Home Region Sport Schweiz/Ausland Rubriken Agenda
Kultur
19.01.2020
28.01.2020 12:00 Uhr

Sondervorstellung «Platzspitz-Baby»

Am Samstag fand im Kino Leuzinger in Rapperswil eine Sondervorstellung des Films «Platzspitz-Baby» statt. Anwesend waren 270 Zuschauer, die Autorin Michelle Halbheer, die Darstellerin Luna Mwezi und der Regisseur Pierre Monnard.

In einem knapp 100 Minuten dauernden Drama wird die Geschichte der erlfjährigen Mia und ihrer Mutter Sandrine erzählt. Die Handlung des Films spielt im Frühling des Jahrs 1995, kurze Zeit nach der Auflösung der Drogenszene in Zürich. Auf eindrückliche Art und Weise verfolgt der Zuschauer dabei die Entwicklung der jungen Mia und die zunehmende Trennung von ihrer drogenabhängigen Mutter.

Vorlage für den Film war das Buch «Platzspitz-Baby» von Michelle Halbheer und Franziska K. Müller. Herausragend ist die schauspielerische Leistung von Luna Mwezi, welche die Tochter der drogenabhängigen Mutter spielt. Realisiert wurde der Film von Pierre Monnard, der unter anderem für die ersten zwei Staffeln der TV-Serie «Wilder» verantwortlich war.

Nach dem Film beantworteten die Drei Fragen:

«Ich hätte mich bei weiteren Todesfällen als Mittäterin gefühlt, wenn ich nichts getan hätte.»
Buchautorin Michelle Halbheer

Was hat sie dazu bewegt, ein Buch zu schreiben?
Vor einigen Jahren gab es in St. Gallen einen tragischen Vorfall. Eine Mutter verwechselte damals ihr Kokain mit dem Milchpulver für ihr Kind. Das Kind starb daraufhin. Die Mutter wurde dann aber freigesprochen, als sie darlegen konnte, dass sie das Kind geliebt hatte. 

Es kann nicht sein, dass ich ins Gefängnis komme, wenn ich jemanden betrunken umfahre, nicht aber, wenn ich mein Kind unter Heroineinfluss töte. Und dies alles nur, weil ich darlegen kann, dass ich das Kind geliebt habe. Wenn ich weiterhin geschwiegen hätte, wäre ich für mein Mitgefühl bei weiteren solchen Vorfällen eine Mittäterin gewesen.

Warum braucht es so viel, damit ein Kind von seiner Mutter weggeholt wird?

Dies aufzuzeigen, war der Zweck des Filmes. Die Zuschauer sollen wissen, dass es unglaublich viel braucht, damit ein Kind seiner Mutter weggenommen wird. Früher wurden die Kinder in der Schweiz sehr schnell von ihren Eltern getrennt, in meiner Zeit sehr lange nicht. Heute sind wir auf dem Weg, eine gesunde Balance zu finden. 

Wie war es für Dich, Michelle, als Du erfahren hast, dass Dein Buch verfilmt wird?
Ich war sehr bewegt und gleichzeitig überwältigt, dass jemand den Mut hat, ein solch schweres Thema anzuschneiden.

 

«Jeder Schweizer aus meiner Generation hat einen direkten oder indirekten Bezug zum Platzspitz.»
Regisseur Pierre Monnard

Kannte man in der Westschweiz, wo Sie herkommen, den Platzspitz?
Jeder Schweizer aus meiner Generation hat einen direkten oder indirekten Bezug zum Platzspitz.

Wie lange dauerten die Dreharbeiten?
32 Tage im Sommer 2019.

«Mein Vater und ich sahen uns im Kino den Schellenursli an. Von da kam meine Inspiration, Schauspielerin zu werden.»
Hauptdarstellerin Luna Mwezi

Luna, wie kamst Du zu dieser Rolle?
Mein Vater und ich sahen uns Schellenursli im Kino an. Von da kam meine Inspiration, Schauspielerin zu werden. Nach der Anmeldung bei meiner Agentur wurde ich zum Vorspielen für diesen Film eingeladen und habe die Rolle zum Glück bekommen.

Hattest Du Schauspielunterricht?
Ich hatte ein einziges Mal Unterricht. Es hat mir überhaupt nicht gefallen, darum bin ich nicht mehr gegangen. Somit hatte ich eigentlich nie Unterricht.

Luca Lehmann, Linth24