Am 5. und 10. September stimmen die Stadt- und Ortsbürger über die Projektierungskredite für den Ausbau des Schlosses ab. Kostenpunkt: Je 850‘000 Franken. Werden später auch die Baukredite bewilligt, dann hat das Schloss bis zur Eröffnung im Sommer 2023 17 Millionen Franken gekostet. Das ist viel Geld, aber in Rapperswil-Jona scheint das eine Nebensache zu sein. Geld ist offenbar in Hülle und Fülle vorhanden. Obwohl es auch anders ginge. Ich komme darauf zurück.
Das Volk darf zahlen
Die Ortsbürger – mit dem Stadtrat im Schlepptau – teilen mit, das künftige Schloss solle «als Hort der Geschichte zu neuem Leben erwachen». Das «Besuchererlebnis» nehme «die Gäste mit auf eine Zeitreise durch mehr als ein halbes Jahrtausend Schlossgeschichte». Das tönt gut. Vor allem, wenn man bedenkt, dass der heutige Ortsbürgerpräsident die zentralsten Räume dieses Schloss noch vor sieben Jahren für satte 25 Jahre den Polen vermieten wollte. Für lediglich 2000 Franken im Monat.
Weiter heisst es in der Mitteilung der Stadt-Oberen, das dereinst umgebaute Schloss werde «aus einer Hand als ortsgemeindeinterner Betrieb mit eigenem Betriebsleiter bewirtschaftet». Für die «strategische Führung» gebe es einen Schlossrat mit Vertretern «von Stadtrat und Ortsverwaltungsrat sowie Fachpersonen».
Womit die den Umbau bezahlende Bevölkerung schon mal aussen vor steht. Denn, wer dereinst im Schlossrat sitzt, wird politisch ausgeklüngelt. Und Betriebsleiter wird, wer dem Schlossrat genehm ist. Und natürlich wird es viel Kultur geben. Mit denselben Leuten wie an anderen Orten.
Ortbürgerführung will Schlossherr bleiben
Am Ende der Medienmitteilung zum Schloss heisst es dann noch, fast etwas trotzig: «Die Federführung» für den Umbau liege bei der Ortsgemeinde, «welche auch in Zukunft Eigentümerin des Schlosses bleiben wird». Punkt. Message ans Volk: Wir bleiben die Herren!
Warum eigentlich hängt Ortsbürgerpräsident Matthias Mächler mit seiner halbdemokratischen Ortsbürgerschaft – welche vielerorts wegen ihrer Demokratie-Defizite abgeschafft wurde – derart daran, das Schloss zu besitzen? Obwohl er und seine Organisation bei diesem Wahrzeichen seit Jahrzehnten mit Fehlentscheiden brilliert haben und erst unter dem Druck von zwei Petitionen bereit waren, das Schloss zum Wohle von Stadt und Region zu nutzen.
Dem Stadtrat fehlt die Kraft oder noch mehr
In meinen früheren Artikeln zum Schloss habe ich immer wieder vorgeschlagen, dass das Schloss entweder in die Hand der Stadt oder in eine Stiftung überführt werden sollte. Nur so würden es die Bürger auch «antreten».
Auch in der von über 2000 Personen unterschriebenen Petition waren 90 Prozent der Unterzeichner klar der Meinung, das Schloss Rapperswil sei «ideelles Eigentum» der Bürger von Rapperswil-Jona und sollte durch eine «gemeinnützige Gesellschaft verwaltet werden».
Dem Stadtrat von Rapperswil-Jona fehlt wohl die Weitsicht oder der Mut – oder beides -, um von den Ortsbürgern bei einem Einsatz von stolzen 8.5 Millionen Franken Steuergeld auch eine Neuausrichtung bei der Schloss-Eigentümerschaft zu fordern.
Geldverschwendung durch Chancen-Auslassung
Nicht zuletzt stellt das sture Festhalten der Ortsbürger als Schloss-Herren auch eine Geldverschwendung dar. Denn das Schloss Rapperswil ist ein Kulturgut von schweizerischer Bedeutung. Würde es zum Beispiel in eine Stiftung eingebracht werden, gäbe das beim Umbau komplett neue Möglichkeiten. So könnten sich die Bürger am Schloss mit einem symbolischen Goldtaler o. ä. beteiligen und damit bei der Schlosserneuerung dabei sein und mitdenken. Zudem könnten die vielen Kulturförderer und Kulturstiftungen des Landes zur Unterstützung für den Schlossumbau eingeladen werden. Das wäre weitsichtiger und würde den Schlossausbau erst noch viel breiter abstützen, als das Geld einfach aus der Stadt- und Ortsbürgerkasse zu nehmen.
Auch wären für ein derartiges Schloss-Vorhaben mit Sicherheit politische, industrielle und gesellschaftliche Persönlichkeiten zu finden, welche in einem Schlossrat einsitzen und so dem Thema eine etwas andere Dimension geben könnten. Stattdessen will man sich mit z.B. zwei Stadt- und zwei Ortsverwaltungsräte begnügen, die ihre Pflichtsitzungen abhalten und sich als Schlossherren fühlen dürfen.
Offensichtlich ist: Wenn man das Schloss schon nicht den Polen vermieten konnte, bleibt man im Schlossrat und generell beim Schloss lieber beim Kleinen – sprich unter sich.
Es sei denn, die Bewohner dieser Stadt sagen nein zum Millionen-Kredit für ein Schloss, bei dem sie nur zu zahlen aber nichts zu sagen haben.