Umgeben von den rund 170'000 Büchern in der ältesten und schönsten Bibliothek der Welt – Heilstätte der Seele –, lauschten die 27 Mitglieder des Kunstvereins Oberer Zürichsee den spannenden Geschichten, die Cornel Dora zu den ausgestellten Büchern erzählte. In filigranen Buchstaben auf feinem Pergament verewigt, wurde sich der Frage gewidmet, ob der Mönch, der seine Katze überaus gern hatte, deswegen nun Gott weniger liebte. Oder die wundersame Geschichte des Zisterziensermönchs Bernhard von Clairvaux, der von einem Mückenschwarm geplagte wurde. Er drehte sich zu diesem um, exkommunizierte den Schwarm, der tatsächlich am folgenden Tage tot aufgefunden wurde.
Überaus interessant sind auch die schriftlich überlieferten Heiltränke der damaligen Tiermedizin, die wohl kaum einer heute noch anwenden würde, ebenso wenig wie die Rezeptur zur Empfängnisverhütung, bei der Frau am Arm die Gebärmutter einer Löwin zu tragen hatte. Der unterschiedliche, sehr hohe Wert der Tiere ist in germanischen Gesetzestexten festgehalten, die sehr exakt anlässlich des «Ting» u.a. den jeweiligen Delikten zugeordnet waren. Interessanterweise ist hier übrigens der Gegenwert einer gebärfähigen Frau einem Krieger gleichgestellt.
Das Verhältnis zu Tieren, ob Nutz- oder Schmusetier, ist bis heute ambivalent. Augustinus betrachtete seinerzeit Tiere als Geschöpfe Gottes, aber ohne Vernunft. Mit den Menschen gemeinsam hätten sie Gefühle und Triebe und damit Fähigkeiten wie Erinnerungsvermögen oder Selbsterhaltungstrieb.
Überraschendes Spiel mit Mensch-Tier-Mischwesen
Eine weitere Handschrift aus dem 9. Jh. mit einzigartigen Zeichnungen von Mensch-Tier-Mischwesen leitet zu den ausgestellten Werken von Marlies Pekarek über. Wie eine Bordüre zieht sich die leergeräumte Regalreihe in Hüfthöhe durch den Barocksaal, gefüllt mit kleinen Tieren und Mischwesen aus Bronze, Gips, Silikon, Seife und Wachs. «Paraden und Prozessionen» ist ein überraschendes und vergnügliches Spiel mit den Tieren und Gestalten.