Die Nachrichtenlage hat sich nicht verändert.
Die Corona-Krise beschäftigt uns weiterhin. Die Fallzahlen nehmen zwar zu, mehr Infizierte, jedoch weniger Erkrankungen und Todesfälle als in den Monaten März bis Juni. Aber die Länderliste mit Quarantänen-Pflicht (Schweiz) oder Zwangstest bei der Rückkehr (Deutschland) wird grösser. Auch die Maskenpflicht wird ausgedehnt. Die Gesundheitsbehörden haben momentan mehr Angst als die Bürgerinnen und Bürger, zumindest in der Schweiz und Zentral- sowie Westeuropa.
Die US-Präsidentschaftswahlen vom 3. November 2020 rücken näher. Der Wahlkampf wird zunehmend feindseliger. Im Gegensatz zu uns verläuft in den USA alles sehr ungesittet. Republikaner und Demokraten schenken sich nichts in Bezug auf verbale Rundumschläge.
Währungen und Zinsen haben sich in den letzten Tagen nur wenig verändert, Gold und Edelmetalle haben nochmals etwas korrigiert, nachdem diese zu Monatsbeginn Rekordwerte erreicht hatten.
Sektor-Rotationen
Die gewohnten Bewegungsmuster haben sich fortgesetzt, neue Rekorde bei Technologie- und Biotechnologiewerten, schwächere Industrie- und Finanzwerte.
In den USA sind Aktien von Apple und Tesla auf Allzeithöchst. In der Schweiz sind dies beispielsweise Lonza, Bachem und Belimo. Insgesamt konnte bei uns die SMI-Marke von 10'200 Punkten gehalten werden. Die Schwergewichte (Roche, Novartis und Nestlé) tendierten wieder stärker, speziell zu Wochenbeginn, Finanzwerte, insbesondere bei der Zürich-Versicherung schwächer.
Die Semesterergebnisse der meisten Industriewerte sind erwartungsgemäss deutlich schlechter (Alcon, Implenia, Kudelski, von Roll, Siegfried, Meier Tobler, Ems Chemie). Aber Gurit und Bachem konnten sich im 1. Halbjahr verbessern, ebenso die Luzerner Kantonalbank. Geberit hat trotz Umsatzrückgang den Aktienkurs steigern können.
Der Flughafen Zürich erleidet dagegen einen historisch einmaligen Einbruch. Die Minuszahlen belaufen sich auf 60 Prozent im Flugbereich und über einen Drittel im Nicht-Flugbereich. Zahlreichen Mietern musste die Miete «erlassen» werden. Das Management ist aber überzeugt, die Unternehmung aus eigener Kraft sich wieder auffangen zu können.
Der Einstieg von James Murdoch für die Rettung der Messebetreiberin MCH wird komplizierter. Nach einem Entscheid der Übernahmekommission gibt es neue Hindernisse. Offenbar muss ein Übernahmeangebot für alle Aktionäre erfolgen. Der juristische Kampf dreht somit nochmals eine Extrarunde.
Aussichten: Schleppende Konjunkturerholung
Massenentlassungen, diese Woche beispielsweise beim Elektronikkonzern Kudelski und Warenhaus Manor ausgesprochen, stimmen nachdenklich. Zahlreiche Reisbüros und andere Kleinunternehmungen werden nicht einmal erwähnt. Kurzarbeit und Covid-19-Kredite verzögern lediglich die Pleite- und Konkurswelle.
Auch aus zuverlässigen Quellen hört man, dass Hochschulabgänger (Uni, ETH, HSG), die früher noch vor dem Studienabschluss von der Wirtschaft abgeholt wurden, vorläufig keine Stelle finden.
Die Hoffnung auf einen raschen Aufschwung nach der Krise hat sich für viele Unternehmungen zerschlagen. Auch die Neuaufträge verzögern sich. Die Pandemie-Abwehrmassnahmen unserer Gesundheitsbehörden sind noch zu streng. Nur die grossen multinationalen Konzerne haben bereits wieder durchstarten können, aber je nach Sektor sehr unterschiedlich.