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Kultur
30.08.2023

Alte Fabrik: «Strangely Familiar»

(v.l.n.r.) Kyra Tabea Balderer, Raubkatze, 2020; Eleonora Meier, When it comes, the landscape listens, 2022.
(v.l.n.r.) Kyra Tabea Balderer, Raubkatze, 2020; Eleonora Meier, When it comes, the landscape listens, 2022. Bild: © Balderer / zVg
In der Ausstellung «Strangely Familiar» der *Alten Fabrik Rapperswil ab 2. September bis 29. Oktober 2023 wollen drei Kunstschaffende gängige Seh- und Denkweisen herausfordern.
  • eine Ausstellung der Gebert Stiftung für Kultur*, kuratiert von Irene Grillo

Die Ausstellung «Strangely Familiar» (zu dt. «Eigenartig vertraut») wird am Freitag, 1. September 2023, um 18 Uhr in der *Alten Fabrik eröffnet. Sie vereint Werke von drei KünstlerInnen, mit einem ausgeprägten Interesse an Wahrnehmungsmustern. Sie fragen, inwieweit Wahrnehmung historisch, kulturell und individuell bedingt sein könnte und wie sich die Muster mit Hilfe künstlerischer Mittel thematisieren lassen.

«Eigenartig vertraut»

Fotografien von Kyra Tabea Balderer, grossformatige Aquarelle von Eleonora Meier und skulpturale Interventionen von Robin Mettler bringen gewohnte Betrachtungsweisen ins Wanken. Mittels handwerklicher Präzision gelingt es den eingeladenen KünstlerInnen, leibhaftige Illusionen zu erzeugen. So werden die Wahrnehmung realer Objekte und deren gängige Bedeutungen sowie kulturelle Codierungen hinterfragt. Gleichzeitig schaffen sie Raum für neue Interpretationen. Aus den gemeinsamen Interessen heraus entwickeln sich dabei sehr unterschiedliche Werke, die in der Gemeinschaftsschau anhand neuer und bestehender Arbeiten zueinander in Dialog treten.

Raffinierte Täuschungsmanöver fordern gewohnte Seh- und Denkweisen heraus. «Strangely Familiar» zelebriert das Potenzial der Gegenwartskunst, neue Perspektiven zu eröffnen.

Fotografien von Kyra Tabea Balder

Kyra Tabea Balderer (*1984, Zürich; lebt und arbeitet in Zürich) arbeitet hauptsächlich mit dem Medium der Fotografie, die sie gekonnt mit Plastik und Malerei verbindet. Ihre abstrakten Motive sind Abbildungen von aufwendig im Atelier gebauten Bricolage-Skulpturen. Die Bilder wirken nicht nur überraschend gemäldeartig, sondern zeichnen sich auch durch eine ungewöhnliche Haptik und illusionistische Raumtiefe aus. Hat die Künstlerin bis vor Kurzem ihre Objekte aus einfachen Materialien wie Holz und Karton gefertigt, so giesst sie in jüngster Zeit kleine Plastiken in Bronze. Mithilfe von Spiegeln, Filterfolien und dem Einsatz von Licht und Schatten setzt Balderer die selbst hergestellten Gegenstände präzise in Szene, um sie anschliessend mit einer analogen Grossbildkamera zu fotografieren. Dabei trägt ihr geschickter Umgang mit Fokus und Tiefenschärfe zur spezifischen Wirkung bei: Gewöhnliche Formen, Symbole und Gegenstände werden aus neuen Perspektiven beleuchtet und für neue Interpretationen und Bedeutungsebenen geöffnet.

Die Ausstellung «Strangely Familiar» zeigt zahlreiche Bilder aus unterschiedlichen Schaffensphasen der Künstlerin und bietet einen guten Überblick über ihre bisherige Produktion.

Aquarelle von Eleonora Meier

Die Arbeit von Eleonora Meier (*1977, Mendrisio; lebt und arbeitet in Zürich) steht zeitgenössischen Comics ebenso nahe wie dem abendländischen Mittelalter. Mit Wasserfarben und Farb- und Graphitstift auf Papier schafft sie eigene Vorstellungswelten, die zwischen Fremdem und Vertrautem, zwischen Imaginärem und Realem oszillieren. Alltägliche Gegenstände verhalten sich auf den bunten, grossformatigen Aquarellen der Künstlerin seltsam. Mysteriöse Figuren – oder zumindest Fragmente davon – sind in undefinierbaren räumlichen Situationen anzutreffen, die an chimärische Landschaften oder visionäre Bühnenbilder erinnern. Ähnlich wie im Traum beruht der surreale Charakter der Bilder auf realen Gegebenheiten und Erfahrungen. Formal wird er durch die bewusste Aufhebung der perspektivischen Regeln erreicht. Die ungewöhnlichen, ans Absurde grenzenden Motivkombinationen befördern den surrealen Effekt zusätzlich: Treppen, auf denen körperlose Hände hinabsteigen, führen in unmögliche Räume; Marmorportale öffnen sich zu vielseitigen Ausblicken. Jedes Gemälde scheint aus mehreren Zeitzonen zusammengesetzt zu sein, die sich allerdings auf derselben Bildebene abspielen.

In der Ausstellung werden zwei neue Bildserien präsentiert: Der Serie Touch Me With Your Breath (2023) liegt die Auseinandersetzung mit klassischen Motiven von traditionellen Schweizer Holzfensterläden zugrunde. Meier kombiniert diese Motive mit Elementen und Farben aus der schweizerischen Heraldik sowie mit autobiografischen Bezügen. Sie arbeitet mit einer für sie typischen leuchtenden Farbpalette. Der Fokus der zweiten Serie (noch ohne Titel) liegt hingegen auf dem menschlichen Körper. Mal geistähnlich dargestellt, mal auf die unteren oder oberen Gliedmassen reduziert, ist er in rätselhaften Szenerien anzutreffen.

Skulpturen von Robin Mettler

Bedeutungen und Transformationspotentiale von Formen und Materialien stehen im Zentrum des künstlerischen Schaffens von Robin Mettler (*1993, Cormoret; lebt und arbeitet in Bern). Er spielt ausdrücklich mit dem Erscheinungsbild von Materialien, um die damit verbundenen Wertigkeiten in Frage zu stellen. Für die Herstellung seiner plastischen Arbeiten verwendet er vorwiegend günstige Werkstoffe aus dem Baumarkt wie Gips, Styropor, Bauschaum oder Sprühfarbe. In letzter Zeit kommen immer wieder auch Stahlröhren zum Einsatz. Durch die gekonnte Verarbeitung gelingt es Mettler, Wirkungen wie diejenigen von Edelstein, Marmor oder Granit zu erzeugen. In Diskrepanz zu ihrer ursprünglichen Beschaffenheit werden die einfachen Baumaterialien zu repräsentativen Formen verarbeitet.

In der Ausstellung «Strangely Familiar» sind zum Beispiel Gipsobjekte zu sehen, die an dekorative Elemente wie Stuckaturen denken lassen. So weisen sie auf die repräsentative Funktion von Architekturelementen hin. Gleichzeitig erinnern sie auch an gewöhnliche Objekte und deren typische Funktionen. In anderen Fällen sind es die dekorativen Elemente selbst, die ihrer Leichtigkeit und Eleganz beraubt werden, indem sie zum Beispiel mittels Wassertransferdrucks in etwas Aggressives und Bedrohliches verwandelt werden.

Veranstaltungen

Kulturnacht

  • Samstag, 16. September 2023, 17 bis 22 Uhr

Artist Talk

  • Samstag, 30. September 2023, 14 Uhr
  • Mit den beteiligten KünstlerInnen und der Kuratorin Irene Grillo

Checksches

  • Mittwoch, 18. Oktober 2023, 18 Uhr
  • Interaktiver Rundgang durch die Ausstellung

Vermittlung

Kinder Kunst Labor

  • Mittwoch, 13. und 27. September 2023, 14 –16 Uhr
  • Mit der Kunstvermittlerin Rilana Schmid

Öffnungszeiten

  • Mittwoch, 12-18 Uhr / Samstag und Sonntag, 11-17 Uhr
  • Eintritt frei
Gebert Stiftung für Kultur / Alte Fabrik / Linth24