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Kolumne
16.07.2021
16.07.2021 17:34 Uhr

Aktienbörsen auf Konsolidierungskurs

Der SMI pendelte um die Marke von 12‘000 Punkten herum. Halbjahreszahlen hatten kaum Einfluss. Inflations- und Zinsängste hielten an. Auch die Corona-Deltavariante verunsicherte. Am Freitag war Eurex-Verfall (Call- und Putoptionen).

Der gegenwärtige Inflationsschub wird von den Notenbanken als vorübergehend betrachtet, was keine Massnahmen erfordert. Steigende Nachfrage und Preise sind aus dieser Sichte offenbar ein kurzfristiger Nachholbedarf aufgrund der Corona-Krise.
Die neue Deltavariante bleibt vorderhand ein Störfaktor. Die staatlichen Behörden reagieren unterschiedlich. Einige greifen wieder zu restriktiveren Massnahmen, andere lockern. Grossbritannien will alle abschaffen. Die Franzosen öffnen den Eiffelturm nach 9 Monaten wieder, aber nur für alle getestete und geimpfte Touristen.

Das Hauptthema der Woche waren jedoch die heftigen Gewitter und Überschwemmungen sowie Schäden in Milliardenhöhe. Neben viel Leid dürften dies auch unsere Versicherungen stark belasten. Eingestellte Seeschifffahrt und Reduktion der Stromproduktion aus Wasserkraftwerken waren weitere Folgen.

Unternehmensnachrichten – gute Halbjahresergebnisse

Die meisten Abschlusszahlen für das 1. Halbjahr erfüllten die hohen Erwartungen – auch zwei bis dreistelliges Plus in Prozenten. Überall verteuert und verknappt haben sich allerdings die Rohstoffe und Frachtkapazitäten.
Der Umsatz des Winterthurer Textilmaschinenherstellers Rieter belief sich im ersten Semester 2021 auf 400.5 Mio. CHF. Das sind 57 Prozent mehr als 2020. Der Betriebsgewinn (EBIT) belief sich auf 9 Mio. CHF nach einem Verlust von 55 Millionen in der gleichen Vorjahresperiode. Die Firma erwirtschaftete einen Reingewinn von 5.3 Mio. CHF (Vorjahr minus 54.4). Mit einem prognostizierten Umsatz von 900 Mio. CHF für das Gesamtjahr sind schwarze Zahlen praktische garantiert.

Die Ems-Chemie Gruppe steigerte der Betriebsgewinn (EBIT) ist im ersten Halbjahr um 41.6 Prozent auf 321 Mio. Franken. Für das Gesamtjahr 2021 erwartet EMS einen höheren Umsatz und Ertrag als 2020. Landys & Gyr hat mit Public Service Electric and Gas in New Jersey einen Zehnjahresvertrag für die Lieferung von 2.3 Mio. Smartzählern inklusive Software unterschrieben.

Der Finanzdienstleister Partners Group wächst stark. Die verwalteten Vermögen erreichten 118,9 Mrd. USD nach 109.1 Mrd. per Ende 2020. Mit diesen Zahlen hat das Unternehmen die Erwartungen übertroffen.
Auch der Luxusgüterkonzern Richemont ist wieder erfolgreich. Der Umsatz des Herstellers von Cartier- Schmuck und IWC-Uhren kletterte im Zeitraum von April bis Juni um 121 Prozent auf 4.4 Mrd. Euro. Ausgezeichnet lief es vor allem im Schmuckgeschäft. Vor Jahresfrist war der Absatz pandemiebedingt stark rückläufig.

Der Umsatz des Schokoladeherstellers Barry Callebaut verbesserte sich auf 5.35 Mrd. CHF nach 5.24 Mrd. im letzten Jahr, was in Lokalwährungen einem Plus von 7,7 Prozent entspricht. Mit den 9-Monats- Zahlen übertraf das Unternehmen die Erwartungen in fast allen Bereichen.
Valora expandiert und baut 45 Kioske in «Avec-Express»-Läden um, vor allem an Bahnhöfen.

Aussichten

Bei einem SMI-Niveau von knapp über12‘000 kommt der Aktienmarkt ins Stottern. Es besteht aber weiterhin Potential nach oben, Kombination von Gewinnwachstum, Erholung von der Corona-Kritik und tiefen Zinsen. Die staatlichen Wirtschaftshilfen dürften allerdings bald auslaufen. Es herrscht aber weiterhin Anlagenotstand, d.h. Immobilien sind grundsätzlich zu teuer, Anleihen weiterhin nicht interessant und immer mehr Banken belasten alle Kunden mit Negativzinsen. Die analytische Bewertung des Schweizer Aktienmarktes ist noch nicht zu hoch, es gibt noch zahlreiche Dividendenperlen.

Christopher Chandiramani, Börsenanalyst und freier Mitarbeiter Linth24