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Rapperswil-Jona
07.02.2021

NZZ: ON zwangen Schloss Rappi auf heutigen Kurs

Die NZZ schreibt: «Am 23. September 2013 kapitulierte die Ortsgemeinde». Das Schloss wird dank der Beharrlichkeit von Redaktor Hug künftig für Rapperswil-Jona und die Region genutzt.
Die NZZ schreibt: «Am 23. September 2013 kapitulierte die Ortsgemeinde». Das Schloss wird dank der Beharrlichkeit von Redaktor Hug künftig für Rapperswil-Jona und die Region genutzt. Bild: ZVG / Linth24
Die NZZ beleuchtete kürzlich das Aus des Polenmuseums im Schloss Rapperswil. Und beschrieb, wie der damalige Chefredaktor der ON, Bruno Hug, die Ortsgemeinde-Führung auf den heutigen Kurs brachte.

Am letzten 25. Oktober 2020 konnte der Betreiberverein des Polenmuseums seinen 150. Jahrestag im Schloss Rapperswil feiern. Gleichentags legten die Stimmbürger von Rapperswil-Jona das Ende des Polen-Museums fest: Sie bewilligten an der Urne einen 7,4-Millionen-Kredit für den Umbau von Schloss Rapperswil. Weitere 8,4 Millionen steuern die Ortsbürger bei. Ende März 2022 muss das Museum das Schloss Rapperswil räumen.

Sieg einer Medien-Kampagne

Wie es dazu kam, zeigt die NZZ in einem zweiseitigen Bericht auf. Das Zürcher Weltblatt hält fest, die «langjährige Auseinandersetzung um das Polenmuseum und das Rapperswiler Schloss» habe 2008 mit den ersten Berichten der Obersee-Nachrichten (ON) begonnen. Deren damaliger Chefredaktor Bruno Hug habe «mit Gespür für Volkes Stimme» das Schloss «in sein Visier» genommen und sich «in einer Reihe von Artikeln» zum Rapperswiler Wahrzeichen geäussert. Er habe gefordert, die weitherum sichtbare Baute sei durch Rapperswil-Jona und nicht durch ein ortsfremdes Museum zu nutzen – das mit 23’000 Franken erst noch viel zu wenig Miete bezahle.

ON stoppten 25-Jahres-Mietvertrag

In «Dutzenden von Artikeln» habe Hug «auf sein Ziel hingeschrieben». Die NZZ dazu: «Als die Ortsgemeinde im Herbst 2012 trotz dem publizistischen Sperrfeuer den Mietvertrag mit dem Museumsverein um 25 Jahre verlängern wollte, hätten die ON innerhalb von zwanzig Tagen 2061 Unterschriften für die «Petition Schloss Rapperswil» gesammelt. Hug habe kommentiert: Das 800 Jahre alte Habsburger-Schloss sei «das markanteste Gebäude am Zürichsee. Es sei ein Anziehungspunkt, aber seit Jahrzehnten schlecht genutzt.» Es eigne sich dazu, die Geschichte der Region und der Stadt zu zeigen, und sei eine Touristen-Attraktion.
«Unter dem Druck der Petition der ON» hätten die Ortsbürger dann auf die Verlängerung des Kontrakts verzichtet», so die NZZ.

Versuch mit Nutzungskonzept

Die Ortsgemeinde habe aber noch nicht aufgegeben und ein Nutzungskonzept zum Schloss erarbeitet. Darin sei weiterhin die Präsenz des polnischen Museums im Schloss vorgesehen gewesen. Diese Variante habe sich lose an der «Studie Schloss Rapperswil» orientiert, die 2009 von einem Team um den Rapperswiler Kunst- und Kulturwissenschaftler Peter Röllin als Grundlage für die Neuorientierung in Auftrag gegeben worden war. 2012 sei dieses neue Konzept in die öffentliche Vernehmlassung geschickt worden.

ON siegten im «Kulturkampf»

An dieser Vernehmlassung hätten politische Parteien, Organisationen und Einzelpersonen teilgenommen. Auch dagegen seien die ON unter Hug angetreten. Die Zeitung habe die Leserschaft aufgefordert, sich über einen Talon zum Konzept zu äussern. Dieser Aufforderung hätten 1174 Personen Folge geleistet, «mit zum Teil bedenklichen Kommentaren zum neuen Schlosskonzept». Nur 62 Stellungnahmen seien positiv ausgefallen.

«Am 23. September 2013 kapitulierte die Ortsgemeinde und willigte in einen kompletten Neuanfang ohne Polenmuseum ein», resümiert die NZZ. Was die ON damals als ihre Aufgabe ansahen, nennt die NZZ «anwaltschaftlichen Journalismus», der regelmässig zum Albtraum von Lokalpolitikern und Behörden geworden sei.

Kulturkampf gewonnen

Der Rapperswiler Kulturwissenschaftler Peter Röllin zog in der NZZ Bilanz und sagte: «Bruno Hug hat den Kulturkampf zwischen seiner Gruppe Pro Schloss und dem Verein der Freunde des Polenmuseums sowie Fachleuten aus der Kultur, die am Polenmuseum festhalten wollten, für sich entschieden.»

Röllin gesteht im NZZ-Bericht dem «Unruhestifter» Hug zu, reale Schwächen offengelegt und neue Ideen auf den Tisch gebracht zu haben. Der Chef der ON habe mit dem Druck der Zeitung «lokale Politiker mit wenig oder ganz ohne Fachkenntnis in geschichtskulturellen Belangen zum Einknicken gebracht».

Redaktion Linth24