Eigentlich begann das Planungs-Debakel im Lido schon vor Jahren mit dem geplanten Neubau des Berufs und Weiterbildungszentrum (BWZ). Als Martin Stöckling damals noch FDP- und nicht Stadtpräsident war, sagte ich ihm, die Schule müsse im Stadtzentrum bleiben. Damit bleibe im Südquartier eine wichtige städtische Landreserve frei.
Stöckling verneinte partout. Dabei überzeugten seine Argumente wenig, und ich fragte mich, ob er mit diesen vielmehr den Entscheid seines Vaters schütze, der den Lido-Standort des BWZ als früherer St. Galler Bildungsminister auf die Bahn brachte.
Eine Kanti auf dem Para-Parkplatz
Später brach Stöckling als Stadtpräsident für das BWZ im Lido sogar sein Wort, indem er den von ihm versprochenen Standortvergleich zwischen der City und dem Lido durch eine Vereinbarung mit dem Kanton hintertrieb.
Zugleich begann Stöckling zu argumentieren, dass dereinst auf dem Para-Parkplatz gegenüber dem Eisstadion eine Kantonsschule entstehe. Vereint mit dem BWZ ergebe das einen «Campus», und ein solcher sei das Gelbe vom Ei.
Der Knie muss auf den Fussballplatz
Mit der Kanti-Idee aber war der wichtige Para-Parkplatz besetzt. Dies hatte zur Folge, dass es für den Zirkus Knie, der jeweils auf diesem Platz gastiert, eine neue Lösung brauchte. Dazu schlug Stöckling den Fussballplatz zwischen Eisstadion und Kinderzoo vor.
Das wiederum führte dazu, dass der Fussballplatz als logischer Standort für die Eis-Trainingshalle verplant war. Und das brachte den Stadtpräsidenten auf die nächste Idee: Die Eis-Trainingshalle müsse im Grünfeld gebaut werden.
Die Mär mit dem Grünfeld
Auf diesen Irrweg schwor er auch den Stadtrat ein. Wenn immer ich mit einem von ihnen über das falsche Auseinanderreissen von Eisstadion und Trainingshalle sprach, sagte mir einer nach dem andern, später komme eben auch das Eisstadion ins Grünfeld. Und ich staunte: Die Räte glaubten die Mär. Ohne dass dazu je eine Studie gemacht wurde.
Team Stöckling/Leutenegger
Anfang 2021 kam dann Christian Leutenegger ins Spiel. Als er gegen Thomas Furrer als Bauchef antrat, zog er die Eissportler mit der Aussage auf seine Seite, die Eis-Trainingshalle gehöre nicht ins Grünfeld, sondern ins Lido.
Leutenegger schaffte die Wahl und Stöckling gewann mit ihm einen Copain. Doch beide hatten ein Problem. Leutenegger musste sein Versprechen mit der Trainingshalle im Lido einlösen. Und Stöckling musste – gesichtswahrend – aus seiner unsinnigen Trainingshallen-Idee im Grünfeld herauskommen.
Missbrauchte Stadion-Analyse
Um das zu erreichen, machte das an der Sportstättenplanung arbeitende Berner Planungsbüro BPM Sports GmbH dem Zweiergespann im Rathaus zwei Gefallen:
Erstens missbrauchte es im Einvernehmen mit der Stadt die Eisstadion-Analyse der Ingenieure Bührer/Lavezzari und schrieb in den Sportstättenplan fälschlicherweise, die Stadion-Prüfer hätten festgehalten, das Eisstadion sei in 15 Jahren abzubrechen.
Lautlose Grünfeld-Versenkung
Und zweitens schrieb das Berner Büro auf Wunsch der Stadt in den Sportstättenplan, der Neubau eines Eisstadions könne im Grünfeld entstehen. Geeigneter sei aber der Para-Parkplatz .
Mit dem Missbrauch der Stadion-Analyse und der willkürlich geforderten Stadion-Züglete schafften Stöckling/Leutenegger zwei Fliegen auf einen Streich. Einerseits wurde Stöcklings Grünfeld-Trainingshalle, inklusive aller Planungskosten, lautlos versenkt. Und andererseits wurde – falsch – festgenagelt, das Eisstadion müsse neu gebaut werden. Was Stöckling und sein Stadtrat schon seit Jahren, einfach so, in die Welt gesetzt hatten, wurde damit gegenüber dem Volk – ohne verbindlichen Nachweis – gefixt.
Das Drama geht weiter
Reiht man Glied an Glied, zeigt sich, dass das Lido-Debakel rein politisch und persönlich begründet ist. Es geht nicht um die Sache, sondern um Gesichtswahrung und Rechthaben.
Leider dreht das Drama mit der momentan laufenden 300’000-Franken-Lido-Studie durch vier Planer-Büros die nächste Runde. Auf falschen Grundlagen wie dem erzwungenen Stadion-Abbruch und einem von «Privat» finanzierten Eisstadion-Neubau.
Eine Sackgasse nach der andern
Übrigens: Stöcklings «Campus» mit dem BWZ und der Kanti östlich der Oberseestrasse ist jetzt auch wieder im Eimer. Weil der Para-Parkplatz ja mit dem neuen Eisstadion besetzt ist. Deshalb versprach er kürzlich dem Kanton für den Bau der Kanti den Fussballplatz neben dem Eisstadion. Und darum soll gemäss der neuen Lido-Studie das heutige provisorische Ausseneisfeld hinter dem Stadion 15 Jahre lang eine provisorische Eis-Trainingshalle werden. Eine Sackgasse nach der andern!
Die politischen Parteien von Rapperswil-Jona wären gefragt. Sie wären die einzigen, die durch die schonungslose Forderung nach Unterlagen und Transparenz weiteren Schaden für die Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt verhindern können. Das gilt auch im Falle der Badi Lido. Dabei sollten sie sich vom Stadtrat nicht nochmals einseifen lassen.