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Kanton
10.11.2023
10.11.2023 17:30 Uhr

St.Galler erster Präsident Polens

1887 als Student in die Schweiz gekommen, wurde Gabriel Narutowicz an der ETH zum Wasserbauingenieur ausgebildet und 1895 im Kanton St.Gallen eingebürgert.
1887 als Student in die Schweiz gekommen, wurde Gabriel Narutowicz an der ETH zum Wasserbauingenieur ausgebildet und 1895 im Kanton St.Gallen eingebürgert. Bild: ETH Zürich (Wikimedia Commons)
Nicht nur Rapperswil ist historisch mit Polen verbunden, auch der Kanton St.Gallen: 1922 wurde Kantonsbürger Gabriel Narutowicz erster Präsident Polens. In St.Gallen wird gefeiert.

Die Geschichte Polens ist eng mit dem Kanton St.Gallen verwoben. Hier verbrachte Gabriel Narutowicz viele Jahre, bevor er 1922 zum ersten Präsidenten Polens gewählt wurde. Narutowicz liebte die Schweiz und ihre Natur. Und das, obwohl er als junger Migrant gesellschaftlich um Anerkennung ringen musste. Das Schweizerdeutsch soll er sehr gut beherrscht haben. 1895 wurde er in Untereggen heimatberechtigt und damit St.Galler Kantonsbürger.

Enthüllung von Gedenktafel und Gedenkbrunnen

Diesen Sonntag reist deshalb eine Delegation mit Andrzej Dera, dem Staatssekretär in der Kanzlei des Staatspräsidenten Polens, und der polnischen Botschafterin Iwona Kozłowska nach St.Gallen. Sie wird von Regierungspräsident Stefan Kölliker empfangen. Zusammen werden sie beim Gübsensee eine Gedenktafel für Gabriel Narutowicz enthüllen. Am späteren Nachmittag folgt dann die Enthüllung eines Gedenkbrunnens in der Gemeinde Untereggen. Die Feier zu Ehren von Gabriel Narutowicz endet abends in Rorschach. Mit dabei sind auch Ehrengäste aus Polen und der Schweiz.

Der Kanton St.Gallen ist geehrt und stolz, dass er über Gabriel Narutowicz eng mit der Geschichte Polens verbunden ist. Der Regierung ist es ein grosses Anliegen, diese Verbundenheit mit einem gemeinsamen Anlass zu würdigen und öffentlich zu feiern.

Ein Wasserbau von Gabriel Narutowicz: das Wasserkraftwerk Kubel in der Stadt St.Gallen auf einer historischen Postkarte. Bild: zVg

Vom Kuraufenthalt zum Wasserbauingenieur

Gabriel Narutowicz besuchte Schulen im Baltikum und reiste dann zu Studien nach St.Petersburg. Der gesundheitlich angeschlagene junge Mann vertrug die klimatischen Verhältnisse der Zarenstadt schlecht. Ein Kuraufenthalt in der Schweiz sollte helfen. Die Alpenrepublik wurde ihm zum Schicksal und zur zweiten Heimat. Er lebte 30 Jahre in der Schweiz, 17 Jahre im Raum St.Gallen.

Als ETH-Absolvent wurde Gabriel Narutowicz zu einem der besten Wasserbauingenieuren des Landes. Er hinterliess auch in der Ostschweiz bleibende und markante Spuren – etwa bezüglich der Rheinregulierung, der Steinachkorrektion in der Stadt St.Gallen oder, besonders sichtbar, beim Kraftwerk Kubel.

Gabriel Narutowicz (r.) im Jahr 1922 als erster Staatspräsident des freien Polen im Gespräch mit Marschall Józef Piłsudski, kurz vor seiner Ermordung. Bild: Sammlung Instytut Józefa Piłsudskiego (Wikimedia Commons)

Zuerst die Wahl, dann der Tod

Während des Ersten Weltkriegs begann Gabriel Narutowicz sich intensiver mit der Politik zu beschäftigen. Wie bei vielen seiner Landsleute war ihm die Gründung eines unabhängigen polnischen Staates eine Herzensangelegenheit. Der Ausgang des Kriegs verschaffte der Nation die Chance, diesen Traum zu realisieren. Im Jahr 1920 kehrte Narutowicz nach Polen zurück.

Die charakterlichen und fachlichen Eigenschaften machten Gabriel Narutowicz zum idealen Kandidaten für ein Ministeramt in der jungen polnischen Republik. Das Land wies enormen infrastrukturellen Nachholbedarf auf. Gesellschaft und Politik waren stark polarisiert. Ein Mann vom Format Gabriel Narutowicz' schien als oberster Verantwortlicher für die sogenannten Öffentlichen Aufgaben am richtigen Platz. Später wechselte er ins Aussenministerium.

Am 9. Dezember 1920 wurde er schliesslich ins höchste Staatsamt gewählt. Er war der erste demokratisch gewählte Präsident einer tausendjährigen Nation. Bereits wenige Tage später fiel er einem nationalistisch motivierten Attentat zum Opfer.

Festlicher Toast auf Polen am Samstag im Schwanen

Mit grosser Ehre lädt das Pilecki-Institut Schweiz zu einem festlichen Toast auf Polen ein, unter dem Motto: Magna res libertas – die Freiheit ist eine grosse Sache! Gemeinsam mit Ihnen wollen wir das 105-jährige Jubiläum der Wiedererlangung de Unabhängigkeit Polens feiern.

Die Veranstaltung findet am Samstag, 11. November 2023, um 18:00 Uhr von dem Hotel Schwanen, Quaistrasse 1, 8640 Rapperswil statt.

Pilecki Institut Schweiz

Staatskanzlei Kanton St.Gallen / Linth24