Home Region Sport Schweiz/Ausland Rubriken Agenda
Kultur
25.06.2024

Kulturerlebnis Calfeisental

Mitglieder des Kunstverein Oberer Zürichsee auf dem Dach des «Hochaktuhauses» der Klinik Pfäfers.
Mitglieder des Kunstverein Oberer Zürichsee auf dem Dach des «Hochaktuhauses» der Klinik Pfäfers. Bild: Marie-Eve Hofmann-Marsy
Der Kunstverein Oberer Zürichsee verbrachte zwei spannende Tage voller Kunst und Kultur unter der sachkundigen Führung des Ehrenpräsidenten Bruno Glaus entlang der Tamina.

Das Wetter war dem Kunstverein Oberer Zürichsee bedauerlicherweise nicht sehr hold, als die rund 30 Mitglieder die zweitägige Reise ins Calfeisental antraten. Ehrenpräsident Bruno Glaus, sowohl Organisator als auch Gastgeber, begrüsste, gemeinsam mit der Künstlerin Korinna Fröhlich freitagmorgens die wettererprobten TeilnehmerInnen an der Staumauer nach St. Martin. Gut 90 Minuten dauert der sich stetig bergauf windende wunderschöne Weg, der dem Lauf der Tamina durch Wald und über Wiesen folgt, bis hin zur Vorderen Ebni und dem geschichtsträchtigen Walserhaus von Marlies und Bruno Glaus. Der grosszügige Apéro und Imbiss mit musikalischer Örgeli-Begleitung konnte dann doch im Freien und mit Sonnenschein stattfinden und alle lauschten interessiert der Haus- und Talgeschichte.

Auf dem Rückweg galt es noch, die alte Walsersiedlung St. Martin zu erkunden, die Anfang des 14. Jahrhunderts von zwölf Familien mit rund hundert Personen gegründet wurde. Der aus sieben Gebäuden bestehende Ort umfasst u. a. ein Restaurant sowie das Kirchlein, das um das Jahr 1312 gebaut wurde.

Mit Regenschirm- und hosen gerüstet, machten sich die Mitglieder des Kunstvereins Oberer Zürichsee auf den Hans-Brühlmann-Rundweg. Bild: Marie-Eve Hofmann-Marsy

Rundweg für einen etwas in Vergessenheit geratenen Maler

Der Samstagmorgen startete in Vättis im Regen, trotzdem wurde ein Teil des Hans-Brühlmann-Rundwegs in Angriff genommen. Der Ostschweizer Maler Hans Brühlmann (1878-1911) erholte sich nach einem Klinikaufenthalt in Pfäfers in Vättis und hinterliess mehr als 80 Vättner Zeichnungen. Die Arbeiten des nur 33 Jahre alt gewordenen Künstlers wurden u. a. an Gedenkausstellungen in Hagen, Köln, München, Berlin, im Zürcher Kunsthaus und der Kunsthalle Basel gezeigt. Und doch geriet er etwas in Vergessenheit, was sich nun ändern soll. Auf dem Rundweg begegnet man den Zeichnungen vom Büel, Joggenbödeli, Mühleboden in einem expressiven und schraffierenden Stil, die von lieblichen zu geradezu bedrohlichen Berglandschaften wechseln. An sieben dieser Stationen wird jeweils eines seiner Werke einer doppelt belichteten Fotografie der Vättner Fotokünstlerin Korinna Fröhlich gegenübergestellt.

Wer dem strömenden Regen entgehen wollte, konnte sich das Jagdmuseum von Oswald Sprecher in Vättis anschauen. Bild: Marie-Eve Hofmann-Marsy

Weitere kulturelle Höhepunkte waren die Werke des einheimischen Holzbildhauers Stefan Gort in der Abdankungskapelle Vättis, das Jagdmuseum des ehemaligen Tamina-Wirts Oswald Sprecher und dann in Pfäfers die wunderschöne Barockkirche des Klosters.

«Neurologismen». Die Wortkreationen des St.Galler Künstlers Jan Kaeser empfangen die Gäste in der Klinik in Pfäfers. Bild: Marie-Eve Hofmann-Marsy

«Wortkunst» in der Klinik St. Pirminsberg und Talgeschichte

Ein besonderer Einblick wurde den Kunstverein Mitgliedern in der Klinik St. Pirminsberg gewährt. Klinikdirektorin Gordana Heuberger führte durch die drei Gebäudeteile. Das moderne «Hochakuthaus» wurde nach neusten architektonischen Gesichtspunkten erbaut, die sich ganz nach den Bedürfnissen der Patienten richtet. Dazu gehört auch die «Wortkunst» von Jan Kaeser mit Neurologismen, d.h. Wörtern, die es eigentlich nicht gibt, aber inspirieren und gar provozieren. Zwei weitere Trakte befinden sich in dem Gebäude mit integriertem Café und Restaurant sowie in der seit 1845 existierenden Klinik im Klostergebäude.

Axel Zimmermann, der sehr engagierte Gemeindepräsident von Pfäfers, Vättis und Valens, erläuterte kurz und prägnant im Gemeindehaus die wechselhafte Geschichte des Tales. 1847 wurde Pfäfers als erste öffentliche psychiatrische Klinik der Schweiz erwähnt. Seit dem Mittelalter war jedoch Pfäfers durch das Heilwasser bekannt und sorgte über Jahrhunderte hinweg für einen stabilen wirtschaftlichen Aufschwung. Dazu kam das Kraftwerk Sarganserland, das dank beider Arbeitgeber nun 1'100 Arbeitsplätze bei 1'600 Einwohnern bieten konnten. Geplant ist nun für 2025 das Besucherzentrum «UNESCO-Weltnaturerbe TektonikArena Sardona» in Vättis.

Die Fotokünstlerin Korinna Fröhlich informierte spannend über die Werke von Erhard Fappani. Bild: Marie-Eve Hofmann-Marsy

Nach einem Rundgang durch das Kunstrathaus Pfäfers, in dem eine Auswahl der 400-teiligen Gemäldesammlung von Erhard und Rosmarie Fappani gezeigt wird, endete das rundum gelungene Kunstwochenende im Weingut Schwitter in Pfäfers bei dem einen oder anderen guten Tropfen. Denn auch das ist Kunst – Lebenskunst.

Infos zu weiteren Veranstaltungen unter www.kunstverein-oz.ch.

Marie-Eve Hofmann-Marsy, Kunstverein Oberer Zürichsee