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Rapperswil-Jona
03.07.2025
07.07.2025 07:06 Uhr

Stadt gegen Stadt um eine halbe Million

Feuer im Dach bei den Stadtstiftungen RaJoVita und Alterswohnungen Jona.
Feuer im Dach bei den Stadtstiftungen RaJoVita und Alterswohnungen Jona. Bild: Linth24
Die neuste «Überraschung» von Rapperswil-Jona war vorauszusehen. Zwei Altersstiftungen der Stadt streiten vor Gericht. Der Stadtrat will schlichten. Von Bruno Hug

Letzte Woche verschickte der Stadtrat zu einem weiteren unerfreulichen Fall aus der Vergangenheit eine Mitteilung. Es geht um einen jahrelangen, teuren Streit zwischen der «Stiftung Alterswohnungen Jona» und der Stiftung für Alter und Spitex, der RajoVita.

Situation ist «verfahren»

Die beiden streiten vor Handelsgericht. Der Grund: Die «Stiftung Alterswohnungen Jona», zu welcher der Alterskomplex Porthof in Jona gehört, fordert von der städtischen RaJoVita gegen eine halbe Million Franken. Dies als Schadenersatz für ein vom Stadtrat 2021 inszeniertes Manöver.
Stadtpräsidentin Barbara Dillier sagt in der Stadtmitteilung, die Situation sei «verfahren». Linth24 zeigt auf, weshalb.

Vereinbarung gebrochen

Das Debakel entstand so: Ende Januar 2020 stellte der damalige Präsident der RaJoVita, Daniel Lätsch, seinen operativen Leiter, Christoph Künzli, vor die Tür. Lätsch warf Künzli vor, seine Altersstrategie nicht zu unterstützen.

Kaum war Künzli entfernt, zogen Ex-Stadtpräsident Stöckling, Stadtrat Luca Eberle und Daniel Lätsch beim Porthof ein intransparentes Spiel auf. Sie verkündeten, die geplante Pflegeabteilung im sich im Bau befindlichen Porthof werde ein jährliches Defizit von 250'000 Franken verursachen. Deshalb ziehe sich RaJoVita – entgegen klaren Abmachungen – von der Bewirtschaftung der Pflegeabteilung zurück.

Abstruser Kindergarten

Das verursachte dem Porthof grosse Probleme. Wer führt nun die im Rohbau fertiggestellte Pflegeabteilung, fragte sich die Stiftung Alterswohnungen?

Da trat der Stadtrat mit einer abstrusen Idee auf den Plan: Er schlug vor, im Alterszentrum Porthof mit rund 150 betagten Bewohnern statt der Pflegeteilung einen Kindergarten einzubauen.
Obendrein drohte der Stadtrat dem Porthof, die kantonale Unterstützung der Pflegeabteilung zu verunmöglichen.

Warum das? Der Stadtrat wollte, dass das damals geplante Pflegezentrum Schachen (es ist zur Zeit im Bau) nicht konkurrenziert wird.

Linth24 schaffte Transparenz

All das geschah im Dunkeln. Bis Linth24 das Drama am 7. Januar 2021 öffentlich machte. (Berichte siehe unten).
Bekannt wurde auch, dass der Stadtrat es abgelehnt hatte, dem Ex-RaJoVita-Chef Künzli die Porthofpflege zu übergeben. Es sei «zu spät». Der Kindergarten sei schon «aufgegleist», was gelogen war.

Petition und eine reiche Dame

Der Ärger im Volk wurde immer grösser. Es war eine Petition am Start und eine reiche Rapperswilerin erklärte, diese zu finanzieren. Der Stadtrat musste reagieren und lud am 19. Januar 2021 eine Medienkonferenz. Doch die Stadträte Zschokke, Eberle und RaJoVita-Präsident Lätsch (Stöckling war verhindert) konnten nicht beruhigen; Fakten gab es keine. Dafür schoss Lätsch noch den Vogel ab. Auf die Frage, ob er das von ihm prognostizierte Defizit von 250’000 Franken für die Porthofpflege belege, sagte er, dazu habe er «keine Lust».

Kindergarten wird beerdigt

Der öffentliche Druck stieg weiter. Der Stadtrat musste seine Verhinderung der Porthof-Pflege zurücknehmen. Das Kindergarten-Projekt wurde beerdigt, die Pflege-Abteilung wurde gebaut und an den Ex-RaJoVita-Mann Künzli vermietet.

Der durch das irre Manöver entstandene Schaden war gross, doch vieles wurde unter den Teppich gekehrt.
Es verbleiben inklusive Anwalts- und Gerichtskosten aber noch rund eine halbe Million Franken. Darüber wird bis heute gestritten.

Gewinn statt Defizit

Übrigens: Die Pflegeabteilung im Porthof floriert. Christoph Künzli sagt Linth24, sie sei ab Start «jeden Tag ausgelastet». Die Porthof-Bewohner seien sehr dankbar, dass es sie gebe, und er lebe als Geschäftsführer gut davon.

Im Klartext: Das Defizit vom 250'000 Franken, welches der Stadtrat und RaJoVita 2020 verkündet hatten, war nicht einmal im Ansatz wahr. 

Freie Medien sind wichtig  

Wie dieser Fall einmal mehr zeigt: Freie Medien sind wichtig. Hätte Linth24 das Debakel nicht an die Öffentlichkeit gebracht, hätte die Alterssiedlung Porthof im EG heute statt einer Pflegeabteilung einen Kindergarten. Zum Nachteil der betagten Mitmenschen.

Bruno Hug, Linth24