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Uznach
17.10.2025
18.10.2025 06:38 Uhr

«Der Storch reguliert sich selber»

Hochmut, Stolz und Eleganz: Störche haben viele positive Attribute.
Hochmut, Stolz und Eleganz: Störche haben viele positive Attribute. Bild: Ulrike Huber
Störche in Uznach: Die Aufregung über die stolzen Vögel ist gross. Nun mahnt der Präsident des Storchenvereins zu Gelassenheit und Geduld.

Noch vor wenigen Jahren war er ein gern gesehener Gast – ein Beweis dafür, dass sich die Natur erholt und ihren Platz in der Zivilisation behauptet: der Storch. Er soll nicht nur die Kinder bringen, sondern steht in der Welt der Fabeln für Attribute wie Hochmut und Stolz.

Laute Klagen

In Uznach wollen einige Einwohner von diesen positiven Eigenschaften allerdings nichts mehr wissen. Sie sehen vor allem Kot, Schmutz und Tierkadaver – und beklagen Reinigungskosten, die bis in den fünfstelligen Bereich gehen.

«Wir brauchen Zeit»

Bruno Bachmann, Präsident des Storchenvereins Uznach, hat Verständnis für den Groll. Deshalb unternimmt sein Verein alles, um die entstandenen Schäden zu beheben und die Lage zu kontrollieren. Gleichzeitig plädiert er für Nachsicht, Gelassenheit und Geduld: «Wir brauchen etwas Zeit, um die Reinigungen und Reparaturarbeiten zu organisieren.» Mit der Kirche habe man einen guten Weg gefunden – und auch mit dem Restaurant Kunsthof.

Wenn aber einzelne Hausbesitzer in Eigenregie vorgehen, könne der Verein Finanzierung und Verantwortung nicht übernehmen, so Bachmann.

Aber in Uznach freuen sich nicht alle über die gefiederten Gäste auf dem Hausdach. Bild: Werner Hofstetter, Linth24

Die Mehrheit bleibt im Winter

Eigentlich ist die Wiederansiedlung des Storchs eine Erfolgsgeschichte. Vor rund 60 Jahren brachte man das zuvor ausgerottete Tier zurück – und durfte bald feststellen, dass sich der Storch bei uns äusserst wohlfühlt. So wohl, dass heute nur noch rund ein Drittel der Population im Winter in Richtung Süden zieht.

Status quo

Deshalb wird sich die Situation in Uznach in den kommenden Monaten kaum ändern. Bachmann geht aber nicht davon aus, dass sich der Bestand von aktuell 110 Störchen in Uznach stark vermehrt: «Der Storch reguliert sich selber», so der Fachmann – und der Verein unternimmt nichts aktiv, um die Kolonie zu vergrössern.

Ganz so schlimm wie im Hitchcock-Film «Birds» ist es dann aber auch nicht. Bild: zVg

Mäuse und Ungeziefer auf dem Speiseplan

Der Storchen-Präsident hofft, dass sich die Gemüter wieder beruhigen. Schliesslich habe der Storch viele gute Eigenschaften: «Er hilft den Bauern, indem er Mäuse und Ungeziefer frisst. Und er sorgt dafür, dass die Geburtenstation im Spital Uznach künftig immer ausgelastet sein wird.» Bachmann sagt’s mit einem Schmunzeln – ist sich aber bewusst, dass darüber nicht alle lachen werden.

Fast wie bei Hitchcock

Schliesslich gilt für die Störche in Uznach schon fast Ähnliches wie für «Die Vögel» im gleichnamigen Film von Alfred Hitchcock: Sie sind für einige Leute zu echten Schreckgespenstern geworden. Doch dies scheint dann doch eher übertrieben.

Thomas Renggli