Die Luft war eher stickig in der Aula im Berufs- und Weiterbildungszentrum - BWZ. Dafür war die Stimmung fröhlich. Sie erreichte bei den 60 Anwesenden ihren Höhepunkt um 21.00 Uhr, als Neu-Stadtrat Luca Eberle vorstellte, was dereinst auf dem alten BWZ Areal entstehen könnte: Man könne dort ein Visitor-Center bauen, welches die Touristen erst nach ihrer Entdeckungstour durch die Altstadt besuchen würden.
Wieder Workshops – jetzt fürs BWZ


6 Workshop Gruppen – 50 Ideen
Die Liste der Wünsche aus den 6 Workshop-Gruppen war lang. Jede Gruppe wurde von einem Stadtrat geleitet. Das Ergebniss nannte Tanja Zschokke ein «Potpourri»:
Vielleicht ein Hallenbad oder ein Jugendzentrum mit Skatepark oder Working-Spaces mit KITA oder ein Mini-Sonnenhof für Kleinläden oder Studenten-Wohnungen oder ein Markt oder ein neues Kreuz-Kulturlokal oder eine Schule für seltene Berufe oder ein Repair Cafe oder Vereinsräume oder ein Ort für Startups undsoweiterundsofort.

Überboten wurde dieser Kreativitäts-Schub durch die Gruppe von Bauchef Thomas Furrer. Die revolutionäre Idee: Man könne einfach nichts tun. Der Stadtrat müsse für einmal keine Idee haben, stattdessen würde man der Schweiz verkünden, man hätte einen schönen Platz, es gäbe eine «Carte Blanche» und jeder könne seine Vorstellungen einbringen. Also eine Art Workshop National.
Ob die Schweiz allerdings auf den Export dieser Rapperswiler Spezialität zur Problembewältigung wartet, wurde nicht thematisiert.

Happy Stadtpräsident
Stadtpräsident Martin Stöckling war sichtlich zufrieden. Er hatte das Forum mit der Ansage eröffnet: «Wir wollen Eure Kreativität anzapfen». Am Ende des zweistündigen Treffens versprach er, der Stadtrat werde «alle Ideen systematisieren und verdichten». Und dann gäbe es vielleicht auch mit dem Volk Workshops: «Ich schliesse das nicht aus».

Bevor die Grüppchen ihrer Kreativität freien Lauf lassen durften, schildete Stöckling seinen BWZ-Traum. Im kommenden Mai werde der Vertrag mit dem Kanton unterzeichnet. Darin seien dann Bau, Finanzierung und Betrieb der Schule geregelt. Die Stadt errichte im Südquartier eine neue Berufsschule, der Kanton miete diese und erhalte sie nach ein paar Jahren ganz. Die Stadt müsse zwar investieren, aber erhalte Miet-Einnahmen: «Ein Nullsummenspiel», so Stöckling. Im Gegenzug habe man die Garantie, dass der Kanton in Rapperswil-Jona weiterhin eine Berufsschule betreibe.
Auftritte hatten auch der aktuelle BWZ-Rektor, der darlegte warum es eine neue Schule an einem neuen Ort brauche. Und schliesslich durfte der Stadtbaumeister erklären, welche Gebäude des aktuellen BWZ aus Denkmalschutzgründen nicht abgerissen werden dürfen.
Ab da, waren der Phantasie keine Grenzen gesetzt.

Euphorie-Bremse
Erfolgreich verdrängt wurden an diesem Abend Fakten, die vielen Anwesenden bekannt sind. Es ist nämlich gar nicht sicher, ob überhaupt ein gültiger Vertrag zwischen der Stadt und dem Kanton abgeschlossen werden kann. Denn als die Stimmbürger für eine neue Schule stimmten, war von einer Mietlösung keine Rede.
Auch dürfte der Boden im Südquartier nahe beim See ein schwieriges Terrain für eine Grossgebäude mit Tiefgarage sein. Und selbst die Tatsache, dass eine Gruppe ehemaliger Stadträte und aktueller Baufachleute mit dem Stadtrat über diese Fragen berät, verschwieg Martin Stöckling.
Viel lieber schwelgten er und seine Stadtratskollegen im Himmel der 50 Wünsche und holten viele schöne Ideen ab.