Wir danken der Regierung für die Möglichkeit einer Vernehmlassung zur Weiterentwicklung der Strategie der St.Galler Spitalverbunde. Der Handlungsbedarf in der St.Galler Spitalpolitik ist auch für die CVP unbestritten. Gerne nehmen wir zu den verschiedenen Punkten Stellung.
1. Allgemeines
Die CVP hat im Nachgang zur Präsentation des Grobkonzepts im Jahre 2018 verschiedene Nachbesserungen gefordert. Bei der Nachbesserung sind die folgenden Grundsätze zu verfolgen:
- Die bisherigen 9 Spitalstandorte sind künftig Teil der St.Galler Gesundheitsversorgung
- Die Bevölkerung kann auf eine effiziente und sichere Erst- und Notfallversorgung zählen
- Die Leistungsangebote sind unter dem Aspekt der Qualität konzentriert
- Die St.Galler Gesundheits- und Spitalversorgung ist bezahlbar
Zur Sicherstellung einer bedarfsgerechten Versorgung will die CVP, dass die quantitativen und qualitativen Vorgaben, welche die Regierung in ihrer Botschaft aufführt, mit der Spitalstrategie unbedingt eingehalten werden:
- 90% der Bevölkerung müssen innert 15 Minuten durch die Rettungsdienste erstversorgt werden
- die Bevölkerung kann innert maximal 20 Minuten Fahrzeit ein Notfallzentrum erreichen
- die stationäre Grundversorgung an einem St.Galler Spital ist innerhalb von 30 Minuten Fahrzeit erreichbar.
2. 4plus5 Konzept und die GNZ
Die CVP befürwortet im Grundsatz das 4plus5-Konzept. Es trägt den Gegebenheiten in unserem Kanton mehrheitlich Rechnung. Im Detail wie im Gesamtkontext überzeugt die einheitliche Ausgestaltung der GNZ-Standorte jedoch nicht. Die Bevölkerung im Kanton St.Gallen braucht GNZ, welche auf die regionalen Bedürfnisse wie auf die Gesamtkonzeption abgestimmt sind. „Massgeschneiderte“ Lösungen sind gefragt.
Für die CVP ist mit dem 4plus5-Konzept die wichtigste Forderung – die Sicherung der Notfallversorgung für die ganze Bevölkerung – erfüllt. Jedoch erwartet sie, dass die Regierung in der Strategie in den Ausführungen zu den GNZ zusätzlich aufzeigt,
- wie das Basis-Leistungsangebot an den GNZ-Standorten erbracht wird
- an welchen GNZ-Standorten welche weiteren ergänzenden Leistungen angeboten werden
- wie es gelingt, die niedergelassenen Ärzte und weitere Akteure des Gesundheitswesens rasch in die Strategie- und Konzeptentwicklung einzubinden
- wer die Verantwortung für den Aufbau, den funktionierenden Betrieb und die Weiterentwicklung der GNZ trägt
Die CVP regt an, dass die Regierung in der Ausgestaltung der Spitalstrategie umfassend prüft, wie und mit welchen Disziplinen an den 5 vorgesehenen GNZ-Standorten das Basis-Leistungsangebot standortspezifisch und betriebsgerecht erweitert werden kann. Wir verweisen dabei auf Pt.3.1.3 der Vernehmlassungsbotschaft „Leistungsangebot und Betriebskonzept der Regionalen Gesundheits- und Notfallzentren“.
In der Vernehmlassungsbotschaft wird aufgezeigt, welche Disziplinen nebst dem Pflichtangebot an den GNZ erbracht werden könnten. Die CVP sieht die Möglichkeit einer Stärkung der GNZ mit zusätzlichen Leistungen aus der breiten Palette der Disziplinen.
GNZ-Standort Walenstadt
Innere Medizin (mit Geriatrie, Palliativbetten, Nephrologie inkl. Dialyse, Gastroenterologie, Kardiologie, Pneumologie, IMC); Chirurgisch-operative Tätigkeit im Rahmen eines 12-Stundenbetriebes inkl. Wochenenden u.a. mit Orthopädie, Gynäkologie, Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Handchirurgie, Urologie, Augenheilkunde und allenfalls weiteren Disziplinen); Angebot von Radiologie / CT;
GNZ-Standort Altstätten
Stationäre Akutgeriatrie, Innere Medizin, Palliative Care mit darauf abgestimmter Diagnostik: Labor, Ultraschall, Radiologie/C; Konsiliarärzte in departementaler Struktur aus Grabs und/oder Belegärzte (Chirurgie, Orthopädie, Onkologie, Kardiologie, Urologie, Neurologie, Nephrologie, Endokrinologie, Gastroenterologie, etc.); Nachgelagerte Physiotherapie, Alterstraumatologie, geriatrische Rehabilitation;
GNZ-Standort Wattwil
Innere Medizin, Altersmedizin, Psychosomatik (Sucht, Schmerz); Pneumologie, standortspezifische weitere internistische Fächer;
GNZ-Standorte Flawil/Rorschach
An den Standorten Flawil und Rorschach ist im Verbund und in der Zusammenarbeit mit dem KSSG zu klären, welche Disziplinen zusätzlich zu den GNZ-Grundleistungen angeboten werden können. Diese gezielten Ergänzungsangebote sollen die GNZ-Standorte Flawil und Rorschach stärken und in Abstimmung mit dem KSSG die Versorgungssicherheit qualitativ und quantitativ ergänzen.
3. Akutgeriatrie und Geriatrie
Die Geriatrie und insbesondere die Akutgeriatrie sollen mit der neuen Spitalstrategie zentralisiert werden. Die Ausführungen in der Botschaft vermögen nicht zu überzeugen. Die CVP fordert in diesem Bereich eine Neubeurteilung. Es ist darzulegen, ob und wie die GNZ-Standorte in Ergänzung ihrer Angebote insbesondere der internistischen Fächer in der Lage sind, ein Geriatrieangebot in der geforderten Qualität zu erbringen. Die Geriatrie ist unter Berücksichtigung der kommenden Herausforderungen mit der Akutund Übergangspflege abzustimmen.
4. Verkauf von Spitälern bzw. Auslagerung von Standorten an Drittanbieter
Die CVP lehnt einen Verkauf oder die Auslagerung von einzelnen Spitälern an externe Anbieter von Gesundheitsdienstleistungen ab. Da im stationären Bereich des Kantons St.Gallen und seiner umliegenden Kantone ein Überangebot herrscht, würde die Abgabe einzelner Standorte an Drittanbieter diese Situation noch verschärfen. Auch im Hinblick auf eine unerwünschte, kostentreibende Ausdehnung der Spitalliste ist dies abzulehnen.
5. In grösseren Räumen denken
Die CVP anerkennt die bisherigen, leider aber erfolglosen Bemühungen von Regierung und VR für die Zusammenarbeit mit den umliegenden Kantonen. Eine Abstimmung der Leistungsangebote mit den Nachbarn ist unabdingbar. Auch wenn die Bereitschaft der Nachbarkantone für eine Zusammenarbeit im Moment offenbar nicht vorhanden ist, muss konsequent auf eine interkantonale Zusammenarbeit bei den Spitälern hingearbeitet werden. Gerade im Hinblick auf die in einem späteren Zeitpunkt zu treffenden Entscheide zum Spital Wil ist vorgängig die Zusammenarbeit mit den Nachbarkantonen zu klären.
6. Termine und Angebotsengpässe
Mit dem vorgesehenen Zeitplan besteht die Gefahr, dass vorübergehend wie auch über längere Zeit eine unerwünschte Angebotsverknappung im stationären Bereich entstehen könnte. Diese Befürchtung ist nicht ganz unbegründet, bestehen doch bereits jetzt mit den umfangreichen Arbeiten am KSSG in St.Gallen Engpässe im stationären Angebot. Angebotsengpässe können sehr schnell zu grossen Problemen und einen Vertrauensverlust gegenüber der Strategie führen. Die Bürger/innen erwarten auch in der Phase der Transformation einen uneingeschränkten Zugang zu den Angeboten und die Sicherstellung der Qualität.
7. Organisation der Spitalverbunde und der Spitalregionen
Parallel zur Weiterentwicklung der Strategie müssen Verwaltungsrat wie Regierung die künftige Organisationsform der Spitalverbunde überdenken.
- Braucht es die vier Spitalregionen in der aktuellen Form (noch)?
- In welcher Zusammenarbeitsform können die Synergien optimal genutzt werden?
- Wie können die Schnittstellen der Spitalverbunde mit dem VR und den politischen Gremien optimiert werden?
Die CVP fordert die Regierung auf, parallel zur Umsetzung der Spitalstrategie die Organisationsform weiter zu entwickeln.
8. Personal
Das Personal in den Spitälern ist das wichtigste Kapital. Ihm ist Sorge zu tragen. Die Ungewissheit über die Zukunft der Spitäler und die mangelhafte Kommunikation führte bereits jetzt zu unnötigen Verunsicherungen und entsprechenden Abgängen. Der Kommunikation gegenüber dem Personal ist in der Strategieentwicklung und der anschliessenden Umsetzung höchste Beachtung zu schenken. Das Personal hat Anrecht auf transparente Informationen und einen fairen Arbeitgeber. Wo nötig, sind möglichst bald Anschlusslösungen für das betroffene Personal aufzuzeigen. Es muss frühzeitig Klarheit herrschen, unnötigen Abgänge sind zu vermeiden.