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Rapperswil-Jona
21.11.2023
20.11.2023 23:24 Uhr

Bürgerspital: RaJoVita nimmt Zügel an die Hand

Bürgerspital Rapperswil, Heimbewohner: Die Ortsgemeinde tauchte ab.
Bürgerspital Rapperswil, Heimbewohner: Die Ortsgemeinde tauchte ab. Bild: Linth24
Die Altersorganisation RaJoVita sorgt ab jetzt intensiv für die Zukunft der Betagten im Bürgerspital. Das bringt Hoffnung, doch zu viel lief falsch. Von Bruno Hug

Man kann es drehen und wenden wie man will: Das Aus des «Bürgerspital» Rapperswil basiert schwergewichtig auf Führungsversagen. Und gut möglich, dass es auch um Geld ging.

Lösungen finden

Doch zuerst zur positiven Seite: Die 23 noch im Heim wohnenden Betagten werden bezüglich ihrer Zukunft ab jetzt intensiv von der Beratungsstelle «Drehscheibe» der städtischen Altersorganisation RaJoVita beraten.

RaJoVita’s Stiftungspräsident Stephan Züger und Geschäftsführer Markus Bühler nehmen zur Wohnsituation der Betagten die Zügel in die Hand. Züger sagt: «Das Fachteam der ‹Drehscheibe› wird gemeinsam mit den Betroffenen alles unternehmen, um für alle die richtige Wohnlösung zu finden.»

Betagte sind dankbar

Die Betagten sehen der Zukunft nach wie vor mit gemischten Gefühlen entgegen. Das ist verständlich: Wer will im Alter von 80 oder fast 100 Jahren noch umziehen? Trotzdem zeigten sich die Heimbewohner gegenüber Linth24 für die auf sie zukommende Hilfe der «Drehscheibe» sehr dankbar.

Läden runter

Unverständlich bleibt nach wie vor, dass es zu dieser Heimschliessung kam. Trotz Personalmangel gehen andernorts nicht einfach die Läden runter. Kommt dazu, dass die Ortsbürger reich sind und grad Millionen ihr Schloss Rapperswil stecken. Wer Geld und Wille hat, muss Personal finden. Oder es fehlen ihnen grundlegende Fähigkeiten.

Letzter Moment

Unbegreiflich ist auch, wie die Ortsgemeinde das Bürgerspital sehenden Auges auslaufen liess. Sowohl die Stadt als auch RaJoVita wurden erst im letzten Moment über die geplante Schliessung informiert. Zudem legte die Ortsgemeinde keine Zahlen und Fakten zum Betrieb vor, was eine Übernahme der Institution in der geforderten Zeit verunmöglichte.

Abtauchen

Dafür drückten ihre Vertreter auf die Tränendrüsen. Man habe den «schwersten Entscheid» fällen müssen - und spielte dazu die Helfer-Karte. OG-Geschäftsführer Sigrist sagte nach der Grounding-Botschaft der Linth-Zeitung, er stehe mit RaJoVita «für Anschlusslösungen» für die Betagten in Verhandlung. Und OG-Präsident Mächler schrieb mir vor 8 Tagen: «Aktuell setzen wir den Fokus auf Anschlusslösungen für unsere Bewohnende und Mitarbeitende.»

Das war hochgestapelt. Es lief so ab: Die beiden verkündeten im Altersheim am 26. Oktober die Heimschliessung. Danach tauchten sie ab und wurden dort nicht mehr gesehen. Die Betagten blieben mit ihren Ängsten allein.

Und die Finanzen?

Die Ortsgemeinde behauptet, die Schliessung des Heims habe keinen finanziellen Hintergrund. Tatsache aber ist: Sie fuhr die Bettenbelegung gezielt und laufend herunter, von 41 auf heute 23 Betagte. Damit sanken die Einnahmen drastisch, während die Allgemein- und Personalkosten blieben. Das konnte nur zu einem Defizit führen. Doch statt über Geld und Unvermögen zu reden, ist es wohl einfacher, die Personalnot zu beklagen.

Bruno Hug