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Kanton
17.09.2025
17.09.2025 18:10 Uhr

Kantonsrat verschiebt Französisch

Der St.Galler Kantonsrat entschied am Mittwoch, dass der Französischunterricht von der Primarschule in die Oberstufe verschoben wird. (Archivbild)
Der St.Galler Kantonsrat entschied am Mittwoch, dass der Französischunterricht von der Primarschule in die Oberstufe verschoben wird. (Archivbild) Bild: KEYSTONE/GIAN EHRENZELLER
Der St.Galler Kantonsrat hiess am Mittwoch eine gemeinsame Motion aller vier Fraktionen gut, die verlangt, dass Französisch erst ab Oberstufe gelehrt wird. Schulleiter sind dafür.

Die Einführung einer zweiten Landessprache in der Primarschule stelle für Schülerinnen und Schüler eine zusätzliche Belastung dar – ohne nachweisbare langfristige Vorteile, hiess es im Vorstoss, den FDP, Mitte-EVP, SP-Grüne-GLP und SVP gemeinsam einreichten.

In der Schule müssten die grundlegenden Kompetenzen gestärkt werden, wurde im Rat argumentiert. Geplant sei nicht eine Abschaffung, sondern eine Verschiebung des Französischunterrichts. Es gab auch Gegenstimmen: Man solle die Romandie nicht brüskieren und müsse aufpassen, dass nicht etwas zerschlagen werde, das nicht zu kitten sei, sagte etwa Patrick Dürr (Mitte).

Als ein GLP-Kantonsrat sein Votum auf Französisch hielt, gab es einen Ordnungsantrag. Er sei dagegen, dass hier Französisch gesprochen werde, erklärte SVP-Kantonsrat Peter Kuster. Sein Antrag wurde mit 72 gegen 27 Stimmen und neun Enthaltungen abgelehnt.

Bildungschefin Bettina Surber (SP) betonte im Rat, es sei für die Regierung «absolut elementar», dass in der Volksschule Französisch gelernt werde.

Alternative abgelehnt

Mit einem Änderungsantrag wollten drei Kantonsratsmitglieder von SP, Grüne und GLP die Fremdsprache Englisch und nicht die Landessprache Französisch in die Oberstufe verschieben. Diese Alternative lehnte der Rat deutlich ab.

Die Motion wurde danach mit 88 gegen 24 Stimmen bei einer Enthaltung gutgeheissen. Die Regierung wird nun eine Gesetzesanpassung ausarbeiten. Falls die Umsetzung im Rahmen des Harmos-Konkordats nicht möglich ist, muss sie dort auf eine Änderung hinwirken.

Im März hatte der Ausserrhoder Kantonsrat die Verschiebung des Französischunterrichts in die Oberstufe beschlossen. Am 1. September entschied der Zürcher Kantonsrat, Französisch in der Primarschule abzuschaffen.

In einer Stellungnahme vom Mittwochnachmittag begrüsste der Verband Schulleiterinnen und Schulleiter St.Gallen den Entscheid. Damit werde ein verstärkter Fokus auf die Entwicklung grundlegender Kompetenzen ermöglicht (siehe Info-Box unten).

Schulleiter für Verlagerung des Französischunterrichts

In den letzten Jahren hat sich die Einführung des Französischunterrichts bereits in der 5. Klasse als herausfordernd erwiesen. Viele Kinder sind in dieser Phase mit dem Erwerb ihrer ersten Sprache sowie dem Spracherwerb im Fach Englisch beschäftigt. Die frühzeitige Einführung einer weiteren Fremdsprache kann zu Überforderung führen und demotivierende Effekte hervorrufen. Wir sind überzeugt, dass es deutlich effektiver ist, Französisch im Zyklus 3 zu unterrichten, wo die Schülerinnen und Schüler ein gewisses Mass an sprachlicher Reife erreicht haben und besser in der Lage sind, neue Sprachen zu erlernen.

Ein späterer Beginn des Französischunterrichts wäre auch für die Lehrpersonen vorteilhaft. Ihnen würde mehr Zeit zur Verfügung stehen, um die Grundlagen der ersten Sprache zu festigen und ihre Lehrmethoden zu optimieren, die auf einem vertieften Verständnis der Sprachkompetenz basieren.

Die Einführung des Französischunterrichts auf der Oberstufe ermöglicht einen verstärkten Fokus auf die Entwicklung grundlegender Kompetenzen, die entscheidend für den persönlichen und beruflichen Erfolg sind. Die Erfahrung zeigt, dass die frühe Fremdsprachenausbildung oft den Bedürfnissen und dem Leistungsniveau der Schülerinnen und Schüler nicht gerecht wird. Der breite Fächerkatalog in der Primarstufe hindert andererseits eine tiefere Vertiefung in den Grundkompetenzen.

Eine verstärkte Fokussierung auf die Grundkompetenzen in den Fächern Deutsch, Mathematik und Englisch schafft die Voraussetzungen für eine gezielte Förderung der sprachlichen Entwicklung. Wir sind überzeugt, dass eine Verlagerung des Französischunterrichts an die Oberstufe den Schülerinnen und Schülern ermöglichen wird, ihre Sprachkenntnisse zielgerichtet zu vertiefen, sobald sie über die notwendigen Grundlagen verfügen.

Aus diesen Überlegungen heraus bekräftigt der Verband der Schulleiterinnen und Schulleiter des Kantons St.Gallen seine Unterstützung für die Motion zur Verlagerung des Französischunterrichts auf die Oberstufe und dankt der Regierung, dass diese sich im Rahmen der Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektorinnen und -direktoren (EDK) für die Verschiebung der zweiten Fremdsprache auf die Oberstufe einsetzt.

Verband Schulleiterinnen und Schulleiter St.Gallen (VSLSG)

Keystone-SDA / Redaktion Linth24