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Kultur
18.09.2025
18.09.2025 16:48 Uhr

Zeit und Raum als Ausstellung

Acht der insgesamt zehn ausstellenden Kunstschaffenden.
Acht der insgesamt zehn ausstellenden Kunstschaffenden. Bild: Kunstverein Oberer Zürichsee
In der alten Reichenburger Toilettenpapierfabrik Hakle fanden sich zehn Künstler/-innen in einer inspirierenden Ausstellung zusammen und setzten das Thema Zeit-Raum originell um.

In der alten Toilettenpapierfabrik Hakle in Reichenburg ist die erste und leider auch letzte Ausstellung des Schwyzer Künstlerteams mit Alfons Bürgler, Doris Fedrizzi, Anne Guttormsen Fraser, Marie-Eve Hofmann-Marsy, Marianne Klein, Toni Ochsner, Katrin Odermatt, Christian Rüetschi, Barbara Schneider-Gegenschatz und Urs Martin Traber zu sehen. Die Halle wird im nächsten Frühling abgerissen. Der Kunstverein Oberer Zürichsee liess die Gelegenheit nicht ungenutzt und organisierte eine interessante Führung mit anschliessendem Apéro. Wobei jeder Künstler seine eigenen Werke vorstellte.

Kunstwerke zu Raum und Zeit

Die zehn Künstler/-innen haben sich viele Gedanken zum Thema gemacht und ganz eigenwillige Ansätze gefunden.

Toni Ochsner zeigt unter anderem die Weltraumfigur «Bobo», die den Raum einnimmt und entdeckt.

Sehnsucht nach mehr Zeit von Marie-Eve Hofmann-Marsy. Bild: Kunstverein Oberer Zürichsee

Marie-Eve Hofmann-Marsy hat einen stillen Raum kreiert mittels KI-Fotografien: Einen Wald voller Uhren, die die Zeit messen, begleitet vom Ticken eines Zeitmessers, und eine Zeitenstadt, die es gar nicht gibt. Sie hat sich so einen eigenen Zeit-Raum geschaffen, der im Gegensatz zur heutigen Schnelllebigkeit und Stress stehen soll. Auch ihre fotografierten Hände sind Zeichen, sich mehr Zeit für Familie und der Suche nach Lebenssinn zu nehmen.

Der Sinn des Lebens von Anne Guttormsen Fraser. Bild: Kunstverein Oberer Zürichsee

In eine ähnliche Richtung gehen die expressiven Bilder von Anne Guttormsen Fraser. Sich Zeit nehmen, um nicht im Alltagsstress zu ertrinken. Dies drückt sie mit vier nackten, schwimmenden Figuren aus, die ihre Köpfe über dem Wasser halten. Daneben zeigt sie eine Zeitreise in Form von vier farbenfrohen Jahreszeiten und Bilder von miteinander verknoteten, farbigen Fäden. Diese symbolisieren Lebensstränge, die sich überschneiden, verwickeln und wieder lösen.

Der frühere Landschaftsmaler Alfons Bürgler beschäftigt sich mit kleinen Menschenabbildungen. Mitunter spachtelt, kratzt und malt er drei Jahre an einem grossen Bild. Er nennt es Körperschrift. Der Entstehungsprozess bildet für in Raum und Zeit ab.

Kunstverein vor den Bildern von Marianne Klein. Bild: Kunstverein Oberer Zürichsee

Marianne Klein zeigt abstrakte Vögel unter dem Titel «Flying». Sie fliegen praktisch schwerelos im Raum und stehen für die Befreiung von Gefühlen.

Der Allroundkünstler Urs Martin Traber hat einen Baum in Scheiben zersägt und bemalt. Die eingefärbten Baumscheiben mit Jahrringen wirken wie Blumen, die nicht vergehen, nicht verblühen. Eine von der Decke hängende Metallkonstruktion aus Ketten und Menschenköpfen wirkt wie ein Gewirr von Menschen, die dem Himmel zustreben. Laut Traber sind alle voneinander abhängig und verbunden.

Auf der Empore sind wunderschöne, grossformatige Blumenbilder von Christian Rüetschi zu sehen, kombiniert mit monochromen Bildern und den herrlichen Bergmassiven von Doris Fedrizzi, die für die Ewigkeit stehen. Für Rüetschi begleiten Blumen durchs Leben, von der Taufe bis zum Sterbebett.

Ähnliches Gedankengut beinhaltet das von Katrin Odermatt ausgestellte, riesige Totenhemd. Sie nennt es Seelen-Segel – Seelen, die ewig weiterleben.

Das Rad der Zeit (l.) von Barbara Schneider-Gegenschatz und die Figur «Retired» von Toni Ochsner. Im Hintergrund ein Blumenbild von Christian Rüetschi. Bild: Kunstverein Oberer Zürichsee (Collage Linth24)

Barbara Schneider-Gegenschatz hat aus einem alten, verrosteten Mühlrad ein Rad kreiert – das Rad der Zeit. Stühle und Tische in Form eines Strassencafés laden zum Verweilen und Betrachten der Ausstellung ein und geben Raum für Gespräche.

Die Ausführungen der Künstler, die weiträumige Ausstellung und spezielle Ambiente haben die Mitglieder des Kunstvereins sehr beeindruckt.

Die Ausstellung ist noch bis am 21. September zu sehen.

Antoinette Lüchinger, Kunstverein Oberer Zürichsee