn wir ihm die Fragen zum Voraus zugestellt hätten. Als wir darauf nicht eingingen, antwortete er nicht mehr.)
Schuld auf RaJoVita schieben
Im «exklusiven» Zeitungsinterview mit der Linth-Zeitung versteckt Mächler das Scheitern der Ortsgemeinde beim Bürgerspital hinter Gesprächen mit RaJoVita aus 2018. Das aber ist fünf Jahre her und kein Grund, heute ein Heim quasi in Sekunden zu schliessen.
Es ist so klar wie nur etwas: Die Stadt, RaJoVita und alle Bewohnenden und Mitarbeitenden des Bürgerspitals gingen davon aus, dass dieses bis zur Eröffnung des neuen Alters- und Pflegeheim Schachen offenbleibt. Und dann ein geordneter Übergang ins neue Haus stattfindet. Damit ist die Ortsgemeinde unter Mächler gescheitert. Und dafür hat seine Organisation die Verantwortung zu übernehmen..
Viele Probleme
Es ist bekannt, dass Mächlers Ortsbürger-Schiff, zumindest personell in Seenot ist. Sein neuer Geschäftsleiter drehte die Ortsgemeinde in ein Profitcenter um. Die Folge waren Probleme beim Försterteam der Ortsgemeinde-Wälder, bei den Liegenschaften, auf dem Hauptplatz, Rücktritte und Abgänge in der OG-Organisation und ein Schloss-Umbau, bei dem Handwerker nicht einmal einen Werkvertrag hatten, als die Arbeit begann.
Alles bricht auf
Beim Bürgerspital brach nun alles auf. Dabei ist es bezeichnend, dass die Betagten des Bürgerspitals in Mächlers Brief nicht erwähnt werden. Respektive nur dort, wo er die Medien zu Schuldigen macht, sich und seine Ortsbürger aber clean hält. Hier ist Einhalt zu gebieten. Die Medien haben sich für die Betagten eingesetzt. Im Gegensatz zur Ortsgemeinde, die die Betagten schockierten und dann abtauchten.
Schlechte Rechnung?
Die Ortsgemeinde hat ihre Probleme mit dem Bürgerspital der Stadt und RaJoVita in letzter Sekunde gemeldet. Sie hat keine Unterlagen herausgerückt und jeglichen Weg zu einer Rettung des Heims versperrt. Sogar dieser Tage ist es RaJoVita noch kaum möglich, direkt im Bürgerspital aufzutreten.
Mutmasslich sieht auch die Heim-Rechnung schlecht aus. Die Bettenbelegung faktisch zu halbieren, bedeutet, dass die Einnahmen wegbrechen und die Ausgaben die Institution erdrücken. Deshalb legte die Ortsgemeinde wohl keine Fakten offen.
Irrweg korrigieren
Am 5. Dezember ist Ortsbürgerversammlung. Wie zu hören ist, wird dort die Weiterführung des Bürgerspitals verlangt. Auch will man verhindern , dass das Haus durch Finanz-Umschreibung eilig dem Profit geopfert wird.
Mächler's Ortsbürgerszeit war die Zeit der Investitionen. Damit kam die Institution an ihre Grenzen. Deshalb wollte man sie jetzt auf Gewinn trimmen. Ein falscher Weg, denn die wichtigste Aufgabe der Ortsgemeinde, das Soziale, geht damit verloren.
Vor Jahren schlug ich zum Beispiel in einer Kolumne vor, das Schloss in eine Stiftung einzubringen und dessen Umbau durch schweizweite Kultur-Institutionen finanzieren zu lassen. Die Ortsgemeinde aber wollte Herr aller Dinge bleiben. Jedoch, auch bei ihr gilt: «Der Krug geht zum Brunnen bis er bricht.»