Home Region Sport Schweiz/Ausland Rubriken Agenda
Leserbrief
Rapperswil-Jona
01.09.2023
31.08.2023 17:24 Uhr

Architekturforum: Tunnel schafft «lebensfeindliche Zonen»

Das Architekturforum Obersee: «Das riesige Verkehrsbauwerk des Anschlusses Tüchelweiher würde das räumliches Zusammenwachsen von Rapperswil und Jona in Zukunft behindern.»
Das Architekturforum Obersee: «Das riesige Verkehrsbauwerk des Anschlusses Tüchelweiher würde das räumliches Zusammenwachsen von Rapperswil und Jona in Zukunft behindern.» Bild: Linth24 / AFO
Das gewichtige Architekturforum Obersee schreibt, die heutige Abstimmung sei dieselbe wie 2011. Das Tunnel würde «irreversible» Schäden für das Stadtbild nach sich ziehen.

«Bereits im Vorfeld der ersten Tunnel-Abstimmung im Jahr 2011 hat sich das Architekturforum Obersee (AFO) klar gegen den Tunnel geäussert. Dem Verkehrskonzept wurde misstraut, denn es war unter einem engen, technischen und politischen Betrachtungswinkel entstanden.

Rein technische Lösung

Anstelle einer tragenden Idee zur Entwicklung der Stadt für eine Erhöhung der Lebensqualität stand eine rein technische Verkehrslösung. Alternativen wurden nur halbherzig untersucht. Als Architekten, Stadtplaner und Landschaftsarchitekten war es uns damals wie heute wichtig, auf die groben Eingriffe an empfindlichen Stellen im Stadtraum hinzuweisen. Der Hauptzugang zur Stadt wäre durch eine lange, breite Tunnelrampe definiert worden. Das riesige Verkehrsbauwerk des Anschlusses Tüchelweiher hätte eine Zone geschaffen, welche ein räumliches Zusammenwachsen von Rapperswil und Jona an deren Hauptachse in Zukunft behindert hätte.

Nach 12 Jahren gleiche Vorlage

Seit der letzten Tunnelabstimmung sind nun 12 Jahre vergangen und erneut stehen wir vor einer Vorlage mit praktisch identischem Projekt, in zwei Varianten. Verändert hat sich seit damals kaum etwas. Auch das Verkehrsaufkommen scheint – trotz inzwischen gestiegenem Bewusstsein für den Klimawandel – gleichbleibend oder gar steigend. Der überwiegende Teil des Verkehrs ist nach wie vor hausgemacht. Alternative Verkehrsmittel zum motorisierten Individualverkehr (MIV) wären zwar vorhanden, deren Potenzial wird allerdings bei weitem nicht ausgenutzt. Entsprechend schwach fällt auch das Engagement für den Ausbau der Velowege aus.
Wie vor 12 Jahren vermag eine Tunnellösung den Vorstand des Architekturforums nicht zu überzeugen – die Fragen und die Sorgen bleiben dieselben wie damals.

Kritische Tunnel-Studien

Auch die von der Stadt beauftragten drei Teams, welche alle einen umfassenden Beitrag zur Testplanung der Ortsplanungsrevision leisteten, äussern sich kritisch gegenüber dem Stadttunnel. Im Schlussbericht der Testplanung (März 2023) steht zusammenfassend: ‹Zwar bietet der Tunnel an spezifischen Orten Aufwertungspotenzial, jedoch ist der Tunnel für die städtebauliche Entwicklung von Rapperswil-Jona nicht allesentscheidend. Im Gegenteil, die ortsfremden und sperrigen Tunnelanschlüsse beeinträchtigen weitere Entwicklungsmöglichkeiten, wie die Umgestaltung der Neuen Jonastrasse.›

‹Stadt-lebens-feindliche Zonen›

Der Vorstand des Architekturforums Obersee teilt die Einschätzung des Schlussberichts der Testplanung und möchte hervorheben, dass rund um die massiven Verkehrsbauten an störempfindlichen Stellen der Stadt ‹stadt-lebens-feindliche› Zonen entstehen, deren negativen Auswirkungen auf das Stadtbild und die Stadtentwicklung irreversibel sein werden.»

Vorstand des Architekturforums Obersee