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Kultur
25.01.2024

Hoch hinaus im Kloster Einsiedeln

Pater Lorenz (r.) erzählte spannende Geschichten über den Dachstuhl des Kloster Einsiedeln.
Pater Lorenz (r.) erzählte spannende Geschichten über den Dachstuhl des Kloster Einsiedeln. Bild: Marie-Eve Hofmann-Marsy
Von historischen Fotografien aus dem reichhaltigen Klosterschatz bis hoch in den Dachstuhl der Kirche zog es den Kunstverein Oberer Zürichsee.

Die ersten Sonnenstrahlen lugten über das Kloster, leuchteten den Platz aus und wärmten ein wenig die dicht gedrängte Gruppe interessierter Kunstverein-Mitglieder, die den spannenden Ausführungen des Kultur- und Kunstwissenschaftlers Peter Röllin lauschte.

Grösste Wallfahrtsort & Jakobsweg-Station

Das Kloster Einsiedeln ist eine Benediktinerabtei, der grösste Wallfahrtsort der Schweiz und eine bedeutende Station auf dem Jakobsweg.

Weithin bekannt ist, dass sich 828 Meinrad als Einsiedler auf dem Etzelpass niederliess, vielen Menschen Rat und Trost erteilte, bevor er von Landstreichern ermordet wurde. Zwei Raben folgten den Mördern und entlarvten diese. Aus diesem Grund befinden sich auch auf dem Wappen des Klosters und des Dorfes zwei Raben.

Kunstwissenschaftler Peter Röllin (r.) führte durch eine spannende Geschichte des Klosters. Bild: Marie-Eve Hofmann-Marsy

Von einer Mönchsgemeinschaft der Benediktiner bis zur 1039 gebauten dreischiffigen Basilika war es ein langer Weg. Baumeister Johann Moosbrugger schuf, gemeinsam mit den Gebrüdern Asam, das spätere Bauwerk.

Die Schwarze Madonna

Berühmt ist das Kloster auch durch seine Schwarze Madonna aus der Mitte des 15. Jhd. Ihr spanisches Gewand in Glockenform wird regelmässig gewechselt, farblich passend zur jeweils liturgischen Farbe im Kirchenjahr.

Die schwarze Hautfarbe stammt übrigens vom Russ der zahllosen brennenden Kerzen und Lampen, die über Jahrhunderte vor der Figur ihren Rauch abgaben.

Unvergleichliches Kloster

Die heutige geschlossene barocke Klosteranlage entstand ab 1704 nach den Plänen des Architekten Caspar Moosbrugger aus der Vorarlberger Bauschule.

Pater Lorenz übernahm nun die Führung und zeigte, wie unvergleichlich neben der Pilgerkirche mit Gnadenkapelle, der Chor, die Stiftsbibliothek, der Marstall, das Naturalienkabinett (das auch von Goethe besucht und bewundert wurde), der obere Chor (striktes Frauenverbot, ausser einem einzigen Mal: Besuch von Queen Elisabeth II.) und die Klosterschule seien.

Kunstwissenschaftler Peter Röllin (l.) und Peter Lorenz (r.) führten durch das Kloster Einsiedeln. Bild: Marie-Eve Hofmann-Marsy

Schatz aus Fotos

Durch das Oratorium und die Magdalenkapelle ging es zum unteren Schulgang. Vor 20 Jahren wurde das Archiv renoviert und dabei ein wahrer fotografischen Schatz gefunden. 6'000 mit Fotoemulsion beschichtete Glasplatten, 25'000 Fotoabzüge und rund 350 Fotoalben zeugen von der Geschichte des Klosters seit Erfindung der Fotografie.

Zeitzeugen aus einem wahren Schatz der Klosterfotografie zeigen Alltagsszenen. Bild: Marie-Eve Hofmann-Marsy

Momentaufnahmen bei einer Wanderung, Klassenfotos der Schüler, Sequenzen aus dem Internatsalltag, Küchendienst, Fasnacht und viele weitere Themen beindrucken grossformatig und schwarz/weiss.

Ganze 100 Jahre liegen zwischen diesen beiden Klassenfotos der Klosterschule Einsiedeln. Bild: Marie-Eve Hofmann-Marsy

Beeindruckender Dachstuhl

Schmale Stein- und abenteuerliche Holzstiegen führen ganz nach oben – in den Dachstuhl über dem Steingewölbe der Kirche.

Die aufwändige Renovierung 1993 durch Professor Natterer aus Lausanne und dem Einsiedler Zimmermann Fritz Näf führte zur Rückkehr der ursprünglichen Holzkonstruktion, einschliesslich herkömmlicher Verbindungstechniken und ist mehr als eindrücklich.

Kaum zu glauben, dass solch eine Konstruktion vor hunderten von Jahren so perfekt geschaffen wurde.

Unglaublich, was die Baumeister vor hunderten von Jahren an komplizierten Holzkonstruktionen erschaffen haben. Bild: Marie-Eve Hofmann-Marsy
Marie-Eve Hofmann-Marsy, Kunstverein Oberer Zürichsee