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Fussball
11.04.2025
12.04.2025 12:10 Uhr

«Ich weiss, dass wir stark sind»

Bild: Linth24
Der FC Rapperswil-Jona ist seit sieben Spielen ungeschlagen und mischt im Aufstiegsrennen mit. David Sesa sieht sein Team auf Kurs und glaubt an den Aufstieg in die Challenge League. Das grosse Interview.

5:1 gegen den SC Brühl – nach zwei Unentschieden zuvor. War das der berühmte Ketchup-Flaschen-Effekt?

Ich bin nicht überrascht vom Sieg, eher von der Höhe. Brühl ist eine gute Mannschaft. Wir haben in den letzten beiden Spielen gegen Baden und Breitenrain geführt, aber den Sack nicht zugemacht. Das wurde uns zum Verhängnis. Die Leistung war gut, aber die Effizienz hat gefehlt. Gegen Brühl waren wir im Abschluss kaltblütiger – und das Resultat zeigt das.

Die Leistung blieb also gleich, das Resultat änderte sich. Woran lag das?

«Die Leistung hat gestimmt»
David Sesa

Ganz klar: an der Effizienz. Gegen Baden hatten wir Chancen aufs 2:0, sogar einen Lattenschuss von Schmidt kurz vor Schluss. Stattdessen fiel das 1:1. Solche Dinge gehören zum Fussball. Entscheidend ist aber, dass die Leistung gestimmt hat. Seit Beginn der Rückrunde haben wir nur ein Spiel verloren, das zeigt die Entwicklung.

Ihr Team ist seit sieben Partien ungeschlagen. Woher kommt diese neue Konstanz?

Die Basis wurde letzte Saison gelegt. Damals haben wir auf dem Platz 74 Punkte geholt – nur Carouge war besser. Diese Saison starteten wir stark, dann kamen viele Verletzungen. Mit fünf Ausfällen bei einem Kader von 22 Spielern wurde es eng. Jetzt sind die Verletzten zurück, und wir haben Verstärkungen bekommen. Das macht den Unterschied.

Wie schätzen Sie Ihre Mannschaft im Vergleich zu Kriens und Biel ein?

Wir drei werden das unter uns ausmachen. Unser Ziel war von Anfang an, vorne mitzuspielen. Ob man am Ende Meister wird, entscheiden Details: Verletzungen, Sperren, Glück. Wir sind auf Augenhöhe mit Kriens und Biel – und wir werden alles geben.

Wie sieht’s fürs nächste Spiel aus? Gibt es Ausfälle?

Schmidt hat sich gestern leicht verletzt und war heute beim Arzt. Ich hoffe, dass er bis Sonntag fit ist. Aber unser Kader ist jetzt breit genug, um Ausfälle zu kompensieren. Wir sind auf allen Positionen gut besetzt.

«Nur eine Mannschaft aufsteigen zu lassen, das ist nicht fair»
David Sesa

Die Promotion League hat 18 Teams, aber nur einer steigt auf. Frustrierend?

Absolut. Das sehen viele so. Von 18 Mannschaften nur eine aufsteigen zu lassen – das ist nicht fair. Ein Playoff gegen den Zweitletzten der Challenge League wäre sinnvoll. Es gibt viele Teams, die investieren und Ambitionen haben. Die sollte man nicht ausbremsen.

Muss man eine Profimannschaft haben, um aufzusteigen?

Wir haben einen guten Mix – einige Spieler arbeiten oder studieren nebenbei. Das verlangt vom Trainerteam viel Fingerspitzengefühl und Sozialkompetenz. Aber genau das macht den Job spannend. Ich war selbst Profi und gebe meine Erfahrung gerne weiter.

Seit Anfang Jahr sind die Shaqiri-Brüder beim FCRJ dabei. Was hat sich dadurch verändert?

Der Name Shaqiri ist eine Marke im Schweizer Fussball. Das motiviert, vor allem die jungen Spieler. Xherdan war beim letzten Spiel im Stadion. Solche Persönlichkeiten bringen Aufmerksamkeit und Begeisterung – und investieren mit Leidenschaft. Das tut dem Verein gut.

Hat der FCRJ die Strukturen für die Challenge League?

Wir waren vor ein paar Jahren schon dort. Es wäre eine Herausforderung, aber wir haben das Potenzial. Natürlich müsste man einige Dinge anpassen – das ist klar. Wir sind parat.

«Garantien gibt es nicht, aber wir sind bereit.»
David Sesa

Glauben Sie persönlich an den Aufstieg?

Wir bleiben dran. Letztes Jahr waren wir vorne dabei, dieses Jahr wieder. Die direkten Duelle gegen Biel und Kriens werden entscheidend sein. Wir vertrauen auf unsere Stärke und geben alles. Garantien gibt es nicht, aber wir sind bereit.

Sie haben in Neapel vor 80'000 Zuschauern gespielt – und coachen heute in Rapperswil. Wie fühlt sich das an?

Es ist das Spiel selbst, das mich fasziniert. Ich möchte meine Erfahrung weitergeben, um Spieler zu fördern. Das ist mein Antrieb.

Sie besitzen einen kündbaren Dreimonatsvertrag. Wie lange bleiben Sie beim FCRJ?

Das müssen der Präsident und der Vorstand entscheiden. Ich bin im dritten Jahr hier, sehr zufrieden und glaube, wir haben den Verein kontinuierlich verbessert. Das Produkt FCRJ ist heute in der Schweiz anerkannt.

«Man muss immer den Moment leben»
David Sesa

Was sind Ihre persönlichen Ziele als Trainer?

Im Moment leben, das habe ich im Fussball gelernt. Ich habe hier tolle Bedingungen, einen ambitionierten Präsidenten, starke Spieler, eine schöne Stadt. Ich bin glücklich, das zählt.

Letzte Frage: Wie viel würden Sie auf den Aufstieg wetten?

Das ist schwer zu sagen. Wir stehen auf Rang drei, haben die direkten Duelle vor uns. Ich weiss, dass wir stark sind. Wir bleiben dran – und geben alles

Xenia Langenauer