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Uznach
09.04.2025
10.04.2025 06:52 Uhr

Zoff um Meister Adebar

Gäste oder Eindringlinge? Die Geister in Uznach scheiden sich am Storch
Gäste oder Eindringlinge? Die Geister in Uznach scheiden sich am Storch Bild: Markus Arnitz, Linth24
Im Storchenland Uznach brodelt es. Der Unmut über die gefiederten Gesellen wächst und nicht wenige Hausbesitzer wünschen die Störche ins Ried oder gleich ins Pfefferland.

Die Uzner und ihre Störche. Wenn für die einen die Brutzeit beginnt, startet für die anderen die Wutzeit. Was einst mit deren Ansiedlung und Zucht im guten Sinn begann, entwickelt sich für die ungefragt vom Nestbau betroffenen Liegenschaftsbesitzer zur Belastung.

Der verdeckte Widerstand

Die Zuschriften erboster Hausbesitzer erreichten auch Linth24. Offen zum Problem wollte sich niemand äussern, doch Unmut und Frustration wachsen. Linth24 traf Betroffene vor Ort. Es gäbe viele Storchenfreunde im Städtchen, da käme offene Kritik nicht gut an, so ein Ladenbesitzer. Hausbesitzerin L.M. (Name der Redaktion bekannt) meinte, man würde von der Stadt mit dem Aufwand und den Kosten für Reinigung von Dächern und Sonnenstoren alleingelassen.

Die Schattenseite

Entlang der Zürcherstrasse bis ins Quartier Zübli reicht die Storchenkolonie. Die Weissstörche nisten auf Hausdächern oder ruhen sich auf Strassenlaternen aus. Was auf den ersten Blick idyllisch klingt – auf den zweiten sieht man: es ist ein Problem mit Ästen, Federn und Fäkalien.

 

  • Man hat den Storch künstlich abgesiedelt, indem man ihm Podeste für den Nestbau schuf Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Kirche in Uznach Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Ruheplatz Strassenlaterne: ein trauriger Anblick Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Ein grosser Teil der Zürcherstrasse ist verdreckt mit Exkrementen Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Der Kot frisst sich durch alles hindurch Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Nestbau mit Hilfe des Menschen Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Viele Uzner wünschen sich die Störche ausserhalb des Städtchens Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Kirchendach Uznach Bild: Markus Arnitz, Linth24
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Heilige Scheisse

Besonders schlimm ist es auf und um die katholische Kreuzkirche. Ein von Exkrementen weissgetünchtes Kirchendach. Auf den Reinigungskosten bleibt die Kirche sitzen, genauso wie die umliegenden Liegenschaftsbesitzer.

Weiter geht es mit verdreckten Strassenlaternen, unter jeder kommt noch das stark verschmutzte Trottoir und Kothaufen auf den Mäuerchen um den Kunsthof dazu. Kein appetitlicher Gedanke, wenn man sich vorstellt, dass man im Kunsthofgarten noch etwas essen oder trinken möchte.

Hohe Kosten

«Es ist bereits eine Plage, auch bei allem Goodwill» meint L.M. Man solle das Storchenmanagement überdenken; ob es wirklich nötig sei, dass die Störche mitten im dichtbesiedelten Gebiet nisten müssten. «Meine Mieter müssen Tag und Nacht die Sonnenstoren spannen, damit der Kot der auf dem Dachrand sitzenden Störche nicht auf den Balkon spritzt. Mit dem Ergebnis, dass ich die durch den Kot zerfressenen Storen jeweils auswechseln muss.» Die Kosten von mehreren tausend Franken müsse sie selbst tragen. Es sei schon vorgekommen, dass Schüler auf dem Schulweg von auf den Laternen sitzenden Störchen mit der weissen «Pracht» so bedacht wurden, dass sie wieder nach Hause mussten, um sich umzuziehen. Während man in der Theorie den Artenschutz mit Händen trage, müssten die Betroffenen in der Praxis Kübel voll Exkrementen von ihren Dächern entsorgen.

  • Es sind nicht kleine Häufchen, welche der Storch hinterlässt Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Storchenkolonie in Uznach Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Storchenkolonie in Uznach Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Ein einzelner Draht hält die Störche nicht vom Nestbau ab Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Ein einzelner Draht hält die Störche nicht vom Nestbau ab Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Der Storchenkot klebt wie Zement auf Dächern, Strassen, Mäuerchen Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Hier hat man frühzeitig vorgesorgt Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Storchenkolonie in Uznach Bild: Markus Arnitz, Linth24
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Zeit zum Umdenken

Der Storch ist in der Schweiz geschützt. Hat ein Paar ein Ei gelegt, ist das Nest tabu. Weder Entfernung noch Vergrämung sind erlaubt. Einige Hausbesitzer haben vorgesorgt: sie spannen Drahtgeflechte, um den Nestbau zu verhindern.

Es ist Zeit, umzudenken. Der Storch hat sich seinen Platz in der Kulturlandschaft mit der Hilfe des Menschen zurückerobert. Das sollte nicht bedeuten, dass Anwohner, Gemeinden und Kirchen die Kosten für dessen Ansiedlung allein tragen müssen. Es braucht klare Zuständigkeiten, eine faire Kostenverteilung und ein pragmatisches Storchenmanagement, das sowohl Naturschutz als auch Lebensqualität ernst nimmt.

Wenn  der Himmel voller Störche hängt, aber niemand mehr auf die Strasse treten kann, ohne den Kopf einzuziehen – dann wird aus der Legende eine Last.

Markus Arnitz, Linth24