Home Region Sport Schweiz/Ausland Rubriken Agenda
Uznach
22.10.2024
24.10.2024 06:48 Uhr

A15-Podium: Duell der Meinungen

Podium A15-Gaster 21. Oktober 2024
Podium A15-Gaster 21. Oktober 2024 Bild: Markus Arnitz, Linth24
Die Regionale Verbindungsstrasse A15-Gaster beherrscht zurzeit das Leben der Uzner Bevölkerung. Beim Podium am Montagabend prallten Fakten und Emotionen aufeinander.

Das Problem ist alt und beschäftigt die Uzner seit Jahrzehnten. Wie bringt man den Verkehr aus dem Städtli, ohne dass Uznach zur Geisterstadt wird? Der Wunsch und die Suche nach einer Lösung ist ungebrochen, das WIE und das WO schwierig. Eine Umfahrung soll her, aber dieses Projekt spaltet die Gemeinschaft. Am 24. November 2024 kommt es zur schicksalhaften Abstimmung über Bewegung oder Stillstand in der Sache. Die Gemeinde lud zum Podium mit Gegnern und Befürwortern.

«Wir haben ein Problem»

Mit diesen Worten begrüsste Gemeindepräsident Diego Forrer über 400 Anwesende aus Uznach und den Nachbargemeinden. Im Publikum sassen auch viele Mitglieder des Kantonsrats aus dem Linthgebiet. In seiner Eröffnungsrede wies Diego Forrer eindringlich auf die ungelösten Probleme hin, welche der Verkehr in Uznach zu tragen hat. Zwischen 16'000 und 20'000 Fahrzeuge passieren die Rösslikreuzung pro Tag. Der Bahnübergang verschärft die Problematik zusätzlich. Die Bevölkerung wächst, Uznach ist als regionales Zentrum attraktiv und ein verkehrstechnischer Knotenpunkt.

Gemeinderat will Umfahrung

Diego Forrer gab zu bedenken, dass die Umfahrung A15 der einzige Kantonsstrassen-Neubau in der Region Zürichsee-Linthgebiet in den letzten 30 Jahren war und ein Ausbau des Kantons-Strassennetzes längst überfällig sei. Im Strassenbaufonds seien 406 Millionen Franken hinterlegt, der Kostenanteil der Gemeinde Uznach sei klein, noch kleiner oder gar nicht sichtbar seien Alternativen zur Umfahrungsstrasse.

Kurz-Präsentation

Manfred Huber, Leiter Strassen- und Kunstbauten, Tiefbauamt Kanton St. Gallen informierte einmal mehr über das Gesamtprojekt als Ausgangslage für das anschliessende Podium. Das Projekt sei in jahrelanger intensiver Planung unter Berücksichtigung aller möglichen Interessen, Mitwirkungsverfahren, Kritiken und Eventualitäten entstanden und sei nun bereit für die Abstimmung.

  • Podium A15-Gaster 21. Oktober 2024 Bild: Markus Arnitz, Linth24
    1 / 10
  • Diego Ferrer, Gemeindepräsident von Uznach Bild: Markus Arnitz, Linth24
    2 / 10
  • Manfred Huber, Leiter Strassen- und Kunstbauten, Tiefbauamt Kanton St. Gallen Bild: Markus Arnitz, Linth24
    3 / 10
  • v.r.n.l. Ladina Spiess, Moderation; Roger Zahner, Cornelia Meier (beide IGMRU) Bild: Markus Arnitz, Linth24
    4 / 10
  • v.l. Erwin Camenisch, Mario Grob Bild: Markus Arnitz, Linth24
    5 / 10
  • Podium A15-Gaster 21. Oktober 2024 Bild: Markus Arnitz, Linth24
    6 / 10
  • Roger Zahner Bild: Markus Arnitz, Linth24
    7 / 10
  • Ladina Spiess Bild: Markus Arnitz, Linth24
    8 / 10
  • Mario Grob Bild: Markus Arnitz, Linth24
    9 / 10
  • Erwin Camenisch Bild: Markus Arnitz, Linth24
    10 / 10

Podium

Moderatorin Ladina Spiess begrüsste die Kontrahenten des Projekts auf der Bühne in der Turnhalle Haslen in Uznach. Cornelia Meier und Roger Zahner von der «IG Mobilität Region Uznach» IGMRU nahmen als Gegner des Projekts Platz. Die Befürworter wurden von Mario Grob und Erwin Camenisch vertreten.

Vorteile und Nachteile

Den Beginn machte Cornelia Meier. Das Fazit der Studie sei, dass keine der Varianten zweckmässig sei und das Kosten-/Nutzenverhältnis unter dem volkswirtschaftlich sinnvollen Wert liege. 13 Jahre Planung hätten nichts Sinnvolles ergeben, die Nachteile seien ebenso gross wie die Vorteile und das Städtli wäre weiterhin mit tausenden Fahrzeugen belastet. Roger Zahner wies auf die vielen Argumente der Strassenbegehung hin, welche das Projekt in seiner ganzen Dimension aufgezeigt hätten.

Keine anderen Möglichkeiten

Befürworter Martin Grob nannte die präsentierten Zahlen der Gegner «schönfärberisch» und wies auf die grosse regionale Bedeutung von Uznach hin. Unterstützt wurde er durch Erwin Camenisch, «es gäbe nicht nur das Städtli». Beide Befürworter meinten, es gäbe keine anderen Möglichkeiten zur Umfahrung. Bei einer Ablehnung würde jahre- bis jahrzehntelang nichts mehr gehen.

Emotionale Diskussion

Der Verlauf der weiteren Diskussion war zum einen Teil sehr sachlich und faktenbasiert, zum anderen folgten aber auch unwirsche, laute und stark emotional geprägte Voten. Es war ein Kampf um die Hoheit der Argumente, um die Aufmerksamkeit der Anwesenden, um die Chance, deren Stimme noch für die eigene Seite zu gewinnen. Es ging um Ängste und Drohungen, um Geld, Steuererhöhungen, Enteignungen. Der Applaus wogte hin und her und an dessen Intensität konnte man im Publikum sehen, wo und wie die beiden Lager besetzt waren.

  • Viele Fragen aus dem Publikum. Bild: Markus Arnitz, Linth24
    1 / 10
  • Erwin Camenisch (l.) und Mario Grob befürworten das Projekt Bild: Markus Arnitz, Linth24
    2 / 10
  • Podium A15-Gaster 21. Oktober 2024, Publikumsrunde Bild: Markus Arnitz, Linth24
    3 / 10
  • Roger Zahner, IGMRU, ist gegen die Umfahrung Bild: Markus Arnitz, Linth24
    4 / 10
  • Weit mehr als 400 Personen kamen ans Podium Bild: Markus Arnitz, Linth24
    5 / 10
  • Manfred Zahner, Tiefbauamt St. Gallen musste immer wieder Informationen zum Projekt liefern Bild: Markus Arnitz, Linth24
    6 / 10
  • Cornelia Meier, IGMRU, wehrt sich gegen die Umfahrung Bild: Markus Arnitz, Linth24
    7 / 10
  • Ladina Spiess (l.) führte souverän durch die Veranstaltung Bild: Markus Arnitz, Linth24
    8 / 10
  • Podium A15-Gaster 21. Oktober 2024: Publikunsrunde Bild: Markus Arnitz, Linth24
    9 / 10
  • Podium A15-Gaster 21. Oktober 2024: Publikunsrunde Bild: Markus Arnitz, Linth24
    10 / 10

Sorgen aus dem Publikum

Zum Schluss war das Publikum an der Reihe. Ein langjähriger Einwohner meinte, er fühle sich dreckig behandelt, man solle an die Leute denken, die im Städtli wohnen. Eine andere Stimme gab zu bedenken, dass das ganze Leben im Bereich des Städtli sei und wenn man wolle, dass «eure Kinder auch hier bleiben, dann müsst ihr den Verkehr aussen herum führen».

Ivo Kuster, Vorstand VCS Linthgebiet, gab den Hinweis, dass der Bau einer Strasse mehr Verkehr generieren würde. So seien die Zahlen in Eschenbach, man solle nicht glauben, dass der Bau einer Umfahrung weniger Verkehr bringe.

Es kamen auch Fragen zu den Kosten. So wollte jemand wissen, ob in den 406 Millionen auch die durch Einsprachen, Enteignungen und Gerichtsfälle entstehenden Kosten berücksichtigt seien. Emotional wurde es, wenn es um den Schutz der Kinder ging.

Gewinnen oder verlieren?

Die Schlussfrage von Ladina Spiess an Befürworter und Gegner der Regionalen Umfahrungsstrasse A15-Gaster:

Was, wenn die Gegner gewinnen? Mario Grob meinte, es wäre schade, wenn die Entwicklung nicht stattfände und Erwin Camenisch fügte hinzu, dass er masslos enttäuscht wäre. Die Leute hätten dann nicht gemerkt, wie sehr man sich für die Realisierung des Projekts eingesetzt habe.

Was wenn die Befürworter gewinnen? Roger Zahner meinte, die Probleme würden sich nicht ändern, es würde keine Verbesserungen geben. Bei den Befürwortern gäbe es einen Aha-Effekt wenn sie merken, dass nicht die Uzner, sondern andere von der Umfahrung profitieren. Cornelia Meier doppelte nach; die Städtli Bewohner werden enttäuscht, weil sie nicht das bekommen, was sie sich erwünschen.

Nur wenige verliessen nach dem Podium die Turnhalle. Beim Apéro nach dem Anlass sah man die Leute noch so lange diskutieren, bis Schluss war mit aufräumen.

Markus Arnitz, Linth24