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Rapperswil-Jona
24.02.2020
24.02.2020 13:17 Uhr

Spital Linth muss Praxis in Jona schliessen

Vor zwei Jahren warf die Eröffnung einer Arztpraxis des Spital Linth in Jona hohe Wellen. Die 43 Rapperswil-Joner Hausärzte wehrten sich dagegen. Nach einem Richterspruch zieht sich das Spital aus Jona zurück. Mit einem satten Defizit.

Wie Linth24 exklusiv weiss: Die Spitalpraxis im Bühlpark Jona wird geschlossen. Damit scheitert ein weiteres, sehr teures Experiment der St. Galler Spitäler unter der Gesundheitsdirektorin Heidi Hanselmann. Nach dem von ihr angerichteten Spital-Desaster tritt sie als Regierungsrätin wenigstens nun zurück. Leider um Jahre zu spät.

Eine halbe Million plus 10-Jahres-Vertrag

Mit der Schliessung der Spitalpraxis wird ein Schlussstrich unter eine kuriose Fehlentwicklung im Gesundheitsbereich gezogen. Sie begann Ende 2016, als der damalige Uzner Spitaldirektor Urs Graf den  Rapperswil-Joner Ärzten die Zusammenarbeit mit der Notfallpraxis Permanence definitiv kündigte.

Anfangs Mai 2017 leitete Graf dann im Bühlpark Jona, direkt beim Bahnhof, eine eigene Strategie ein und mietete dort eine 700 Quadratmeter grosse Gewerbefläche. Sein Ziel: Er wollte dort mehrere Arztpraxen eröffnen.

Die Hälfte der Fläche vermietete das Spital an ein Fitnesscenter, um später expandieren zu können. Auf den restlichen 350 Quadratmeter wollte das Spital - gemäss Direktor Urs Graf - «spezialärztliche Beratungen und eine Physiotherapie» anbieten, insbesondere im Bereich Sportverletzungen.

Die teuren Räume an bester Lage mietete das Spital für 10 Jahre. Der Bau der Praxis kostete über eine halbe Million Franken. Bezahlt werde das, wie das Spital mitteilte, aus der laufenden Spital-Rechnung.

Ärzte treten gegen Spital an

Gegen das Vorhaben traten die in der Ärzteschaft von Rapperswil-Jona vereinten 43 Hausärzte gemeinsam an. Doch das Vorhaben wurde von Gesundheitsdirektorin Heidi Hanselmann (SP) gedeckt und die Praxis gebaut.

Ende Juni 2017 entschieden die Ärzte, rechtlich gegen das Spital anzutreten. Sie wollten «die kostentreibende und falsche Expansion des Spitals Uznach auf dem Rechtsweg stoppen», wie sie in einer Medienmitteilung schrieben. Gemäss mehrerer Bundesgesetze fehle einem Spital die rechtliche Grundlage, spitalexterne Praxen zu betreiben. Die ambulante Medizin der Spitäler sei zudem rund doppelt so teuer, wie diejenige der freiberuflichen Ärzte.

Sogar der Krankenversicherer-Verband beurteile die externen Spitalpraxen «als Fehlentwicklung, welche dringend zu stoppen sei». Ausserdem seien Spitalpraxen für Patienten nachteilig. Die dort angestellten Ärzte seien faktisch verpflichtet, die Patienten ihrem Spital zuzuführen und damit dessen Spitalbetten zu füllen. Freiberuflich tätige Ärzte hingegen würden für ihre Patienten die jeweils beste Lösung suchen.

Nur die freien Ärzte könnten dafür sorgen, dass die Patienten «an den richtigen Ort» kämen, schlossen die Hausärzte damals in ihrer Mitteilung.

Verwaltungsgericht öffnet Ärzten den Weg

Der Direktor des Spitals Linth verurteilte den Gang der Ärzte an die Öffentlichkeit und deren Rechtsweg. Die Ärzte hielten dagegen. Sie würden «jedes zweckmässige Mittel einsetzen», um die Fehlentwicklung der Spitalexpansion zu bekämpfen. Das taten sie dann auch. Mit Erfolg.

Das Verwaltungsgericht des Kantons St. Gallen gab den Ärzten in seinem Urteil das Recht, gegen die Spitalexpansion anzukämpfen. Dem Spital Linth wurde das offenbar zu heiss und es entschied, sich aus Jona zurückzuziehen.

Damit wird die Spitalpraxis im Bühlpark geschlossen. Eine Immobilienagentur sucht nun Nachmieter für die teuren Praxisräume. Der Ausflug des Spitals von Uznach dürfte die Steuerzahler, ganz egal, wo die Kosten abgebucht werden, mindestens 1 Million Franken kosten.

Die Ärzteschaft will zum ihrem Sieg noch nichts sagen. Sie würden aber in den nächsten Tagen dazu eine Medienmitteilung versenden.

Bruno Hug, Linth24