Die W. Rüegg AG in Kaltbrunn plant mittelfristig die Aussiedlung des Produktionsbetriebs aus dem Zentrum von Kaltbrunn ins Industriegebiet Baumgarten, sprich auf die Parzelle Thutengut im Gewerbezentrum Fischhausen. Für das heutige Areal im Herzen von Kaltbrunn ist der Sondernutzungsplan (SNP) «im Dorf» erarbeitet worden. Der SNP hat raumplanerische und gestalterische Vorteile, braucht jedoch enorm viel Zeit.
Bis nun dessen Rechtskraft Tatsache ist, läuft der Betrieb der traditionsreichen Holzbauer hier im Herzen von Kaltbrunn engagiert weiter. Für die Verantwortlichen des Familienunternehmens bedeutet diese Situation aber nicht Abwarten und Tee trinken, sondern Potenzial nutzen und handeln.
Neue Wege der Energiegewinnung und -speicherung
Dieses Potenzial zeigte sich den Verantwortlichen auf der an die Parzelle Thutengut angrenzenden Wiese Baumgarten. Die 6'000 Quadratmeter grosse Parzelle dient der Unternehmung als Landreserve für die langfristige Unternehmensentwicklung und wird nun in eine sinnvolle Zwischennutzung überführt. In den kommenden Monaten entsteht hier eine einzigartige Freiflächen-Photovoltaik-Anlage. Rund 860 bifaziale Panels liefern ab Frühling 2024 gesamthaft rund 350'000 Kilowattstunden Energie. Dies bedeutet Solarstrom für 140 Zwei-Personenhaushalte für ein ganzes Jahr.
Schweizweit einzigartig wird das Ganze in Kombination mit dem Energiespeicher mit bidirektionalen Grossbatterien. Von hier aus gelangt der CO₂-neutral produzierte Strom in einer ersten Phase ins öffentliche nationale Netz und dient dessen Stabilisierung durch bedarfsgerechte Abgabe und Aufnahme von Energie. Der Speicher hat eine Leistung von 3 Megawattstunden, welche rund 9'400 Zwei-Personenhaushalte für eine Stunde mit Strom versorgen könnte.
Wenn dereinst der neue Standort der W. Rüegg AG auf dem Grundstück Thutengut bezogen ist, wird die Produktion zu 100% durch den eigenproduzierten Strom gedeckt. Der Speicher garantiert durch seine Insellösung eine vollkommene Autarkie und ist zudem schwarzstartfähig. Letzteres bedeutet, dass das System im Falle eines Blackout die Stromversorgung autonom herstellen und halten kann.
Keine Verblendung dank vertikalen Solarmodulen
Ein solches Projekt anzupacken, braucht mehr als Mut und Weitsicht. Gerade was eine mögliche Verblendung der Solarpanels anbelangt, waren sich die Verantwortlichen im Klaren, dass nur eine sorgfältige Planung ein optimales Ergebnis erbringt. Die umfangreichen Berechnungen kamen zum Schluss, dass eine vertikale Anordnung der Module realisiert werden muss. Auch wenn das bedeutet, dass dadurch die Anlage kleiner wird und die Ertragskurve flacher ausfällt. Auch für die Herausforderung der Schallimmissionen durch den Wechselrichter und die Energiespeichersysteme wurde eine effektive Lösung gefunden. Die Systeme werden in einen bedürfnisgerechten Bau integriert.
Nach Fertigstellung des Gesamtkomplexes wird die W. Rüegg AG Interessierten Gelegenheit geben, die Freiflächen-Solaranlage und den Energiespeicher zu besichtigen. Auch andere Firmen sollen inspiriert werden, die neuen Technologien zur nachhaltigen Energiegewinnung und -speicherung für die eigene Unternehmung, aber auch für die Gesellschaft, nutzbar zu machen.