Jährlich erkranken in der Schweiz rund 4'500 Menschen an Dickdarmkrebs, 1'600 sterben an den Folgen. Dabei liesse sich ein grosser Teil dieser Todesfälle vermeiden: Darmkrebs ist eine der wenigen Krebsarten, deren Vorstufen – sogenannte Polypen – zuverlässig erkannt und entfernt werden können. Wird die Krankheit früh erkannt, sind die Heilungschancen gut.
Wissenschaftlich fundiert und international abgestimmt
Die Krebsliga Schweiz empfiehlt deshalb die Früherkennung ab 50 Jahren – entweder alle zwei Jahre mittels Blut-im-Stuhl-Test (FIT) oder alle zehn Jahre mit einer Darmspiegelung. Bisher übernahm die Grundversicherung die Kosten für diese Untersuchungen nur bis zum Alter von 69 Jahren.
Da jedoch über die Hälfte der Erkrankungen erst ab 70 auftritt, hat die Krebsliga in Zusammenarbeit mit weiteren Organisationen einen Antrag auf Anhebung der Altersgrenze gestellt – mit Erfolg.
Die neue Altersgrenze entspricht den Empfehlungen der Wissenschaft und der Praxis in vielen europäischen Ländern. Die EU-Kommission rät bereits seit 2003 zu einem Screening bis 74 Jahre, in Deutschland, Frankreich, Italien und dem Vereinigten Königreich ist diese Altersgrenze längst etabliert.
Die Umsetzung solcher Standards erfolgt in der Schweiz häufig verzögert, da sie vom Engagement gemeinnütziger Organisationen wie der Krebsliga abhängt. Diese müssen erhebliche personelle und finanzielle Ressourcen einsetzen, um international anerkannte Richtlinien ins Schweizer Gesundheitssystem zu überführen – ein System, das dadurch gebremst wird.
Flächendeckende Programme und mehr Aufklärung gefordert
Die Krebsliga begrüsst die Entscheidung, sieht aber weiteren Handlungsbedarf. Noch fehlt in mehreren Kantonen der Zugang zu organisierten, qualitätsgesicherten Screening-Programmen.
Aus Sicht der Krebsliga sollten alle Menschen in der Schweiz – unabhängig von Wohnort oder finanziellen Mitteln – Zugang zu einem franchisebefreiten Früherkennungsangebot haben.
Ein zentrales Thema bleibt zudem die Teilnahmerate. Trotz klarer wissenschaftlicher Evidenz schrecken viele Menschen aus Unsicherheit oder Unkenntnis vor einer Teilnahme zurück – etwa aus Angst vor Schmerzen bei einer Koloskopie oder weil sie das Thema verdrängen. Die Krebsliga informiert deshalb regelmässig über die Vorteile der Früherkennung, insbesondere für Personen ohne Symptome.