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Rapperswil-Jona
17.06.2021
17.06.2021 09:04 Uhr

Porthof: Glückliches Ende – trotz Stadtrat

Der Neubau Porthof West im grössten Alterszentrum der Stadt ist nach den Wirren um einen Kindergarten-Einbau und des temporär gestrichenen Pflegebereichs jetzt in der ursprünglich geplanten Form bezugsbereit.
Der Neubau Porthof West im grössten Alterszentrum der Stadt ist nach den Wirren um einen Kindergarten-Einbau und des temporär gestrichenen Pflegebereichs jetzt in der ursprünglich geplanten Form bezugsbereit. Bild: Linth24
Die Pflegeabteilung im Alterszentrum Porthof wird gebaut und von Ex-Rajovita-Chef Christoph Künzli übernommen. Stadtrat und Porthof-Stiftung machten eine miserable Falle. Kommentar von Bruno Hug

Letzte Woche hat die Stiftung Alterswohnungen Jona die Führung der Pflegeabteilung im Porthof an Christoph Künzli, den Ex-Geschäftsführer von Rajovita, vertraglich übergeben. Die Alterssiedlung Porthof ist nach den unverständlichen Entscheiden des Stadtrates von Rapperswil-Jona – ich komme darauf zurück – wieder auf dem richtigen Weg.

Die Porthof-Stiftung teilt mit, der Neubau Porthof West stehe kurz vor Vollendung. Der Bezug der 50 neuen Alterswohnungen erfolge Mitte Jahr. Die Nachfrage sei «um ein Vielfaches» höher gewesen als das Angebot. Und für das Restaurant im Erdgeschoss sei das städtische Werk- und Technologiezentrum Linthgebiet (WTL) zuständig.

Pflegeabteilung – grosses Bedürfnis

Zur Vergabe der Pflegeabteilung an Christoph Künzli schreibt der Stiftungsrat, er habe im Januar 2021 entschieden, am «ursprünglichen (Pflege)Konzept festzuhalten».
Im Klartext: Nachdem sich der Stiftungsrat vom Stadtrat die Pflegeabteilung hinter dem Rücken der Öffentlichkeit streichen liess, kam er nach den Medienberichten von Linth24 dann auf einmal wieder zur «Überzeugung», dass die Porthof-Pflege «mit Betreuungs-, Pflege- und Servicedienstleistungen» das Alterszentrum «ideal ergänzt» (…).

Künzlis Pflegeabteilung

Wie Christoph Künzli auf Anfrage gegenüber Linth24 ausführt, hat er mit der Porthof-Stiftung zur Pflegeabteilung einen langjährigen Mietvertrag abgeschlossen und entsprechende Sicherheiten geleistet. Er freue sich sehr auf die Aufgabe. Ihm stünden für die 19 Pflegebetten und die Services für die ganze Alterssiedlung mit rund 150 Betagten eine professionelle Betriebsleiterin und ein Team von gegen 20 Personen zur Seite. Die Schlüsselpersonen seien bereits rekrutiert. Künzli hat zur Führung der Pflegeabteilung die Porthof AG gegründet.

Christian Künzli hat mit seiner Porthof AG die Führung der Pflegeabteilung im Alterszentrum übernommen und beschäftigt dort gegen 20 Mitarbeitende. Bild: zVg

Kommentar von Bruno Hug

Stadtrat steht mit abgesägten Hosen da!

Die Geschichte rund um den Porthof nimmt somit eine erfreuliche Wendung. Der Porthof ist mit einer Pflegeabteilung wieder komplett. Der Fall zeigt aber zugleich, wie willkürlich sich der Stadtrat von Rapperswil-Jona im Porthof einmischte. Und wie er immer wieder, bald manisch, in Versuchung gerät, das Volk an der Nase herumzuführen.

Was der Stadtrat und die Porthof-Stiftung in dieser Sache vom Stapel liessen, geht auf keine Kuhhaut. In der Wirtschaft würde das bei allen Beteiligten zur Kündigung führen. Es ist deshalb empfehlenswert, sich das ganze Desaster in seiner vollen Ausbreitung nochmals zusammenhängend vor Augen führen.

Es begann mit Stöck und Lätsch

Die Versenkung der Porthof-Pflegeabteilung begann damit, dass Rajovita-Präsident Daniel Lätsch und Stadtpräsident Martin Stöckling die Köpfe zusammensteckten. Lätsch jammerte Stöckling vor, er wolle die Abmachung zur Übernahme der Porthof-Pflege nicht einhalten. Er rechne dort mit einem jährlichen Defizit von 250‘000 Franken. (Belegt wurde diese Defizit-Schätzung trotz Nachfrage nie. Ausserdem wäre dieses bei Rajovita mit 25 Millionen Franken Jahresumsatz ein Klacks gewesen. Zudem war Lätsch’s Rechnung mehr als fragwürdig, ansonsten die Pflegeabteilung jetzt nicht ein privates Unternehmen übernehmen würde.)

Handstreichartige Pflege-Versenkung

Dem Stadtpräsidenten musste der Ausstieg von Rajovita bei der Porthof-Pflege gepasst haben. Ob ihm das gelegen kam, weil damit künftig alle Pflegefälle der Stadt in «sein» Zukunftsprojekt Schachen geleitet worden wären, ist unbekannt.
Wie dem auch sei: Statt dass Stöckling den Rajovita-Präsidenten auf seine seit Jahren fixierten Pflichten zur Porthof-Pflege festnagelte, gelangte er mit der Defizit-Botschaft in den Stadtrat. Dort brachte er seine Kollegin und Kollegen dazu, die Pflegeabteilung faktisch im Alleingang zu versenken. Das liessen sich auch die in der Porthof-Stiftung einsitzenden Stadträte Tanja Zschokke und Ueli Dobler gefallen. Und das, obwohl die Pflege-Absetzung den Komfort in der von ihnen geführten Alterssiedlung Porthof massiv eingeschränkt hätte.

Stiftungsrat knickt ein

In der Folge tat der gesamte Stiftungsrat unter Präsidentin Zschokke das, was der Stadtrat wollte. Er knickte ein und schwenkte gleich noch auf die abstruse Stadtrats-Idee ein, die fast fertig gebaute Porthof-Pflege mit Millionen-Aufwand in einen Kindergarten umzufunktionieren (!). 
Dazu sagte mir ein Stiftungsrats-Mitglied: «Was hätten wir machen sollen? Für die kantonale Pflege-Bewilligung benötigten wir die Unterstützung des Stadtrates. Und die hatten wir nicht mehr.» 

Linth24 führte zum Umdenken

Im Jahreswechsel 2020/21 hat Linth24 das widersinnige, geldverschwenderische und gegen die Interessen der Porthof-Senioren gerichtete Vorhaben offengelegt und kritisiert. In sechs fundierten Berichten zeigten wir das geplante Kindergarten-Desaster auf. Zugleich belegten wird, dass mit Christoph Künzli nach dem stossenden Ausstieg von Rajovita eine Lösung für die Porthof-Pflege bereitgestanden wäre, diese aber vom Stadtrat abgewürgt wurde.

Als der öffentliche Druck auf den Stadtrat stieg, nahm er sich zurück. Damit war für die Stiftung der Weg frei, mit Künzli einen Vertrag für die Porthof-Pflege abzuschliessen – was nun geschehen ist. 

Einmal mehr steht der Stadtrat von Rapperswil-Jona mit seinem willkürlichen Entscheid in Sachen Porthof-Pflege und Kindergarten mit abgesägten Hosen da!

Von den Lido-Kassen bis zum Porthof

Aber nicht nur das!
In den letzten Jahren habe ich mehrfach darauf hingewiesen, dass den Rats-Informationen oft nicht über den Weg zu trauen ist: Von der Stapi-Götti-Hecke über die verschwundenen Lido-Kassen bis zum Porthof, in dem es, wie wir hier sehen, drastisch zu und her ging:

Am 19. Dezember 2020 teilte der Stadtrat öffentlich mit, im Porthof werde anstatt der Pflegeabteilung ein Kindergarten gebaut. Einen solchen dort «einzuquartieren» liege «auf der Hand». Das Vorhaben sei in «vertieften Abklärungen eingehend geprüft» worden. Der Kindergarten werde ein gutes halbes Jahr später, im Sommer 2021, in Betrieb genommen. Das alles schrieb der Stadtrat an die Bürgerschaft.

Irreführung und Bluff

«Vertiefte Abklärungen» und «eingehend geprüft»! Was für eine Irreführung! Geprüft war praktisch nichts, wie sich zeigte. Es gab zur Zeit der stadträtlichen Mitteilung, wie mir ein Mitglied der Porthof-Stiftung sagte, nur gerade erste Plan-Skizzen!
Als der öffentliche Druck auf den Stadtrat stieg und sich zeigte, dass das von ihm angeleierte Manöver rund um den Porthof nicht zu halten war, lud der Stadtrat auf den 19. Januar 2021 zu einer Medienkonferenz. Darin versuchte er über die Hintertreppe abzuschleichen, indem er ausführte, er habe der Porthof-Stiftung den Bau des Kindergartens nur angeboten. Ob dieser tatsächlich gebaut werde, sei offen.

Womit der Stadtrat seine einen Monat zuvor verkündete Kindergarteneröffnung auf Sommer 2021 gleich selber als grosser Bluff entlarvte! 

Medienkonferenz 19. Januar 2021, Stadträte Tanja Zschokke, Luca Eberle, Daniel Lätsch (Rajovita): «Alles in Abklärung» Bild: Linth24

Von wegen «geprüft»: Alles in Abklärung

Als an der Medienkonferenz gefragt wurde, was der Kindergarten koste und wer was bezahle, sagte Stadträtin Zschokke, das wisse sie «im Moment nicht». «Dazu führen wir jetzt Gespräche». 
Im weiteren Verlauf der Ausführungen stellte sich heraus, dass der Stadtrat nicht einmal wusste, ob es für den Kindergarten einen Bürgerbeschluss oder eine Bürgerversammlung brauche und ob dieser dem Fakultativen Referendum unterstellt werde. Das alles sei «in Abklärung», gaben die verunsicherten Stadträte von sich.

Vergessene Baubewilligung

Wenigstens wussten sie jetzt, dass es für den Kindergarten-Einbau im Porthof eine Baueingabe brauchen würde. Das aber hatte der Rat anlässlich seiner Mitteilung vom 19. Dezember 2020 noch nicht bedacht. Denn die öffentliche Auflage hätte die Sommer-Eröffnung mit höchster Wahrscheinlichkeit verunmöglicht.

Bürger für verführbar gehalten

Nun war endgültig klar: Der Stadtrat hatte, als er am 19. Dezember von «vertieften Abklärungen», «eingehender Prüfung» und definitiver Kindergarteneröffnung auf Sommer 2021 schrieb, die Bürgerschaft für ziemlich verführbar gehalten. 

Ist diesem Stadtrat zu trauen?

Der Fall Porthof zeigt in erschreckender Deutlichkeit, wie willkürlich dieser Rat in Sachen Porthof mit seinen unerklärlichen Entscheidungen unterwegs war. Und noch schlimmer: Dass ihm leider allzu oft nicht zu trauen ist!

Wenn die Feuerwehrleute in ihrem kürzlich veröffentlichten offenen Brief schreiben, «die Stellungnahmen der Feuerschutzkommission unter Stadtpräsident Stöckling seien mit jedem Schriftenwechsel irrationaler» geworden, passt das ins selbe Bild, das dieser Stadtrat seit Jahren abgibt.

Bruno Hug, Linth24