Home Region Sport Schweiz/Ausland Rubriken Agenda
Kultur
15.04.2025

Jodlerfest erwartet 40'000 Gäste

(v.l.) Hans Popp und Hedy Fitze.
(v.l.) Hans Popp und Hedy Fitze. Bild: Fabian Alexander Meyer
Vom 4. bis 6. Juli 2025 wird Altstätten zum Zentrum der Volkskultur: Das Nordostschweizer Jodlerfest feiert neben Brauchtum auch das 75-Jahr-Jubiläum des Jodlerklubs Altstätten.

Vom 4. bis und mit 6. Juli findet in Altstätten das Nordostschweizer Jodlerfest statt. Während dieser Tage verwandelt sich das Städtli in eine wahre Festwirtschaft des Volksbrauchtums.

Rheintal24 trifft Hedy Fitze und Hans Popp zum Gespräch in Altstätten. Bei einer entspannten Runde Kaffee plaudern die beiden aus dem NOSJF-Nähkästchen – und verraten, was sie persönlich zum Jodeln gebracht hat.

Ein besonderer Geburtstag

Das Nordostschweizer Jodlerfest gilt als zweitgrösste Jodelveranstaltung der Schweiz und hat eine jahrelange Tradition. So gastierte es unter anderem schon in St. Moritz, Wattwil, Gossau, Winterthur und zuletzt in Appenzell. Und für die Ausgabe 2025 kommt es nun nach Altstätten ins Rheintal. «Endlich», sagt Hans Popp, OK- Vizepräsident und Leiter Vorträge. ​

Warum «endlich»? – «Einige Vereinsmitglieder sind seit über 50 Jahren bei uns aktiv und haben es noch nie erlebt, dass das Jodlerfest im Rheintal gastiert – obschon es eigentlich schon seit jeher der Wunsch war.» Dieser Wunsch geht jetzt mit der diesjährigen Ausgabe endlich in Erfüllung.

Nicht nur das: Der Jodlerklub Altstätten feiert in diesem Jahr auch sein 75. Jubiläum. Diese Geburtstagsfeierlichkeiten werden durch die Organisation am Nordostschweizer Jodlerfest begangen.

Hedy Fitze, Dirigentin des Jodlerklubs Altstätten und OK-Mitglied Vorträge, erklärt: «Wir feiern diesen Geburtstag eigentlich nicht gross. Die Durchführung vom NOSJF ist für uns quasi unser eigenes Geschenk. Und die erwarteten 40'000 Besucher sind unsere Gäste.»

Spiel mir das Lied vom Tod

Die Altstätter treten dabei mit einem speziellen Lied auf. «Es heisst ‹Äti, sing mit mir› und behandelt im Text die Geschichte von einem Vater und seinem Sohn. Bis zum Tod des Vaters haben die beiden gemeinsam gesungen. Mit dem Tod des Vaters muss sein Sohn nun alleine singen, was ihn entsprechend wehmütig stimmt.»

Das Lied hat daher eine Schwere, mit der sich wohl viele Zuhörer identifizieren können. So auch Fitze: «Meine Freude am Jodeln habe ich durch meine Eltern entdeckt. Bereits als ich ein Kind war, haben wir gemeinsam gesungen.» Der Jodlerklub Altstätten freut sich riesig auf die Darbietung dieses Klassikers.

«Scho als Chli han-i viu gsunge geng e Melodie im Härze treit, und es Jützi uf dr Zunge wüu i gmerkt ha dass mi Äti fröit... I ha denn nid gfragt wieso, dass ihm wäge mir si d’Träne cho. Itze isch mi Äti nümme, singt jtz nüm mit mir u lost mr zue... U glich gspüre-ni bim Singe töif i mir e ganz vertrouti Rueh. Gspüre ihn ganz noch bi mir, Äti singe tue-ni gäng mit dir! Gseh mi Bueb jtz umespringe, zablig, wiud u voller Läbesmuet. Grad vo letscht faht är a singe, sini Stimm tuet i mim Härze guet. Ha mi gfröit u gmerkt dr-bi, dass bi mir du d’Träne tröpflet si.»
Der Text zum Lied «Äti, sing mit mir»

Ein Wettkampf ohne Preis

Jeder Teilnehmer – seien dies Solo-Acts, Duos oder ein ganzer Chor – bringt ein einziges, einzigartiges Lied mit. Auch die Fahnenschwinger und Alphornbläser bereiten sich akribisch auf die Teilnahme vor.

Fakt ist: Aktive aus der ganzen Nordostschweiz haben sich angemeldet und bemühen sich um die Gunst der Jury. Hans Popp erklärt: «Die Jury verteilt anschliessend Punkte und klassiert von eins bis vier. Die Bestklassierung beträgt eins.»

«Sich treiben lassen»

Gewinnen kann man an sich eigentlich nichts. «Aber man kann sich mit den Noten eins und zwei für die Teilnahme am eidgenössischen Jodlerfest (Basel 2026) qualifizieren.» Es handelt sich also nicht um einen klassischen Wettbewerb, sondern eher um eine Art Standortbestimmung für den Verein – und gewissermassen auch um ein Ticket «beim grossen Bruder».

Diese «Standortbestimmung», wenn man sie denn so nennen will, wird in sechs Vortragslokalen aufgeführt. «Wer an einen Wettvortrag will, muss sich einen Festpin kaufen», erläutert Hedy Fitze. Wer sich keinen Pin kaufen möchte, geniesst urchige Darbietungen auch im ganzen Jodlerdorf gratis. Ergänzt wird das Programm durch einen Brauchtums- und Handwerksmarkt sowie durch Auftritte auf der offenen Bühne beim Museumsgarten. Damit ist für jede Interessengruppe etwas dabei.

Brauchtum erleben

Am Jodlerfest geht es aber um mehr als nur um die Bewertungen. Es soll auch die Leidenschaft für das Volksbrauchtum geweckt werden – vorzugsweise natürlich bei den Jungen. Denn Nachwuchs ist immer willkommen. «In erster Linie wollen wir unser Brauchtum und auch unser Erbe den Leuten näherbringen. Aber wir sind natürlich auch sehr an jungem Zuwachs interessiert», sagt Hans Popp.

Dazu tragen auch verschiedene Workshops bei, in welchen das Traditionshandwerk (Jodeln, Alphornblasen, Fahnenschwingen) hautnah erlebt werden kann. «Es soll ein gemütliches Erlebnis für alle sein. Man soll lockere Stunden verbringen und gemeinsam Zeit geniessen können.»

Tausende Mannstunden

Hinter dem Anlass steckt die Arbeit unzähliger Freiwilliger, die seit rund vier Jahren im Hintergrund wirken und in tausenden Mannstunden ehrenamtlich dieses einmalige Erlebnis auf die Beine stellen. Popp hat bereits gut 500 Stunden auf der Uhr – und auch Fitze, die ihre Arbeit «erst» im letzten Herbst aufgenommen hat, hat schon über 100 Stunden investiert.

Die beiden bestätigen: «Job, Familie und Freunde unter einen Hut zu bringen mit den Vorbereitungen auf das Jodlerfest – das ist nicht immer ganz leicht.» Dennoch tun sie es aus Leidenschaft. Im Gespräch mit den beiden ist diese Begeisterung spürbar. Sie freuen sich ausserordentlich auf das Jodlerfest und hoffen auf einen reibungslosen Ablauf.

«Vor allem, weil man das Fest nicht so erleben kann, wie wenn man ein Gast ist. In unserer Rolle ist man andauernd auf Nadeln, damit auch sicher alles richtig läuft. Dementsprechend wird es eine Erleichterung für uns sein, wenn wir in drei Jahren ​ selbst wieder als Gäste in Davos auftreten können», sagt Hedy Fitze.

«Man muss es erlebt haben»

Wer also ist die Zielgruppe für das Jodlerfest? Laut Popp gibt es die nicht. «Wer nicht direkt Langeweile bekommt, wenn er das Wort Jodeln hört, sollte unbedingt vorbeischauen. Es ist für alle etwas dabei. Der Brauchtums- und Handwerksmarkt lädt zum Bummeln ein, die musikalischen Darbietungen begeistern das Publikum – und auch für die Jungen ist gesorgt: So steigt auf dem Sauhalle-Areal eine grosse Party.»

Die beiden merken an, dass sich junge Menschen durchaus für das Jodeln begeistern lassen – insbesondere jene, die in ländlichen Gebieten aufgewachsen sind und schon früh mit dem Brauchtum in Berührung kamen.

«Man sollte unbedingt vorbeischauen, wenn man die Zeit dazu hat. Denn dass das Fest wieder einmal direkt vor der Haustür gastiert, wird kaum der Fall sein. Man muss es schon erlebt haben. Einfach vorbeikommen und sich treiben lassen», sagt Fitze.

Fabian Alexander Meyer, Rheintal24 / Linth24