Die Geschichte hatte im vergangenen Juni hohe Wellen geworfen – und es bis in die nationale Boulevardpresse geschafft. Im Zentrum stand ein Einsatz des Zivilschutzes ZürichseeLinth, bei dem der Verdacht aufkam, dass 45 Zivilschützer ein privates und bewilligungspflichtiges Bauprojekt durchgeführt hatten – obwohl weder ein öffentliches Interesse an der Arbeit bestand noch die entsprechenden Baubewilligungen vorlagen.
Dabei hätten die Pioniere ihren offiziellen Auftrag «Holzbearbeitung mit der Benzinkettensäge» im Sinne des Bauern interpretiert und «beim Umbau des Kuhstalls und beim Herausspitzen einer Futterkrippe aus Beton» geholfen. Einige verwendeten Abbruchmaterial, um einen Weg im Landwirtschaftsland anzulegen.
Geeignete Übungsmöglichkeiten sind rar
Nun verteidigt die Stadt Rapperswil-Jona das Vorgehen des Zivilschutzes. Unter anderem weist sie darauf hin, dass «der Zivilschutz auf geeignete Übungsmöglichkeiten angewiesen ist und diese im Idealfall unter reellen Bedingungen und nicht auf künstlich aufgebauten Übungsanlagen durchführt. Für Zivilschützer aller Stufen ist die Ausbildung unter reellen Bedingungen zusätzlich zum Ausbildungszweck auch sinnstiftend. In Zukunft werden Ausbildungen des Zivilschutz ZürichseeLinth aber nicht mehr auf privatem, sondern nur noch auf öffentlichem Gelände durchgeführt werden».
Verstärkte Schulung
Der Zivilschutz ZürichseeLinth stelle zudem fest, dass die Vorbereitung des Ausbildungs-WK in einigen Punkten die erforderliche Sensibilität für die Situation vor Ort vermissen liess. Zudem erhärtete sich der Verdacht, dass sich vereinzelt Angehörige des Zivilschutzes auf Anordnungen des Bauern auf Arbeiten einliessen, die nicht im Zusammenhang mit der Ausbildungseinheit standen: «Dazu gehört unter anderem das Entfachen eines Feuers sowie die Verwendung von Bauschutt zur Kofferung eines Weges». Um in Zukunft solche Vorfälle zu vermeiden, werde der Zivilschutz ZürichseeLinth seine Offiziere in Zukunft verstärkt in Führungskompetenz schulen.
Ivo Kuster ist fassungslos
Das grosse Kopfschütteln lösen diese Ausführungen bei Ivo Kuster aus. Der politisch aktive Eschenbacher schreibt an Linth24: «Da wird gehörig die Wahrheit zurechtgebogen. Der eigentliche Skandal ist, dass die Bauverwaltung Eschenbach am Dienstag Nachmittag vor Ort war und der Gemeindepräsident Cornel Aerne am gleichen Tag um 18:00 behauptete, dass die Arbeiten keine Bewilligungen gebrauchen. Das stimmt nicht. Beinahe alles, was man da tat, brauchte eine Baubewilligung. Sonst hätte man ja nicht nachträglich solche per Express öffentlich aufgelegt».
Die zweite Unwahrheit sei, dass der Bauer die Zivilschützer zu falschen Tätigkeiten verleitet habe. Kuster: «Es wurden einzelne Zivilschützer die sich dagegen auflehnten unter Strafandrohung dazu befohlen, diese Arbeiten zu verrichten. Ebenso wurde von den Kadern vor dem Kurs die Gruppenführer damit beauftragt, dass sie an den verschiedenen Arbeitsplätzen Flipcharts aufhängen sollen, damit es nach Kurs aussehe, falls jemand aus St. Gallen zur Kontrolle komme».