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Rapperswil-Jona
24.08.2023
24.08.2023 07:31 Uhr

Besser kurze Wege statt Tunnel

Verkehr in Kopenhagen (r.) als Vorbild: Die Grünen Rapperswil-Jona sehen in der Realisierung einer «Stadt der kurzen Wege» eine Alternative zum Stadttunnel.
Verkehr in Kopenhagen (r.) als Vorbild: Die Grünen Rapperswil-Jona sehen in der Realisierung einer «Stadt der kurzen Wege» eine Alternative zum Stadttunnel. Bild: Linth24 / Unsplash
Ein Stadttunnel mündet laut den Grünen in Mehrverkehr statt Entlastung. Nur ein Wandel zur «Stadt der kurzen Wege» reduziere den Verkehr. Wie das geht, zeigen drei Grossstädte.

Stadttunnel – eine Chance? Oberflächlich betrachtet ist dem so, denn schliesslich fährt nach der Erstellung des Tunnels der Nord-Süd-Durchgangsverkehrs durchs milliardenteure Loch und darüber gibts Platz für den Langsamverkehr. Leider geht diese Gleichung nicht auf.

  • Es ist x-fach bewiesen, dass neue Strassen neuen Verkehr generieren.
  • Das Problem auf der Nord-Süd-Achse ist nicht der Seedamm, sondern der Cityplatz, denn trotz Bevölkerungswachstum und allgemeiner Verkehrszunahme fahren auf dieser Achse seit 30 Jahren im Tagesdurchschnitt knapp 25'000 Fahrzeuge durch (entgegen anderslautenden Behauptungen, wonach der Verkehr in den letzten Jahren zugenommen hätte). Wenn wir den Cityplatz unterfahren, öffnet das dem Mehrverkehr Tür und Tor, die oberirdischen Strassen werden genauso verstopft sein.
  • Die kürzlich erstellten Testplanungen zur Stadtentwicklung von drei Planungsbüros beurteilen einen Tunnel unabhängig voneinander sogar als eher störendes Element.

Dass dieses Denken nicht weiterführt, hat der Verkehrsexperte und ETH-Professor Kay Axhausen kürzlich im Tages-Anzeiger wie folgt beschrieben: «Wir haben in der Vergangenheit einfach die Kapazitäten und die Geschwindigkeiten ausgebaut und Überraschung: Die Leute sind mehr Auto gefahren».

Abkehr von der Nachfrage- zur Angebotsplanung im Verkehr

Wenn wir eine Entlastung vom grenzenlosen motorisierten Individualverkehr herbeiführen wollen, gibt es nur einen Weg: Wir brauchen einen Paradigmenwechsel in der Verkehrsplanung: Angebots- statt Nachfrageplanung. Erste Priorität muss der schwächste Verkehrsteilnehmer haben, an letzter Stelle kommt der MIV. Das heisst: Wir müssen dafür sorgen, dass wir eine Stadt der kurzen Wege realisieren, wo wir alle Bedürfnisse des Alltags problemlos, schnell und bequem zu Fuss oder mit dem Velo erreichen können.

Weil der Langsamverkehr so mehr Platz braucht, muss der motorisierte Verkehr verlangsamt werden (Tempo 30 auch auf verkehrsorientierten Strassen), Reduktion von Parkplätzen, dafür direkte Velobahnen und Strassen mit Aufenthaltsqualität. Nur so machen wir auch im Verkehrsbereich einen dringend notwendigen Schritt in Richtung des gesetzten Klimaziels.

Rapperswil-Jona hat beste Chancen, ein solches Konzept zu verwirklichen, aber es braucht nicht nur schöne Papiere und Versprechungen, sondern den Willen, effektiv etwas zu verändern: Neben attraktiven Verbindungen für den Langsamverkehr braucht es auch in der Siedlungsentwicklung neue Ansätze: Neue Siedlungen sollen autoarm geplant und gebaut werden, (z.B. Frohbühl, Mürtschenstrasse, Bloom) zumal die Anbindung an den öV und die Läden für Alltagsbedürfnisse in nächster Nähe liegen. Damit gibt es in den Strassen der Stadt Platz für die Personen, die auf ein Auto angewiesen sind, z.B. Handwerker und mobilitätsbeeinträchtigte Personen.

Verkehrsreduktion wie in Kopenhagen, Paris und Barcelona

Es zeigt sich, dass Städte, die nach solchen Prinzipien planen und bauen, den motorisierten Individualverkehr massiv reduzieren konnten und können, seien das europäische Grossstädte wie Kopenhagen, Paris oder Barcelona, oder seien das Orte und Städte hierzulande.

Um zur anfangs gestellten Frage zurückzukommen: der Stadttunnel ist definitiv keine Chance für die Zukunft, also legen wir ein überzeugtes NEIN in die Urne.

Grüne Partei Rapperswil-Jona / Linth24