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Kultur
27.05.2022

Fotografien als Zeitzeugen im Joner Elektrizitätswerk

Fotograf Markus Gisler (r.) erklärt sein Werk vom Morteratsch-Gletscher.
Fotograf Markus Gisler (r.) erklärt sein Werk vom Morteratsch-Gletscher. Bild: Kunstverein Oberer Zürichsee
Die Ausstellung «Sichtwechsel» im EW Jona durch die Stadt Rapperswil-Jona zeigt imposante grossformatige Fotografien von Markus Gisler sowie Arbeiten zweier junger Künstlerinnen aus Singapur und Frankreich.

Der Kunstverein Oberer Zürichsee erlebte mit Hedi K. Ernst als Kuratorin eine sehr informative Führung durch die gegenwärtige Ausstellung «Sichtwechsel» im EWJR. Die grossformatigen, imposanten Fotografien von Markus Gisler nehmen den Blick der Betrachter von Anfang an gefangen.

Im Dialog mit den Fotografien und farblich aufeinander abgestimmt, werden schöne, abstrakte Malereien von Ophelia Buchelin gezeigt. Durch die Wucht der Bilder erscheinen die komponierten keramischen Gegenstände von Genevieve Leong fragil und die Installationen von Alltagsgegenständen etwas unscheinbar. Sie sind im Foyer und in der Dieselhalle verteilt zu sehen.

«Die Ausstellung ist ein Nebeneinander an Kunstwerken von Fotografie, Malerei und Töpferei, im Wechselspiel miteinander – mal poetisch oder heiter», führte Hedi K. Ernst aus. Jede Art von Kunst spreche ihre eigene Sprache.

  • In der Dieselhalle vor den Werken von Buchelin und Leong. Bild: Kunstverein Oberer Zürichsee
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  • Kuratorin Hedi K. Ernst erklärt Buchelins Maltechnik. Bild: Kunstverein Oberer Zürichsee
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Schönheit eingefangen

Noch nicht lange in der Schweiz präsentieren die beiden jungen Künstlerinnen ihre Werke in einer kuratierten Ausstellung der Stadt, in den wunderschönen Räumlichkeiten des EW Jona-Rapperswil.

Ophelia Buchelin ist Autodidaktin in Malerei. In Frankreich geboren, lebt sie seit fünf Jahren in der Schweiz und seit zwei Jahren in Rapperswil. Kuratorin Ernst erläuterte: Die junge Künstlerin folge ihrer Intuition und treffe die bildnerischen Entscheidungen mit dem Herzen. Teils würden die Farben förmlich explodieren, dann wiederum seien es langsame, tänzerische Pinselstriche, die das Bild in Szene setzen. Die Farbwahl treffe die Künstlerin je nach Stimmung. Am Ende eines Maltaktes sei diese selbst ein Kunstwerk, barfuss und vollgekleckert mit Farben, erklärte H.K. Ernst und verwies auf die Powerpoint-Präsentation im Foyer.

Die beiden jungen Künstlerinnen Ophelia Buchelin (l.) und Genevieve Leong. Bild: Kunstverein Oberer Zürichsee

Genevieve Leong stammt aus Singapur und lebt zurzeit in Rapperswil. Sie studierte Fotografie und Digital Imaging. Ihr Studium schloss sie 2015 mit dem BA of Fine Art in Singapur ab und 2019 den Master in Contemporary Art Practice an der Eliteschule Royal College of Art in London.

In kürzester Zeit hat sie in der Schweiz an einigen Ausstellungen teilgenommen, unter anderem zweimal an der «Grossen Regionalen» im Kunst(Zeug)Haus und der Alten Fabrik in Rapperswil. Ihre Installationen sind in Kunst umgesetzte alltägliche Gegenstände. Die liegenden, stehenden und schwebenden 3-D Objekte auf Backsteinen hingegen sollen das Immaterielle visualisieren.

Beim Rundgang vor den grossformatigen Porträts von Markus Gisler. Bild: Kunstverein Oberer Zürichsee

Markus Gisler ist als ehemaliger Stadtrat (2013-2016) in Rapperswil-Jona bekannt. Weniger bekannt ist sein Werdegang. Er schloss sein Studium als Betriebsökonom HWV und Harvard AMP ab. Danach arbeitete er als Journalist für die «Finanz & Wirtschaft», den «Tagesanzeiger» und «Radio Z» sowie als Kolumnist für diverse andere Zeitungen wie die «Weltwoche». Bei «Cash» und der «Aargauer Zeitung» war er als Chefredaktor tätig und später Kommunikationsberater.

Seit seiner Jugend fotografiert Gisler. Er versteht sein Handwerk. Seine Ausstellungsliste ist lang und bemerkenswert. Die Fotografien überzeugen durch eine schöne Gestaltung, enorme Tiefenschärfe und ihr Licht- und Schattenspiel. Wunderschöne Porträts sowie Stillleben wechseln ab mit fantastischen Landschafts- und Bergaufnahmen.

Die neuesten Arbeiten der 109 ausgestellten Werke sind meistens grossformatig, auf teures Hahnemühle-Papier oder Leinwand gedruckt und teils gerahmt. Das kostet laut Kuratorin ein Vermögen. Eines der Bilder zeigt den Aletschgletscher und wird am Boden als Leinwanddruck weitergeführt. Es wirke wie eine abstrakte Malerei, so die Hedi K. Ernst. Das Bild vom Morteratsch-Gletscher wurde aus sechs Bildern zusammengesetzt, erklärte Gisler. Es stelle eine Distanz von 30km dar. Ein Bild zeigt den Gletscher fünfzehn Jahre später und wirkt so als Zeitzeuge.

Nach der Führung waren die Mitglieder des Kunstvereins noch zu einem feinen Apéro geladen.

Antoinette Lüchinger, Kunstverein Oberer Zürichsee