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Rapperswil-Jona
12.07.2020
20.07.2020 09:50 Uhr

Meuterei im Rapperswiler Hafenbecken

Soll die Stadt 30’000 Franken in Elektroanschlüsse für ein privates, kommerzielles Unternehmen investieren?
Soll die Stadt 30’000 Franken in Elektroanschlüsse für ein privates, kommerzielles Unternehmen investieren? Bild: Linth24
Unmut bei Bootsbesitzern im Rapperswiler Hafen zu Installationskosten für E-Boote und Liegegebühren: Die Stadt übernimmt die Kosten und erhöht gleichzeitig die Bootsplatz-Miete für alle.

Das Event-Schiff im Hafen Rapperswil ist Geschichte. Die Unternehmer Oliver Bühler und Matthias Ganz stationieren deshalb eine kleine Flotte moderner E-Boote im Hafen Rapperswil. Ein willkommenes und sinnvolles Angebot. Ganz im Sinn der heutigen Zeit, um einer ökologisch bewussten Kundschaft aufzuzeigen, dass man auch ohne grummelnde, röchelnde und donnernde Motoren Spass auf dem See haben kann. Das Projekt stösst vorerst auf keinen Widerstand.

Stadt übernimmt Kosten von 30'000 Franken

Die Zornesröte ins Gesicht hingegen zaubert einigen Bootsplatz-Mietern die Aussage von Stadtrat Thomas Furrer, dass die Stadt die Kosten für leistungsfähige Stromanschlüsse übernehme, gleichzeitig aber alle Bootsmieten erhöhe. Anfrage an Linth24 von einem Betroffenen: «Wieso übernimmt die Stadt die Infrastrukturkosten von 30’000 Franken für die Erstellung der Stromversorgung? Zahlt Herr Bühler den genau gleichen Betrag für die Miete der Bootsplätze wie die anderen Mieter, welche mit ihren Booten keinen Gewinn erwirtschaften?» Die gewerbliche Nutzung dürfe nicht gleich berechnet werden wie die private Nutzung. Es sei nicht Aufgabe der Stadt, das unternehmerische Risiko der E-Boot Anbieter zu subventionieren.

Massive Erhöhung der Gebühren

Die Erhöhung der Gebühren für Liegeplätze in Rapperswil-Jona betrage angeblich um die 20 Prozent. Die Bootsplätze würden damit von Anlage- in Finanzvermögen umgeschichtet und könnten so profitorientiert, statt wie bisher kostendeckend, bewirtschaftet werden. Für die Stadt ein gutes Geschäft.

Die betroffenen Bootsbesitzer können nur leer schlucken und die Faust im Sack ballen. Öffentlich äussern möchte sich aus Sorge um Repressalien niemand: «Vogel friss, oder stirb!» Bootsplätze sind ein heiss begehrtes Gut, die Wartelisten ewig lang. Der Liegeplatz ein gordischer Knoten: ohne Boot kein Platz, ohne Platz kein Boot.

Die noch freien Plätze im Rapperswiler Hafen warten auf moderne E-Boote. Bild: Linth24

Auch der «worst case» muss berücksichtigt werden

Kern des Problems auf Nachfrage von Linth24 bei Bootsbesitzern: «Werden hier Infrastrukturkosten auf alle abgewälzt, statt diese dem Verursacher aufzubürden?» Laden-, Praxis- und Büroinhaber müssen die baulichen Massnahmen zur Ausübung ihres Gewerbes selbst finanzieren und bekommen nicht den roten Teppich ausgerollt, um ihre Projekte umzusetzen. Was ist, wenn die gute Idee der Initianten Bühler/Ganz nicht auf die erwartete Nachfrage potentieller Kunden trifft? Die Böötler hoffen auf den Erfolg der Unternehmer. Planung heisst auch, den «worst case» zu berücksichtigen.

Stadtrat Thomas Furrer meinte dazu in der Linth-Zeitung, dass Änderungen im Stadthafen faktisch unmöglich seien. Transparenz, Offenheit und Integrität der zuständigen Behörde würden Einsicht und Verständnis fördern, Verständnis für Motive hinter Entscheidungen bringen und gewünschte Änderungen erleichtern. Man darf gespannt sein auf die Begründung der Kostenübernahme für die Stromanschlüsse der E-Boote. Eine entsprechende Anfrage von Linth24 liegt dem Bauchef vor - Feedback folgt...

E-Boote beispielsweise von Bootsbau Ganz zeigen, dass man auch ohne grummelnde, röchelnde und donnernde Motoren Spass auf dem See haben kann. Bild: Linth24
Markus Arnitz, freier Mitarbeiter Linth24