Wer Uznach kennt, weiss, wie eng es im Städtli sei kann. Wenn oberhalb des Restaurants «Schäfli» ein Lastwagen durchfährt, hat nicht mehr viel mehr als ein Velo im Gegenverkehr Platz. Hinzu kommt der Rückstau, wenn die SBB-Barriere geschlossen ist. Die Ein-Rosenstadt ist auch nicht dafür gemacht, den fehlgeleiteten Verkehr vom Ricken in Richtung Autobahn zu schlucken.
Also hatten Ingenieure den ganz grossen Wurf vor. Mit einer Umfahrungsstrasse, Tunnels, Brücken und allem, was die Baukunst hergibt, sollte der Verkehr um Uznach herumgeleitet werden. A15-Regionale Verbindungsstrasse (RVS) hiess das Projekt.
Nur noch eine Formsache?
Alles schien für dieses Projekt zu sprechen. Der Uzner Gemeinderat wollte es, die umliegenden Gemeinden auch - zum Teil mit Eigeninteressen und Kantonsräte der SP, Mitte und SVP waren dafür. Der Bau der A15 schien nur noch eine Formsache zu sein. Doch dann geschahen vier entscheidende Dinge.
Die vier Stolplersteine
Erstens wurde das Referendum ergriffen, welches der Gemeinderat extra für dieses Projekt ermöglichte. Dieses Referendum und damit die Volksabstimmung kamen zustande.
Zweitens gelang den Gegnern der A15 ein PR-Coup: Sie zeigten an verschiedenen Orten auf, welche Eingriffe die geplante Strasse für die Natur bedeutete. Sie taten das eindrücklich mit Stangen, Bändeln und Fotomontagen.
Drittens waren die Parteien plötzlich uneinig. Nur noch die Mitte war dafür. Das A15-Nein der Grünen war nicht verwunderlich, dagegen das NEIN der FDP und SVP schon. Und als auch noch der Bauernverband NEIN sagte, stand das Projekt ganz auf der Kippe.
Viertens gab es eine Leserbriefschlacht in bisher nicht erlebter Intensität. Einige Medien druckten A15-Leserbriefe zuerst nicht oder nur selektiv ab. Anders Linth24: Hier erschienen 61 Leserbriefe zum Projekt, ungefiltert und ausgewogen: 31 für die A15, 29 für ein NEIN und ein Text ohne klare Empfehlung. Jeder dieser Briefe wurde zwischen 800 und 4'000 mal gelesen.
Allgemeine Ratlosigkeit
Das Ergebnis dieser vier Elemente und der demokratischen Dynamik: 57% der Abstimmenden sagten NEIN und trugen die A15 ins Grab. Der Gemeinderat rieb sich verwundert die Augen. Die umliegenden Gemeindepräsidenten motzten gegen den Volksentscheid und die A15-Gegner jubelten.
Heute, drei Monate nach der Abstimmung herrscht allgemeine Ratlosigkeit. Eine Lösung des Uzner Verkehrsproblems ist weiterhin nicht in Sicht.
Das Linth24-Dossier zur A15-Gaster finden Sie hier. ( https://linth24.ch/dossiers/umfahrung-a15-gaster )
Lehrbeispiel für Rappi-Jona
Auch Rapperswil-Jona laboriert «seit ewig» am Verkehr herum. Das Ja im Herbst 2023 für zwei Tunnel-Varianten in Kostenhöhe von bis 1.5 Milliarden dürfte, wie die meisten anderen grossen Verkehrslösungen quer durch die Schweiz, in den Planer-Schubladen versinken.
Im Anti-Verkehrs-Klima mutieren grosse Strassenprojekte zu Illusionen. Das wird auch dem Stadttunnel von RJ so gehen. Deshalb sind innerstädtische Verkehrsverbesserungen gefordert. Und zwar von Fachleuten und nicht von Politikerinnen und Politikern, die nur auf Stimmenfang sind.