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Lifestyle
08.07.2021
09.07.2021 07:48 Uhr

Der sich immer verändernde Naturgarten

In einem Naturgarten gibt es eine grosse Vielfalt an verschiedenen Blumen zu entdecken – so zum Beispiel die Braunellen.
In einem Naturgarten gibt es eine grosse Vielfalt an verschiedenen Blumen zu entdecken – so zum Beispiel die Braunellen. Bild: zVg
Im Naturgarten herrscht eine eigene Dynamik, die immer wieder neu ist. Auch Hobbygärtnerin Bernadette Gerbert begegnet immer wieder Pflanzen, welche sie vorhin noch nie gesehen hat.

Jedes Mal, wenn ich in den Garten gehe, sehe ich eine neue Blume blühen oder eine Pflanze zeigt sich, die ich vorher nie gesehen habe. Meistens eine Pflanze, die ich gar nicht gesetzt habe. Denn bei den Pflanzen die ich selber gesetzt oder gesät habe, mache ich eine Markierung, indem ich ein Bambusstab daneben einstecke. Das ist wichtig im Naturgarten, denn da gibt es ja auch hohes Gras, das man nicht wie beim Rasen jede Woche mäht, sondern nur 1-2x pro Jahr.  Da wäre nämlich die Gefahr, dass ich selber die Pflanze aus Versehen abschneide, wenn ich am Mähen bin, was mir tatsächlich auch schon passierte, aber da rege ich mich dann ganz schön auf.

Violette Glockenblumen

Zurzeit blühen violette Glockenblumen. Es gibt 300 Arten, eine schöner als die andere. Ich habe drei verschiedene, zwei davon im Garten und eine auf dem Balkon. Diejenigen im Garten sind sehr hoch geworden, die einen haben einen dünnen Stiel und trotzdem hat ihnen kein Sturm etwas angetan. Die zweite Glockenblume im Garten hat einen robusten Stiel und blüht erst später und die dritte im Bunde steht im Blumentopf auf dem Balkon, es sind ganz kleine zarte Blüten und ganz dünne Stiele, ganz herzig.

Es gibt an die 300 verschiedene Arten von Glockenblumen. Bild: zVg

Gelbe Färberkamille

Die gelbe Färberkamille ist eine ausdauernde Blüherin. Ein echter Farbtupfer auch zwischen hohen Gräsern. Sie wurde früher zum Färben von Stoffen eingesetzt, daher ihr Name. Sie wird bis 60cm hoch und ist sehr robust, sie soll bis im September blühen. Mal sehen wie lange meine Färberkamille blüht, denn ich habe sie erst vor einem Jahr gesetzt und nun blüht sie zum ersten Mal. Bei Schmetterlingen, Hummeln, Bienen und Schwebfliegen ist sie sehr beliebt. Wenn man laufend Verblühtes wegschneidet, soll sie immer wieder neue Blüten entwickeln. Ungefähr im September sollte man sie bis auf 10 Zentimeter zurückschneiden, damit sie im nächsten Jahr wieder kräftig blüht. Übrigens bleibt sie von Schnecken verschont.

Kleine Braunelle

Die kleine Braunelle: Ein kurzwüchsiges satt-violettes Blümchen, ein oft vorkommendes Wildblümchen, in traditionellen Gärten ein «Unkraut». Übrigens, viele Blumen meines Naturgartens sind in anderen Gärten leider Unkraut, bei mir gibt’s eben nur Pflanzen. Jede Wildpflanze hat ihre Berechtigung, denn sie ist wertvoll für die Natur. Die Braunelle ist eine beliebe Bienenstaude. Sie umfasst lediglich 15 Arten. Ursprünglich aus dem Mittelmeerraum, aber heute kommt sie in ganz Europa, Westasien, ebenso in Nord- und Südamerika vor.

Sie blüht von Ende Mai bis im September. Die Blüten sind essbar, aber sehr bitter, darum eher als Dekoration auf Salaten zu gebrauchen. Im Mittelalter war sie eine wichtige Heilpflanze gegen Diphtherie. Sie wirkt antibakteriell, entzündungshemmend, blutdrucksenkend, blutzuckersenkend, teilweise antiviral und tumorhemmend. Wie man sieht, eine interessante Pflanze, vielleicht kommt man wieder mehr auf Heilpflanzen, die man heute als Unkräuter verteufelt!

Die Braunelle ist in traditionellen Gärten als Unkraut bekannt. Bild: zVg

Weisses Gänseblümchen

Was wäre ein Rasen oder eine Wiese ohne das traditionelle weisse Gänseblümchen. Als Kind haben wir Kränze daraus gebastelt, um als Kette oder als Krone zu tragen. Heute weiss ich, dass man es für viel mehr verwenden kann, als nur zum Basteln, denn es ist ein sehr vielfältiges Heilkraut. Kaum jemand weiss dies, darum sind sie einfach da und man geht achtlos an ihnen vorbei und kauft sich teure Medikamente. Das Gänseblümchen wirkt desinfizierend, beruhigend, erfrischend, blutdrucksenkend, gegen Verstopfung, Leberleiden, Atemwegserkrankungen und gegen Gicht. Ebenso bei Nierenerkrankungen, Blutarmut, bei Menstruationsbeschwerden und zudem ist es gut für die Bauchspeicheldrüse. Der Tee wird aus den Blüten gemacht und er schmeckt sehr gut und überhaupt nicht bitter.

Zwergfledermaus im Badezimmer

Letzte Woche ging ich ins Badzimmer, ich erschrak, denn da flatterte mir etwas um die Ohren. Im ersten Moment glaubte ich, ein Vogel hätte sich in mein Badzimmer verirrt, aber der vermeintliche Vogel landete auf einem Kästchen und entpuppte sich als kleine Fledermaus. Sie hatte am Rücken Spinnweben, das heisst, sie war vermutlich über den Balkon hereingekommen, denn dort hat es in den Holzbalken einige Spinnennetze und genau dort war das Fenster offen. Ich war natürlich völlig entzückt, einmal eine Fledermaus so nahe zu sehen und ich konnte sie sogar noch mit dem Handy fotografieren. Es war ein heller Tag und die Sonne schien heiss zum Dachfenster herein, also konnte ich sie nicht einfach hinaus lassen. Ich erkundigte mich und legte sie in eine Schachtel mit Haushaltpapier und ein Schälchen mit Wasser. Am Abend sollte sie dann wieder wegfliegen, aber sie flog nicht, also behielt ich sie und fuhr am nächsten Tag ins Toggenburg zur Fledermausstation, wo sie untersucht wurde.

Diese kleine Fledermaus landete im Badezimmer und auf dem Balkon von Bernadette Gerber. Bild: zVg

Es war ein erwachsenes Männchen, wir nannten ihn Fledermann. Man riet mir, nochmals zu versuchen, ihn fliegen zu lassen. Also nahm ich ihn wieder mit nach Hause. Am anderen Abend war er plötzlich weg, ich freute mich, dass er weggeflogen ist. Wieder einen Abend später sah ich ihn auf dem Boden auf dem Balkon. Jetzt war es wichtig, ihm sofort Wasser zu geben. Er hörte nicht auf zu trinken, hatte anscheinend sehr Durst, aber gegessen hatte er ja auch nichts. Fledermäuse fressen nur Insekten, die sie im Flug fangen und sie können nicht vom Boden aus selber davon fliegen, das geht nur von der Balkonbrüstung aus oder vom Fenstersims. Da er aber wohl geschwächt war ohne Fressen, fuhr ich wieder ins Toggenburg, diesmal wurde er gleich gefüttert, ich konnte zuschauen. Sie mussten ihn aufpäppeln.

Gerade habe ich erfahren, dass unser Fledermann noch nicht ausgeflogen ist, leider esse er nur sehr wenig, sodass er kaum zu Kräften kommt. Nun wissen wir nicht, ob er durchkommt. Wir hoffen es, denn auch Fledermäuse gibt es viel weniger als früher, weil auch ihr Lebensraum geschrumpft ist durch den Menschen.

Bernadette Gerber, Hobby-Naturgärtnerin