Kantonsräte wollen mehr Hirsche schiessen
Für die drei SVP-Kantonsräte Christian Vogel aus Dietfurt, Bruno Schweizer aus Brunnadern und Marco Gadient vom Flumserberg sowie ihre acht Mitunterzeichner ist deshalb klar: Der Kanton St.Gallen muss seinen Hirschbestand in den Griff bekommen. Sonst nehmen die Schäden in Wald und Landwirtschaft noch mehr zu. Dafür müssen zusätzlich zur aktuellen Jagdplanung viel mehr Hirsch-Stiere geschossen werden.
Erst die Kühe, dann die Stiere
Bei der Bejagung von Hirschen müssen gemäss St.Galler Vorgaben zuerst Kühe und Jungtiere (Kahle) geschossen werden, dann erst dürfen Stiere (Gehörnte) geschossen werden. In 30 bis 40 Revieren im Kanton St.Gallen gibt es vorwiegend Hirsch-Stiere. Damit können dort aufgrund der fehlenden Hirschkühe gar keine Tiere geschossen werden. Waldeigentümer und Landwirte müssen tatenlos zusehen, wie Schäden an Wald und Wiese entstehen.
Für die Jägerinnen und Jäger kommt erschwerend hinzu, dass bei einem unbeabsichtigten Abschuss eines sogenannten falschen Tieres hohe Bussen oder sogar der Entzug des Jagdpatentes drohen. Das führt dazu, dass lieber zu wenige Tiere geschossen werden, als die Gefahr einer Busse oder des Entzugs des Patentes einzugehen. Dies führt ebenfalls dazu, dass der Hirschbestand im Kanton St.Gallen weiter steigt.
Hirsche verursachen Schäden
Diese Hirsch-Stiere ziehen in Rudeln umher und verursachen dabei Verbiss- und Schlagschäden am Wald sowie Kot-, Tritt- und Fressschäden in der Landwirtschaft. In der Antwort zum Vorstoss der drei Kantonsräte teilte die Regierung aber mit, dass nur gerade 1’000 Franken Schadenersatz pro Jahr ausbezahlt werden, praktisch nichts davon für den Wald.
Wolf treibt Hirsche zusammen – grössere Schäden vor Ort
Weiter kommt hinzu, dass in den letzten Jahren fälschlicherweise davon ausgegangen wurde, dass der Wolf eine gewisse Linderung des Hirsch-Problems bewirken werde.
Nun hat sich gezeigt, dass genau das Gegenteil eingetreten ist: Eigentlich senkt der Hirsch im Winter seine Aktivität auf rund 40 Prozent, dementsprechend verbraucht er auch nur 40 Prozent Futter. Wenn nun der Wolf die Hirsche aufscheucht und jagt, treibt er die Aktivität und dementsprechend den Futterbedarf des Hirsches wieder auf 100 Prozent. Zudem ist der Hirsch in oft steilen Schutzwäldern gegenüber dem Wolf im Vorteil, was die Rotwildrudel zwingt, im Winter generell vermehrt in den Schutzwäldern zu verbleiben.
Dies alles führt gerade in den Schutzwäldern zu mehr Schaden an der Waldverjüngung.
Magere Antwort der St.Galler Regierung
Die St.Galler Regierung bestätigt in ihrer Antwort auf den Vorstoss die Zunahme und Ausbreitung des Rothirsches. Sie betont, dass aber auch Abschusszahlen im Kanton St.Gallen von 432 (2006) auf 944 (2024, plus 118 Prozent) stiegen. Für das Jahr 2025 gelte das ambitionierte Ziel, 1'000 Rothirsche zu erlegen. Regierung und Verwaltung sind der Ansicht, dass weiterhin nicht die Hirsch-Stiere das Problem sind, sondern in die wiederholt nicht erreichten Abschussvorgaben für weibliche Rothirsche. Die Thematik der bisher nicht erreichten Bestandesreduktion der Rothirsche sei Gegenstand der aktuellen Jagdgesetzrevision. Es würden Massnahmen geprüft, um einerseits die vorhandenen Strukturen im Rotwildmanagement zu optimieren und zu stärken, aber auch Lösungen für Fälle zu schaffen, wo die Ziele der heutigen Jagdplanung nicht erreicht werden.
Der verantwortliche Regierungsrat Beat Tinner (FDP) ist weiter fest der Ansicht, dass der eingeschlagene Weg, den die Jagdverwaltung seit Jahren geht, und der zu über 250 % mehr Hirschen geführt hat, der richtige Weg sei. Die drei SVP-Kantonsräte sind der Überzeugung, dass wenn ein Weg nicht zum Ziel geführt hat, ein neuer Weg eingeschlagen werden muss.