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Kanton
03.11.2020
03.11.2020 22:29 Uhr

Bruno Damann: Der mutigste Regierungs-Präsident der Schweiz!

Der St. Galler Regierungspräsident und Arzt Bruno Damann zeigt Mut und steht zu seiner Meinung über Corona.
Der St. Galler Regierungspräsident und Arzt Bruno Damann zeigt Mut und steht zu seiner Meinung über Corona.
Der St.Galler Regierungspräsident steht für seine Meinung ein. Nun werfen die jglp Bruno Damann vor, den Respekt vor der Pandemie verloren zu haben. Die Juso fordern gar seinen Rücktritt.

Der St.Galler Gesundheitschef und Arzt Bruno Damann und sein Thurgauer Kollege, Regierungsrat Urs Martin, äusserten Kritik gegen die härtere Gangart des Bundes. Damit liegt in den Ostschweizer Kantonen Thurgau und St.Gallen ein Hauch von Revolutionsgeist in der Luft. Und in der Schweiz gilt schliesslich nach wie vor die Meinungsfreiheit. In einem Interview des TVO fügt Bruno Damann an, dass der Bundesrat uns nicht ständig vorschreiben könne, was wir zu tun hätten.

SVP findet es hervorragend, SP kritisiert

Die SVP findet es sehr gut, dass Bruno Damann den Mut hatte, eine Position zu beziehen. Auf der linken Seite des politischen Schemas sieht die Meinung ein wenig anders aus: SP-Präsident Max Lemmenmeier sagt, dass in einer solchen Zeit ein Machtkampf zwischen Bund und Kantonen keine angebrachte Reaktion sei.

«Man soll die Todesfälle nicht überbewerten»

Mit seiner Aussage im Tagblatt löste  Bruno Damann gleich eine Welle an Reaktionen der Parteien aus. In der Ausgabe vom 31. Oktober 2020 erschienen folgende Zitate von dem 63-jährigen Arzt aus Gossau: 

«Man soll die Todesfälle nicht überbewerten. Sterben gehört zum Leben. Unsere Gesellschaft hat verlernt zu sterben.»
Bruno Damann, Tagblatt
«Die Geschichtsschreibung wird zeigen, ob Corona schlimmer als eine Grippe ist»
Bruno Damann, Tagblatt

Die Grünen SG bezeichnen diese Aussage als «blanken Hohn gegenüber den Angehörigen von Corona-Opfern». Die Bevölkerung habe ein Recht auf bestmöglichen Schutz vor dem Corona-Tod, insbesondere die stark gefährdeten Personengruppen.

Daniel Bosshard, Präsident der Grünen Partei St.Gallen, sagt dazu: «Mit seinen Aussagen verharmlost Bruno Damann die Gefahren durch das Coronavirus und beeinflusst damit auch das Verhalten der Bürgerinnen und Bürger in negativer Weise. Das ist eines Gesundheitschefs nicht würdig.» Zudem werde von einem Regierungspräsidenten mehr Mitgefühl erwartet. Die Grünen SG fordern nun eine öffentliche Entschuldigung von Bruno Damann zu «seinen menschenverachtenden Aussagen».

Juso fordert Rücktritt

Auch die Juso ist mit den Aussagen Damanns gar nicht zufrieden und fordert Damann sogar zum Rücktritt auf, weil er die Pandemie verharmlose und somit Menschenleben in Gefahr bringe. Auch mit folgender Aussage des 63-Jährigen ist die Juso nicht einverstanden.

«Ich bin überzeugt, dass die zwei wichtigsten Massnahmen - Hände waschen und Abstand halten - konsequent umgesetzt genügen würden»
Bruno Damann, TVO

Zu diesem Zitat meint Léonie Schubiger, Vorstandsmitglied der JUSO St.Gallen: «Wir haben bereits vor dem ersten Lockdown gewusst, dass diese Massnahmen alleine nicht reichen. Machen wir so weiter, rasen wir auf einen Abgrund zu.» Weiter müsse das Gesundheitspersonal jetzt geschützt werden. Bereits in der ersten Welle sei das Arbeitsgesetz ausser Kraft gesetzt worden.

Nach den Aussagen von Bruno Damann im Tagblatt war für die Juso klar, dass Damann den Profit vor die Gesundheit der Menschen stelle. Anna Miotto, Vorstandsmitglied der Juso SG, findet Damanns Aussage, dass die Geschichtschreibung noch zeigen werde, ob Corona schlimmer als eine Grippe ist, eine «ziemlich zynische Aussagen für einen Kanton, der schon 15 von 56 Intensivbetten mit Coronapatient*innen besetzt hat.»

Mit «diesen verharmlosenden Aussagen und unzureichenden Massnahmen» habe Regierungspräsident Bruno Damann der Juso gezeigt, dass er dieser Krise nicht gewachsen sei und deshalb fordert die Juso ihn zum Rücktritt auf. 

jglp fordert mehrere Massnahmen in offenem Brief

In einem offenen Brief richtet sich die jglp direkt an Bruno Damann. Auch die Jungen Grünliberalen sind nicht zufrieden, dass Bruno Damann die seitens des Bundesrates neu verordneten Massnahmen öffentlich kritisiert. Es zeuge von schlechtem Stil, sich als Gesundheitschef des Kantons zuerst der Verantwortung zu entziehen und dann den Bundesrat für das Ergreifen von neuen Massnahmen zu kritisieren, schreibt die jglp. Gleich den Grünen, kritisiert die jglp die Aussagen von Damann: «Mit weiteren Äusserungen haben Sie als Regierungspräsident zusätzlich Öl ins Feuer gegossen und jeglichen Respekt und Anstand gegenüber der Pandemie und ihrer Opfer vermissen lassen.»

Zudem weist die jglp auf ein Interview von FM1 mit Damann hin, in welchem Bruno Damann sagte, dass er nicht glaube, dass die Aufhebung der Quarantäne-Regelung zu einem Anstieg der Fallzahlen führen werde. Die jglp fragt den Regierungsrat in ihrem Brief: «Sind Sie als Vorsteher des St.Galler Gesundheitsdepartements demnach der Meinung, dass die Quarantäne-Regelung keinen Einfluss auf die Fallzahlen hat? Und falls dem so wäre, weshalb wollen Sie dann gemäss Ihrer Aussage im erwähnten Interview die Quarantäne-Regelung bei tieferen Fallzahlen wieder einführen?»

In dem offenen Brief fordert die jglp den Regierungspräsident Damann, in Absprache mit den restlichen Mitgliedern des Regierungsrats dazu auf, Massnahmen wie «klare Kommunikation gegenüber der Bevölkerung», «Kooperative Haltung gegenüber dem Bundesrat zur gemeinsamen Bewältigung der Krise» und noch mehr zu ergreifen.

Die Regierung sowie Fachleute werden am Dienstagnachmittag an einer Medienorientierung die aktuelle Lage einschätzen, die beschlossenen Massnahmen erläutern und Fragen beantworten. Dabei dürfte ist ein Kommentar von Damann zu der Kritik zu erwarten sein.

Linth24/St.Gallen24