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Kanton
16.02.2022
16.02.2022 12:32 Uhr

Entscheide zu Finanz-Planung und Staatsquote

Der St.Galler Kantonsrat diskutierte am Dienstag über die Aufgaben- und Finanzplanung sowie das Finanzleitbild. (Archivbild)
Der St.Galler Kantonsrat diskutierte am Dienstag über die Aufgaben- und Finanzplanung sowie das Finanzleitbild. (Archivbild) Bild: KEYSTONE/GIAN EHRENZELLER
Der St.Galler Kantonsrat heisst den Aufgaben- und Finanzplan (AFP) bis 2025 gut – mit Änderungen bei den Personalausgaben. Zudem schreibt er der Regierung Staatsquoten-Vorgaben ins Finanzleitbild bis 2030.

Aufgaben- und Finanzplan: Sieg für Finanzkommission

Im Aufgaben- und Finanzplan (AFP) für die Jahre bis 2025 erwartet die St.Galler Regierung zwar weiterhin operative Defizite. Sie geht aber davon aus, dass sich die Minuszahlen im Vergleich zur früheren Finanzplanung deutlich reduzieren werden.

Es habe sich gezeigt, dass die Wirtschaft «sogar mit Corona» wachsen könne, sagte Finanzchef Marc Mächler (FDP) am Dienstag bei der Präsentation des AFP. Bei den Steuereinnahmen wird ein Anstieg von durchschnittlich 3,9 Prozent pro Jahr erwartet. Auch die im November beschlossenen Sparmassnahmen wirken sich aus.

Solider Risikopuffer

Konkret geht die Regierung davon aus, dass die Defizite sich von knapp 77 Millionen Franken im Jahr 2023 auf noch rund 8 Millionen Franken im Jahr 2025 verringern werden. Macht man die gleiche Rechnung ohne die geplanten Bezüge aus dem Eigenkapital, würden sich die operativen Defizite von 107,5 Millionen Franken im kommenden Jahr auf ein Minus von noch 39 Millionen Franken im Jahr 2025 reduzieren.

Die Regierung rechnet damit, dass das freie Eigenkapital 2025 noch rund 850 Millionen Franken betragen wird. Damit verfüge der Kanton «über einen soliden Risikopuffer», hiess es dazu.

Diskussionen über Personalausgaben

In der Finanzkommission wurde vor allem über die Personalausgaben diskutiert. Mehr Personal braucht die Staatsverwaltung für den Ausbau der Digitalisierung, aber auch für die IT-Sicherheit. Die Regierung hat dafür zwei Millionen Franken vorgesehen.

Die Mehrheit der Finanzkommission beantragte, diesen Betrag zu halbieren. Ein weiterer Antrag: Dem Personal soll für die kommenden drei Jahre eine allgemeine Lohnerhöhung von 0,6 Prozent bewilligt werden. Der Grund ist die steigende Teuerung.

Auf der anderen Seite will die Finanzkommission den Spielraum der Regierung bei der Stellenplanung einschränken. Dafür gibt es jeweils eine Pauschale. Die Regierung kann dann selber entscheiden, wo sie welches Personal benötigt. Die Kommission will für diese Pauschale noch 0,2 Prozent der Lohnsumme bewilligen. Die Regierung hatte 0,4 Prozent vorgesehen.

Die Regierung wehrte sich nicht gegen die Vorgaben der Finanzkommission, auch wenn es damit bei den Personalpolitik «ein engeres Korsett» gebe, wie der Finanzchef im Rat sagte. Anträge der SP, etwa für zusätzliche Stellen, die für die Cybersicherheit und für die Digitalisierung benötigt würden, waren chancenlos. Der Rat stimmte schliesslich dem AFP mit 106 Ja-Stimmen sowie einer Enthaltung zu.

Finanzleitbild 2021–2030: Vorgaben für Staatsquote

Die St.Galler Regierung hat ihr Finanzleitbild für die Jahre von 2021 bis 2030 dem Kantonsrat vorgelegt. Die Ziele darin spielen eine Rolle für die Regierung, für die Finanzkommission des Parlaments, aber auch für die Verwaltung.

Einige der Vorgaben sind aber auch für die Öffentlichkeit von Belang. Dazu gehören Massnahmen bei der Steuerbelastung. Bedarf gebe es etwa bei den Vermögenssteuern und bei der Besteuerung von Singles, heisst es im Finanzleitbild. Im Vergleich mit den Nachbarkantonen wolle man wettbewerbsfähig sein.

Neu soll es beim Eigenkapital einen Sockelbetrag geben, der nicht mehr unterschritten werden darf. Die Grenze wird bei 20 Prozent der Einnahmen aus der einfachen Steuer festgesetzt. Aktuell wäre dies ein Betrag von 260 Millionen Franken.

Mächler: Vorgaben für die Staatsquote «formalrechtlich nicht zulässig»

Die Regierung hält in ihrem Leitbild auch fest, dass sich das Wachstum der Staatsquote im interkantonalen Vergleich «nur noch unterdurchschnittlich» entwickeln darf. Mit der Staatsquote wird das Verhältnis der Staatsausgaben zum Bruttoinlandprodukt (BIP) festgehalten. Die Quote gibt an, wie gross der Einfluss der Staatsfinanzen auf die Volkswirtschaft ist.

Die Finanzkommission wollte bei der Staatsquote den Spielraum der Regierung für Ausgaben mit einem Auftrag weiter einschränken. Konkret verlangt sie, der Gesamtaufwand des Kantons sei so zu steuern, «dass die Staatsquote nicht weiter ansteigt».

St.Gallen verfüge im Vergleich zu anderen Kantonen bereits über eine ausserordentlich tiefe Staatsquote, hiess es in der Debatte von der SP. Die Regierung wollte an ihrer Zielsetzung festhalten und lehnte die Änderung ab. Der Auftrag der Kommission sei nicht realistisch und «formalrechtlich auch nicht zulässig», hielt Finanzchef Marc Mächler (FDP) im Rat fest.

Die Mehrheit des Rats mit den Stimmen aus den Fraktionen von FDP, Mitte-EVP und SVP beschloss die Beschränkung bei der Staatsquote trotzdem. Das Verhältnis lautete 60 Ja- gegen 41 Nein-Stimmen bei vier Enthaltungen.

sda / Linth24