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Kanton
21.12.2019

Spitalkrise: GLP für 4-Spital-Strategie

Die Grünliberale Partei des Kantons St.Gallen ist mit der Strategie der Regierung für ein reduzierter Angebot an Spitälern einverstanden.

Die Grünliberalen des Kantons St. Gallen begrüssen den Vorschlag der Regierung, das  stationäre Angebot auf vier Standorte zu konzentrieren. Die Sicherstellung der  medizinischen Versorgung im ganzen Kantonsgebiet durch die Errichtung von  Gesundheitszentren mit Notfallversorgung ist zu begrüssen.

Problem Behandlungsqualität

Die Qualität einer Behandlung oder eines Eingriffs wird durch die Erfahrung der  Leistungserbringer und somit auch durch die Fallzahlen bestimmt. Die Mindestfallzahlen von  chirurgischen Eingriffen und teilweise auch von –v.a. interventionellen - diagnostischen  Massnahmen ist in kleineren Spitälern nicht gegeben und entspricht den heutigen  Qualitätsanforderungen nicht mehr. Dadurch ist die Behandlungsqualität in diesen  Bereichen in kleinen Spitälern gefährdet.

Problem kleine Bettenstationen

Die im Konzept «4plus5» vorgeschlagenen 4 Betten an den kleineren Standorten sind weder  wirtschaftlich zu verantworten noch medizinisch sinnvoll umzusetzen. Eine kurzfristige  Hospitalisation zur Überwachung von Patienten ohne entsprechenden stationären Backup mit der notwendigen medizinischen Spezialisierung entspricht nicht dem heutigen Anspruch der Patienten auf eine adäquate Versorgung.

Gesundheits- und Notfallzentren

Die Notfallversorgung der Bevölkerung ist Sache der Hausärzte und der Rettungsdienste. Es  soll den jetzt bestehenden Spitälern ein Leistungsauftrag erteilt werden, gemeinsam mit den  regionalen Ärztegesellschaften oder Ärztevereinen und den Rettungsdiensten der  Spitalverbunde ein Konzept für die Notfallversorgung zu erstellen. Deren Gestaltung soll den  lokalen Bedürfnissen der Bevölkerung und der Ärzteschaft angepasst werden. Dies schafft  Vertrauen und Akzeptanz in der Bevölkerung. Das Gesundheitszentrum mit  Notfallversorgung könnte von den niedergelassenen Grundversorgern und Spezialisten  wirtschaftlich betrieben werden. Die Immobilie stellt der Kanton zur Verfügung.

Ein regionales Notfallangebot, welches den Patienten auch abends und an Wochenenden zur  Verfügung stehen soll, muss sich dem wirtschaftlichen Umfeld anpassen. Die heute  veränderten Ansprüche verändern auch die Bereitschaft der medizinischen Fachpersonen,  ihre persönliche Work-Life-Balance den Allgemeininteressen unterzuordnen. Daher ist eine  Unterstützung durch einen kantonalen Leistungsauftrag für ein Notfallangebot abends und  an Wochenenden zu prüfen. 

Ein Leistungsauftrag für eine 24-h Versorgung an allen Standorten ist weder medizinisch  notwendig noch wirtschaftlich tragbar. Ineffiziente Strukturen sollten vermieden werden.  Heute haben wir im Kanton ein gut ausgebautes Notfallangebot, welches eine Versorgung  bei echten Notfällen sicherstellt. Für die seltenen Notfallsituationen nachts ist eine Fahrt in  ein grösseres Notfallzentrum zumutbar, welche durch die Rettungsdienste sichergestellt  wird.

Überregionale Planung von Versorgungsstrukturen

Auch in unseren benachbarten Regionen, einschliesslich den internationalen Nachbarn,  stehen schwierige Herausforderungen der Gesundheitsversorgung und strukturelle  Entscheidungen bevor. Angesichts der offenen Fragen zur Gesundheitsversorgung in diesen  Regionen sind diese zwingend in die Entwicklung einer kantonalen Spitalstrategie  einzubeziehen. Eine überregionale Planung der Gesundheitsversorgung in unserer  Metropolitan-Region Bodensee sollte selbst Fragen eines sinnvollen überregionalen  herzchirurgischen Angebotes einbeziehen.  Die Grünliberalen des Kantons St. Gallen schlagen daher vor:

  1. Die Planung der medizinischen Versorgung unserer Region muss die Bedürfnisse und  Angebote der benachbarten Kantone und Länder einbeziehen.
  2. Von einem 4-Betten-Angebot an den Standorten mit Gesundheits- und  Notfallzentren ist abzusehen. Es ist weder wirtschaftlich tragbar noch medizinisch  sinnvoll. 
  3. Die Öffnungszeiten eines Notfallangebotes sind den lokalen Anforderungen unter  Berücksichtigung wirtschaftlicher Machbarkeit und medizinischer Notwendigkeit  sowie dem bereits bestehenden Notfallarzt-System anzupassen.
  4. Die Regierung soll überprüfen, in welchen Institutionen es Möglichkeiten gibt,  zusätzliche Leistungsaufträge wie Akutgeriatrie, Suchthilfe, Rehabilitation,  Palliativpflege, Übergangspflege, Psychosomatik und Ferienbetten für  Schwerbehinderte zur Entlastung von Angehörigen, z.B. MS-Patienten einzurichten.  In solche Institutionen liesse sich allenfalls auch ein 24 Stunden Notfalldienst sinnvoll integrieren.
OM, Grünliberale Partei Kanton St.Gallen