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24.07.2024
24.07.2024 10:59 Uhr

Stroke Unit des GZO zertifiziert

Mitarbeitende des Stroke-Unit-Teams am GZO Spital Wetzikon.
Mitarbeitende des Stroke-Unit-Teams am GZO Spital Wetzikon. Bild: GZO AG Spital Wetzikon
Im GZO Spital Wetzikon wurde die Stroke Unit (Schlaganfallstation) – mit Leistungsauftrag auch fürs Linthgebiet – von der Swiss Federation of Clinical Neuro Societies zertifiziert.

«Wir freuen uns sehr und sind stolz auf diese in Fachkreisen wichtige Auszeichnung, die die hohe Qualität unserer Arbeit bestätigt», sagt Dr. med. Achim Mallmann, Ärztlicher Leiter der Neurologie und Stroke Unit am GZO Spital Wetzikon. «Unser interdisziplinäres Stroke Team hat sehr intensiv dafür gearbeitet, um Schlaganfall-Betroffenen diese Anlaufstelle am GZO Spital Wetzikon bieten zu können», dankt Mallmann allen Beteiligten. Das Zertifikat der Swiss Federation of Clinical Neuro Societies (SFCNS) sei ein wichtiger Qualitätsnachweis, der die Standardisierung der Behandlungsabläufe sowie eine konsistente und qualitativ hochwertige Versorgung fördere.

Das Audit erfolgte im Auftrag der Schweizerischen Hirnschlaggesellschaft und wird alle fünf Jahre erneuert, wie das GZO in seiner Mitteilung schreibt.

Wichtige Versorgungslücke geschlossen

«Da ein Schlaganfall höchst zeitkritisch, unser Versorgungsgebiet aber sehr weitläufig ist – also vom Zürcher Oberland bis ins Linthtal reicht – arbeiten wir kantonsübergreifend eng mit allen Zuweisenden, Spitälern und Rettungsdiensten der Region zusammen, damit Betroffene schnellstmöglich professionelle Hilfe bekommen», betont Mallmann. Nicht jedes Krankenhaus mit Notfallstation verfüge über das benötigte Spezialwissen und die Gerätschaften. Darum sei es von besonderer Bedeutung, dass das GZO Spital Wetzikon nun als einzige zertifizierte Stroke Unit im Zürcher Oberland diese wichtige Versorgungslücke im Schweizer Schlaganfall-Therapienetz schliesse. Dieses beinhaltet neben den Stroke Units auch die überregional tätigen Stroke Centers.

Leistungsauftrag auch für Region See-Gaster

Neben den Patientinnen und Patienten aus dem Zürcher Oberland dürfen seit dem 1. April 2024 auch Betroffene aus der Region See-Gaster (SG) im GZO behandelt werden (wir berichteten). Dies ist eine Massnahme aus der Zusammenarbeit der Kantone Appenzell Ausserrhoden, Appenzell Innerrhoden und St.Gallen mit dem Ziel einer effizienterer Gesundheitsversorgung.

Aus dieser kantonsübergreifenden Spitalplanung folgte eine Neuvergabe der Leistungsaufträge in der Akutsomatik, bei der das GZO Spital Wetzikon mit seiner Stroke Unit Verantwortung für die spezialisierte Versorgung von Schlaganfällen übernimmt.

Schnelle interdisziplinäre Hilfe

Im interdisziplinären GZO Stroke Team arbeiten verschiedene Fachexperten Hand in Hand: Fachärztinnen und -ärzten für Neurologie mit langjähriger Expertise in der Schlaganfallmedizin, Neurosonologie (Ultraschall), Neurorehabilitation und Neuropsychologie, dipl. Pflegefachpersonen, Physio- und Ergotherapeuten, Logopädinnen sowie Mitarbeitende des Sozialdienstes. Fulya Uluisik, Leiterin Pflege der Stroke, Unit betont die Wichtigkeit sofortiger Rehabilitationsmassnahmen, aktivierender Pflege und kontinuierlicher Überwachung: «Dabei achten wir z.B. auf Schluckstörungen, damit sich niemand verschluckt. Und ganz wichtig: Die Reha beginnt nicht erst nach Spitalaustritt, sondern wir leiten die Patientinnen und Patienten vom ersten Moment an, z.B. die gelähmte Hand wieder bestmöglich einzusetzen oder Sprechübungen zu machen.»

Für die Zeit nach dem Spitalaufenthalt arbeitet das GZO Spital Wetzikon mit verschiedenen Rehazentren zusammen, insbesondere mit den Zürcher Rehazentren Klinik Wald.

Wie entscheidet die Ambulanz, in welches Spital sie fährt?

Bei einem Verdacht auf einen Schlaganfall ist sofort die Ambulanz unter der Telefonnummer 144 zu rufen. Die Sanitäterinnen und Sanitäter entscheiden mit Blick auf die Symptome nach dem Prinzip «Next Best»: Das heisst, sie bringen Betroffene mit dem nächsten geeigneten Rettungsmittel ins nächstgelegene Spital, das die erforderliche Behandlung anbietet. Wie die Symptome einzuordnen sind, wird anhand der sogenannten RACE-Skala für arterielle Verschlüsse «Rapid Arterial Occlusion Evaluation Scale» klassifiziert, so das GZO. Die Kombination aus Schweregrad und
Zeitfaktor sei entscheidend dafür, was zu tun ist. Bei einem niedrigeren RACE-Score (Wert 1-5) wird die Person in das regional zuständige Spital mit einer Stroke Unit gefahren. Bei einem höheren RACE-Score (Wert 6-10) ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass ein grosses Hirngefäss verschlossen ist oder eine Hirnblutung die Ursache für den Schlaganfall ist. Laut GZO benötigen Patientinnen und Patienten in solchen Fällen die Intervention eines Stroke Centers und werden nach Zürich oder St.Gallen gebracht oder verlegt.

Was ist ein Schlaganfall?

Ein Schlaganfall – in der Schweiz auch «Hirnschlag» genannt – ist eine Erkrankung des Zentralnervensystems (Gehirn und Rückenmark) aufgrund einer akuten Durchblutungsstörung. Dabei wird unterschieden zwischen Mangeldurchblutungen (Ischämien) einerseits, und Einblutungen ins Hirngewebe oder auf die Hirnoberfläche («Hirnblutung») andererseits. 80-85 % der Hirnschlagfälle sind Ischämien: Wenn ein Blutgerinnsel eine Schlagader verstopft, wird das davon abhängige Hirngewebe nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt und die empfindlichen Nervenzellen nehmen je nach Ausmass der Mangeldurchblutung innerhalb von Minuten bis Stunden meist unwiederbringlichen Schaden. In 15-20 % der Fälle treten Blutungen auf, wenn ein Gefäss «platzt». Die häufigsten Gründe sind langanhaltender Bluthochdruck (arterielle Hypertonie), Gefässmissbildungen oder Schwachstellen der Gefässwände (z.B. Aneurysma, Angiom oder Kavernom).

Symptome erkennen – schnell und richtig handeln

Je nachdem, welcher Teil des Gehirns betroffen ist, sind die Symptome unterschiedlich. Die häufigsten Symptome lassen sind jedoch gut mit der englischen Abkürzung F.A.S.T. merken.

Sie stehen für:

  • Face (Gesicht) – Halbseitige Lähmungen im Gesicht, z.B. hängender Mundwinkel, einseitiges Lächeln, etc.
  • Arms (Arme) – halbseitige Lähmung des Oberkörpers, ein Arm kann nicht gehoben oder oben gehalten werden
  • Speech (Sprache) – Undeutliche Aussprache bis hin zu Verlust des Sprechvermögens oder Sprachverstehens
  • Time (Zeit) – Bei Verdacht sofort den Notruf 144 wählen

Warum die Ambulanz rufen und nicht selber in den Notfall fahren?

Weil bei einem Hirnschlag jede Minute zählt, ist es wichtig, im Verdachtsfall keine Zeit zu verlieren, sondern sofort den Notruf unter Telefonnummer 144 zu rufen. Betroffene und Hilfspersonen sollten auf keinen Fall auf eigene Faust in den nächstbesten Notfall fahren – dies aus zwei Gründen:

  • Erstens können Rettungssanitäter die Symptome professionell einordnen und demnach entscheiden, ob die Einlieferung in eine Stroke Unit oder ein Stroke Center (mit interventioneller Neuroradiologie und Neurochirurgie) angezeigt ist.
  • Zweitens alarmiert die Sanität bereits während der Fahrt die Notfallstation des nächstgelegenen Spitals, das über eine Stroke Unit oder ein Stroke Center verfügt, sodass die SchlaganfallTeams bei Ankunft des Patienten sofort zur Stelle sein können. 
Zürioberland24/mb / Linth24