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Kolumne
04.10.2025

Kräftige Aufholjagd der Aktien

Bild: Linth24 / Ank Kumar (CC BY-SA 4.0, Wikimedia Commons)
Trumps Kehrtwende bei den Pharmaimporten und Rekordwerte bei Gold und Kryptowährungen waren die beherrschenden Themen dieser Schweizer Börsenwoche.

In der Nacht auf den 1. Oktober erwartete man den 100-Prozent Zollhammer auf den Pharmaimporten. Aber er kam nicht. Stattdessen gab es einen «Pfizerdeal» und der US-Präsident liess durchblicken, ähnliches auf alle Pharmahersteller anzuwenden zur Senkung der US-Medikamentenpreise. 

Pharmaaktien schnellten in die Höhe auch der SMI stieg kräftig bis auf 12‘507 Punkte, ein Plus von 4.8% gegenüber der Vorwoche. Der US-Shutdown war kein an der Börse kein Thema. Auch Edelmetalle, vor allem Gold und Kryptowährungen erreichten nochmals Rekordniveaus. 

Unklares zum Pharmadeal

Bezüglich des US-Deals mit den Pharmagesellschaften weiss man noch nicht alles, keine Details, nicht wer eingeknickt ist, die Pharmaindustrie oder Trump. Jedenfalls ist die amerikanische Bevölkerung überaltert, im Durchschnitt übergewichtig und ist auf Medikamente dringend angewiesen. Zudem gibt es in den USA keine Regulationsbehörde bei Medikamenten. Die Preise sind frei verhandelbar zwischen den Verteilern (Brokern) und den Apotheken, Ärzten und Spitälern. 

Unbekannte Drohnen bedrohen

In Polen, Rumänien, Norwegen, Dänemark und auch im deutschen Luftraum (München) wurden in letzter Zeit vermehrt Spionage-Drohnen unbekannter Herkunft gesichtet. Dazu kommen mutmassliche Luftraumverletzungen über der Ostsee. Expertem vermuten Russland hinter den Provokationen, aber bewiesen ist nichts.

Volksabstimmung und Schweizer Markt

Eine Abschaffung des Eigenmietwerts in der Schweiz ist im 4. Anlauf gelungen, sie kommt aber frühestens im Jahre 2028/29. Sämtliche kantonalen Steuergesetze müssen angepasst werden durch Parlamente oder Volk (Referenden). Hypotheken und Unterhalt sollten nicht mehr abzugsfähig sein, hingegen Energiesparmassnehmen immer noch. 

Die Schweizer Hotellerie hat im August erneut mehr Gäste empfangen. Zusammen mit den beiden Vormonaten ergibt sich ein Rekordsommer. Zudem bleibt der Tourismussektor auf Kurs, den Vorjahresrekord von 42.8 Millionen Übernachtungen im laufenden Jahr zu übertreffen. Auch für Flughäfen und Bergbahnen gibt es höhere Frequenzen.

Unternehmensnachrichten

Deutschland wird weiterhin ent-industrialisiert. Autozulieferer Bosch hat angekündigt, weltweit rund 13‘000 Stellen abzubauen, bis spätestens 2030. Diese Massnahmen sind notwendig, um eine Milliarden-Euro-Kostenlücke zu schliessen und die Zukunft des Unternehmens zu sichern. Auch Swiss und Lufthansa planen umfangreiche Entlassungen.

Der Stromzählerhersteller Landis+Gyr veräussert das Geschäft in der Region Europa, Naher Osten und Afrika (Emea) an den Private-Equity-Investor Aurelius. Der Verkauf führt voraussichtlich zu einer nicht cash-wirksamen Wertkorrektur von CHF 215 Mio. gemäss Gesellschaft. Sie werde noch im ersten Geschäftshalbjahr (Ende September) verbucht.

Der Riechstoff- und Aromenhersteller Givaudan hat im chinesischen Guangzhou mit dem Bau einer neuen Fabrik und eines Entwicklungszentrums gestartet. Er will mit der 40-Mio.-Investition seine Position in Asien und China stärken. Givaudan will auch in den USA den Parfümhersteller Belle Aire Creations kaufen, der 2024 rund CHF 65 Mio. Umsatz erzielte.

In ihrer Antwort auf die Vernehmlassung zur Verschärfung der Kapitalregeln wendet sich die UBS weiterhin gegen «unverhältnismässige Vorschläge». So würden Regeln für Software/DTA mehrere Mrd. Kapital auf Gruppenebene kosten.

Belimo treibt das Geschäft mit KI voran. Der Klimaspezialist (Lüftung) hat die perfekten Produkte für die Kühlung von Hochleistungsrechenzentren. Amerika ist mittlerweile die umsatzstärkste Region.

Der Rohrleitungshersteller Georg Fischer schliesst die im Mai angekündigte, rund EUR 200 Mio. schwere Übernahme der auf Metallarmaturen spezialisierten deutschen VAG-Gruppe ab.

Der Logistikdienstleister Kühne + Nagel eröffnet im Hafen des isländischen Hafnafjördur bei Reykjavik ein erstes Präsenzbüro mit angeschlossenem Lager.

Der Pharmakonzern Roche hat sein Übernahmeangebot für das US-Biotechunternehmen 89bio offiziell lanciert. Der Konzern bietet USD 14.50 je Aktie in bar sowie einen zusätzlichen bedingten Zahlungsanspruch von bis zu USD 6 je Aktie. Der Transaktionswert beläuft sich auf maximal USD 3.5 Mrd. $. 89bio entwickelt Therapien gegen Leber- und Herz- Erkrankungen.

Der Textilmaschinenhersteller Rieter hat die Kapitalerhöhung zur Finanzierung des Barmag-Zukaufs erfolgreich abgeschlossen und rund CHF 462 Mio. eingenommen. Die Kapitalerhöhung bestand aus einer Bezugsrechtsemission sowie einer Privatplatzierung bei den Hauptaktionären Peter Spuhler und Martin Haefner.

Der Bundesrat plant die Beteuerung der Kantonalbanken bezüglich direkter Bundessteuer. 

Aussichten

Die Zickzack-Politik der US-Regierung bleibt uns leider erhalten, besonders war Importe betrifft. Dies gilt auch für die internationale Politik der globalen Defizite. 

Der Shutdown in den USA wurde mit Gelassenheit geduldet. Die Finanzlöcher Frankreichs und Deutschlands sind auch für die EU existenzgefährdend. Zum Glück bleiben die Zinsen relativ tief und stützen die Aktienmärkte. 

Neunmonatsergebnisse der Unternehmungen und Aussichten werden bald publiziert. Vorübergehend schwächere Zahlen sind nicht ausgeschlossen. Die Zukunft hängt von der internationalen Handelspolitik ab.

Christopher Chandiramani, Börsenanalyst Portal24