Meinetwegen, dann mach es halt. Oder: Meinetwegen, dann lass es eben sein. Diese Sätze kennt die siebzehnjährige Protagonistin Katharina von ihrer Pflegetante Tantelotte seit jeher zur Genüge. Sie klingen zwar nach Zustimmung, sind es aber nicht und verdarben der Heranwachsenden die Freude daran, was sie gerade unternehmen oder worauf sie lieber verzichten wollte.
Wegen der Erkrankung ihrer Mutter wuchs die Protagonistin bei Tantelotte auf. Nach dem frühen Tod der Mutter vor fünf Jahren wurde Katharina in ein Internat im Welschland abgeschoben. Der Vater wollte endlich ungestört mit Tantelotte zusammenleben, mit der er bereits seit vielen Jahren eine – vermeintlich – heimliche Liebesbeziehung unterhielt.
Von der Delinquentin zur Regisseurin
Zu Beginn von Schifferlis neuem Roman erleben wir Katharina bei ihrem ersten Gespräch mit einem Psychiater. Die junge Frau hat eine Straftat begangen, weshalb sie in der geschlossenen Abteilung eines Heimes untergebracht ist.
Die angeordneten wöchentlichen Therapiesitzungen sollen Klarheit darüber schaffen, weshalb Katharina diese Tat begangen hat und welches weitere Vorgehen sinnvoll sein könnte. Erstaunlicherweise gelingt es ihr dabei, das Gespräch nach ihren eigenen Regeln zu führen. Die Delinquentin wird zur Regisseurin. Der Therapeut selbst darf nämlich kein Wort sagen, sich nicht einmal räuspern, denn das würde Katharina weg von sich selbst führen und es ihr erschweren, der Wahrheit auf den Grund zu gehen. Was sie selbst jedoch unbedingt möchte.
Stück für Stück erfährt man, was Katharina als Kind und Jugendliche erlebt hat und weshalb sie in dieses Jugendheim eingewiesen worden ist. Im Laufe der Gespräche erkennt Katharina auch, dass ‹meinetwegen› auch noch eine ganz andere Bedeutung hat, als die, die sie von Tantelotte her kennt. Doch: Weshalb nur hat sich der Psychiater auf Katharinas rigiden Gesprächswunsch eingelassen?
«Ein ganz eigener Sound, ein Text, der vom ersten Satz an einen Sog entfaltet, den er bis zum Ende beibehält.»